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Lass los, was dich klein macht

Lass los, was dich klein macht

Titel: Lass los, was dich klein macht
Autoren: Sigrid Engelbrecht
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Wichtig für die Entwicklung von Selbstvertrauen sind ermutigende Kommentare. Übertrieben sollten sie nicht sein: Wird alles und jedes, was das Kind tut, pauschal über den grünen Klee gelobt, verunsichert das eher, als dass es das Selbstvertrauen stärken würde. Genau wie übermäßige Kritik führt auch unberechtigtes und überzogenes Lob dazu, dass das Kind unsicher bleibt. Ist ihm nämlich nicht klar, warum es gelobt wird, kann es seine Stärken und Schwächen nicht realistisch einschätzen. Das Selbstvertrauen leidet.
    Lob und auch Kritik wollen gut dosiert sein, damit das Kind sich orientieren kann, was seine Freiräume und wo seine Grenzen sind. Kinder brauchen also realistisches Feedback – zu ihren Gaben, aber auch zu ihren schwachen Seiten.
    »Wen jemand lobt, dem stellt er sich gleich.«
    Johann Wolfgang von Goethe
Meine Schwächen gehören zu mir
    Gerade heute, da Perfektion scheinbar allgegenwärtig ist – in den Medien, in den Ansprüchen in Beruf und Privatleben –, fällt es den meisten Menschen nicht leicht, die eigenen Schwächen zu akzeptieren. Doch wenn wir schon als Kinder erfahren, dass wir selbst und andere – auch die Eltern – nicht vollkommen sind, aber trotzdem akzeptiert und geliebt werden, können wir lernen, die eigenen Schwächen als Teil unserer selbst anzunehmen. Damit ist die Grundlage für ein stabiles Selbstvertrauen geschaffen.
    Ein gutes Selbstwertgefühl baut also zum einen auf der Erfahrung auf, okay und erwünscht zu sein, so wie man ist, und zum anderen auf der Überzeugung, sich selbst etwas zutrauen zu können. Verkürzt könnten wir sagen:
Die Liebe der Eltern und der nahen Bezugspersonen stärkt die Selbstakzeptanz des Kindes;
das Zutrauen der Eltern in seine Fähigkeiten stärkt sein Selbstvertrauen.
    Damit gerüstet, wird das Kind sich Neues zutrauen und die eigenen Kräfte erproben. Je mehr Fähigkeiten es dabei entwickelt, desto häufiger macht es die Erfahrung der eigenen Kompetenz.
Kommunikative Kompetenz: Ich nehme meinen Platz ein
    Aber neben Selbstakzeptanz und Selbstvertrauen, die sich schon in früher Kindheit entwickeln, gehört zum Selbstwertgefühl noch eine dritte Komponente: die kommunikative Kompetenz. Dabei geht es nicht allein darum, wie wir mit anderen sprechen, verhandeln oder sogar streiten. Gemeint ist auch allgemeiner die Art und Weise, wie wir uns anderen gegenüber präsentieren, wie wir mit ihnen zurechtkommen und welchen Platz wir unter ihnen finden. Ist es der, den wir gerne hätten, oder fühlen wir uns häufig falsch eingeschätzt?

Den eigenen Platz finden
    Sich in eine Gruppe einzufügen muss gelernt werden. Schließlich erfordert das einen schwierigen Spagat zwischen individueller Persönlichkeit auf der einen und der Gemeinschaft mit ihren Zugehörigkeitsregeln auf der anderen Seite. Kinder fangen etwa ab dem dritten Lebensjahr an, Beziehungen zu anderen aufzubauen. Im Kindergarten und später in der Schule erleben sie sich als Mitglied verschiedener Gruppen von Gleichaltrigen. Die Bewertung durch andere wird auf einmal wichtig. Die Kinder finden Freundinnen und Freunde, es kommt aber auch zu Rivalitäten, Rangeleien und Revierkämpfen. Dabei entwickeln die Kinder ein Gefühl dafür, wie sie mit anderen kommunizieren, wann es sinnvoll ist, sich abzugrenzen oder durchzusetzen, wann man Kompromisse macht und in welchen Situationen man einfach mal mit den Wölfen heult.
    Die soziale Umwelt dient schon bei Kindern als Spiegel für die eigene Selbstwahrnehmung. Einerseits ist die Erfahrung wichtig, sich als eigenständiger Mensch von anderen zu unterscheiden. Andererseits möchte man sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen. Beidem gerecht zu werden ist nicht immer leicht. Ein Kind, das sich den Erwartungen anderer vollkommen unterordnet und zum chronischen Ja-Sager wird, schwächt sein Selbstwertgefühl. Auch das Ansehen in der Gruppe wird schwinden, obwohl das Kind sich doch durch Unterordnung erst die Anerkennung und das Wohlwollen der anderen sichern will.
    Andererseits: Wer zu »besonders« ist, gerät in Gefahr, ausgegrenzt, gehänselt und gemobbt zu werden. So kann das Selbstwertgefühl ebenfalls einen Knacks bekommen. Es kann überaus schmerzlich sein, die Erfahrung zu machen: Ich gehöre nicht dazu. Ich werde nicht akzeptiert. Ich habe keinen Platz hier.
Bin ich in Ordnung, wie ich bin?
    Diese frühen Erfahrungen mit Gleichaltrigen in Kindergarten und Schule dürfen in ihrer Bedeutung für die Entwicklung des
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