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Lass nur dein Herz entscheiden

Lass nur dein Herz entscheiden

Titel: Lass nur dein Herz entscheiden
Autoren: Helen Brooks
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trank Miriam ihren Kaffee. „Und dennoch hast du erst nach seinem Tod wieder geheiratet.“
    „Ja. Wie gesagt, ich habe deinen Stiefvater genau zum richtigen Zeitpunkt getroffen. Und so merkwürdig das in meinem Alter auch klingen mag, George ist die Liebe meines Lebens, Miriam. Mit jedem Tag, den wir zusammen sind, wird es immer schöner.“
    Starr blickte Miriam ihre Mutter an. Ihr Gesicht war zwar nicht mehr jugendlich, doch es strahlte Glück und Zufriedenheit aus. Schon seit dem Tag, an dem sie George begegnet war. Fassungslos fragte sich Miriam, warum sie es bisher nie bemerkt hatte. Ihr Stiefvater war nicht der Zweitbeste, ganz und gar nicht.
    „Jay meint, du hast eine Menge Rückgrat und Mut“, stieß Miriam unvermittelt hervor.
    „Tatsächlich?“ Anne lächelte. „Der Mann ist ein Schatz. Er liebt dich, hat es immer getan und wird es immer tun. Wie George mich liebt. Jay und dein Vater sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Ich glaube keine Sekunde lang, dass er etwas mit dieser schrecklichen Frau hatte, und ich werde es niemals glauben. Ich weiß, dass du das nicht von mir hören willst, aber ich kann nicht anders. Nicht, wenn doch so viel auf dem Spiel steht.“
    Miriam begann zu schluchzen.
    Schnell stellte Anne ihre Tasse ab, kniete sich vor ihre Tochter und nahm ihre Hände. „Ruf ihn an. Sag ihm, dass du ihm vertraust.“
    „Tue ich das? Vertraue ich ihm, wie du George vertraust? So, wie eine Frau dem Mann vertrauen sollte, mit dem sie zusammen ist? Ich liebe ihn so sehr, dass es mir Angst macht.“ Miriam schniefte. „Im Gegensatz zu dir bin ich nicht mutig.“
    „Doch, bist du. Glaub mir, Miriam.“
    „Ich möchte es auch gern glauben. Sicher bin ich mir nicht. Und ich muss sicher sein. Abgesehen davon denke ich, dass Jay es satthat. Und wenn er sich entschieden hat, gibt es kein Zurück. Er ist nicht der Typ Mann, der es sich noch einmal überlegt.“
    „Er hat sich entschieden, dich zu heiraten“, erinnerte Anne sie liebevoll. „Zählt das überhaupt nicht?“ Sie stand auf und umarmte Miriam. „Kaffee ist ja gut und schön, aber für die wichtigen Momente im Leben geht nichts über einen kräftigen Rotwein. Ich mache eine Flasche auf, und wir essen hier zu Mittag. Ich habe zwei Steaks, Salat und eine Mousse au Chocolat im Kühlschrank. Wie klingt das?“
    „Es sollte das Abendessen für dich und George sein“, erriet Miriam.
    „George wird mich heute Abend gern ausführen. Er schlägt ständig vor, essen zu gehen.“ Anne umarmte ihre Tochter wieder. „Und sei nicht so streng mit dir, Schatz. Du hast ziemlich viel zu bewältigen, überstürz es nicht. Wenn Jay der Traummann ist, für den ich ihn halte, dann wird er warten. Er liebt dich.“

10. KAPITEL
    In den folgenden Tagen rief sich Miriam die Worte ihrer Mutter oft ins Gedächtnis zurück.
    Aufgeregt und erwartungsvoll sah Miriam dem Tag entgegen, an dem Jay nach England zurückkehren sollte. Einerseits hoffte sie, dass er sich bei ihr melden und verlangen würde, dass sie sich trafen. Andererseits war sie nicht annähernd in der Lage, ihm zu sagen, dass sie ihm hundertprozentig vertraute. Und so weit, wie es zwischen ihnen gekommen war, würde ihm nichts anderes genügen.
    Die Frist, die sie sich gesetzt hatte, ging vorbei, zusammen mit dem scheußlichen Wetter. Typisch für die Unbeständigkeit des englischen Klimas war die zweite Dezemberwoche für die Jahreszeit zu warm. Schon bald waren die Schneestürme nur noch eine ferne Erinnerung. Wenn im Kalender nicht „Dezember“ gestanden hätte und nicht alle Bäume kahl gewesen wären, hätte man denken können, es sei Anfang Oktober.
    Und Jay rief nicht an.
    Miriam kaufte mit Clara für den gemeinsamen Skiurlaub ein, schrieb unendlich viele Weihnachtskarten und kümmerte sich darum, dass Präsentkörbe an Verwandte und Freunde geliefert wurden. Doch in diesem Jahr ertrug sie es kaum, inmitten des vorweihnachtlichen Trubels in den Läden nach hübschen Geschenken zu suchen. Mit jeder Minute, die verstrich, ohne dass sich Jay meldete, wünschte Miriam mehr, dass Weihnachten schon vorbei wäre.
    Erstaunlicherweise verhielt ihre Mutter sich sehr taktvoll. Nicht ein einziges Mal fragte sie nach Jay. Und sie bestärkte Miriam tatsächlich in ihrem Vorhaben, mit Clara in die Schweiz zu fahren.
    Drei Tage vor Heiligabend wurde es merklich kälter. Sonst zynische Kollegen in der Anwaltsfirma unterhielten sich begeistert über weiße Weihnachten. Und wann immer Miriam das
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