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Lass nur dein Herz entscheiden

Lass nur dein Herz entscheiden

Titel: Lass nur dein Herz entscheiden
Autoren: Helen Brooks
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Wahnsinn, warnte eine innere Stimme laut und deutlich. Andererseits ging es ihr seit Tagen so schlecht, dass es auch nicht mehr schlimmer werden konnte, wenn sie ein bisschen Zeit mit Jay verbrachte.
    Unglaublich sanft zeichnete er mit dem Finger ihre Lippen nach. „Bitte, Miriam. Was sind denn schon fünfzehn Minuten? Du bist wieder hier, ehe du dich versiehst.“
    „Wirklich? Fünfzehn Minuten?“
    „Ich verspreche es.“ Jay spürte, dass sie nachgiebig wurde. Schnell führte er sie zum Auto und half ihr auf den Beifahrersitz.
    Als sich Jay ans Steuer setzte, musterte Miriam ihn. Dass er heute Abend hier war, bedeutete ja wohl, dass er sie noch immer liebte und begehrte? Und sie liebte und begehrte ihn. Wenn sie so zusammen waren wie in der Hotelsuite, war nichts anderes wichtig. Nicht, wo sie wohnten, nicht der Lebensstil, überhaupt nichts.
    Unwillkürlich fragte sie: „Warum hast du mich nach deiner Rückkehr aus Deutschland nicht angerufen?“
    Bevor er antwortete, ließ Jay den Motor an und fuhr auf die Straße. Und dann kam nicht das, was Miriam erwartet hatte. Kein „Du wolltest es so“ oder „Ich hielt es für das Beste“.
    „Ich war beschäftigt“, sagte er gelassen.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. Beschäftigt? „Ich verstehe.“
    „Das bezweifle ich. Warum hast du mich nicht angerufen?“
    Na gut, das hatte sie verdient. Darauf konnte sie nichts erwidern. „Wohin fahren wir?“
    „Hübsch abgelenkt“, spottete Jay. „Irgendwohin, wo es ruhig ist.“
    Während die Meilen und Minuten vorbeirasten, herrschte ein spannungsgeladenes Schweigen zwischen ihnen, das Miriam schließlich brach, als sie schon über zwanzig Minuten unterwegs waren. „Du hast versprochen, dass ich nach fünfzehn Minuten wieder zu Hause sein würde.“
    „Ich habe gelogen.“
    Überrascht blickte Miriam ihn an, doch Jay sah nach vorn auf die Straße. „Was meinst du damit?“
    „Ich habe gelogen. Ich bin nicht perfekt.“
    „Jay, das ist nicht lustig.“
    „Soll es auch nicht sein.“
    Zum ersten Mal spürte sie so etwas wie Panik in sich aufsteigen. „Halt an. Ich will aussteigen.“
    „Sei nicht albern“, tadelte er. „Und reg dich ab. Du bist mit mir zusammen, und ich würde dir kein Haar krümmen. Es wird einfach Zeit, dass du aufhörst, davonzulaufen.“
    „Ich befehle dir, sofort anzuhalten, Jay Carter!“
    „Beruhige dich, mein Schatz.“
    Es schnürte ihr die Kehle zu, und sie brachte kein Wort mehr heraus. Dass er sie gerade jetzt so nannte, war unerträglich ergreifend.
    Während sie weiter durch die klirrend kalte Dunkelheit fuhren, wurde Miriam von einem Gefühl der Unwirklichkeit übermannt. Im Auto war es warm und gemütlich, und die winterliche Landschaft draußen sah wunderschön weihnachtlich aus. Der samtig schwarze Himmel war übersät mit funkelnden Sternen. Einladend schien Licht in den Fenstern der Häuser, an denen sie vorbeikamen. Miriam hatte aufgehört, sich zu fragen, wohin Jay mit ihr wollte. Sie war mit ihm zusammen. Bei ihm war sie in Sicherheit.
    Sie ließen die Randgebiete Londons hinter sich. Es musste über eine Stunde her sein, dass sie aufgebrochen waren, als Jay von der Landstraße abbog, durch zwei offen stehende hohe, schmiedeeiserne Tore fuhr und einer breiten Kiesauffahrt folgte. Nach einigen Minuten tauchte ein halbrunder gepflasterter Vorplatz auf, der zur Eingangstreppe einer großen Villa im georgianischen Stil führte.
    Eine hohe Ligusterhecke umgab den Vorgarten, der hauptsächlich mit Zwergbüschen und Strauchwerk gestaltet war, nur zwei majestätische, hohe Buchen standen wie Wächter auf jeder Seite des Anwesens. Eine Beleuchtungsanlage erhellte die Fassade, die Auffahrt und den Landschaftsgarten.
    Als Jay anhielt, fand Miriam ihre Stimme wieder. „Wo sind wir, und wer wohnt hier?“
    Bevor er antwortete, stellte er den Motor ab und drehte sich auf dem Sitz herum. „Wir sind auf halber Strecke zwischen London und Leamington Spa. Eine Freundin von Jayne wohnt hier. Sie verbringt Weihnachten mit ihrer Familie bei den Verwandten ihres Mannes in Amerika. Jayne hat versprochen, ein Auge auf das Haus zu haben. Es ist eine gute Gegend, um Kinder aufzuziehen. Jayne und Guy sind vor einigen Wochen in das nahe gelegene Dorf gezogen.“
    „Warum sind wir hier?“, fragte Miriam angespannt.
    „Ich will dich herumführen.“
    „Mich herumführen? Du kannst nicht einfach bei fremden Leuten hineinspazieren!“
    „Doch, ich kann.“ Jay zog Schlüssel aus der
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