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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein
Autoren: Phillipa Fioretti
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ohrfeigen können: Sie hatte sich bescheuert verhalten.
    Sie döste im Dämmerlicht der Duschzelle ein und fantasierte im Halbschlaf von ihrem eigenen Bett. Von dem weißen, mit kunstvoller Stickerei versehenen Bettüberwurf, kuscheligen Mohairdecken und Bergen von weichen Kissen. Von dem als selbstverständlich empfundenen Luxus, sich lang hinstrecken zu können. Und der Wärme eines Körpers, der sich an sie schmiegte– glatte Haut und schwarz gekräuseltes Brusthaar…
    Lily wurde von einer laut geführten Diskussion geweckt. In ihrem Traum hatte sie in ihrer Küche gestanden und Marmelade in eine Schale Müsli gerührt. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, wahrscheinlich früher Morgen, denn die ganze Zeit über war alles ruhig geblieben.
    » Ich möchte, dass du hier auf die Toilette gehst.«
    » Ich muss aber nicht.«
    » Hör mir zu, dein Vater hat keine Lust, vor Rom noch mal anzuhalten. Du weißt, wie er ist. Also ist das die letzte Gelegenheit für dich.«
    Lily setzte sich kerzengerade auf und lauschte angestrengt. Mutter und Kind hatten einen australischen Akzent, stellte sie fest.
    Sie öffnete die Duschkabine, umrundete die Trennwand und lief auf die andere Seite, wo die Damentoiletten waren. Dort stand eine Frau in Bluejeans mit einem Mädchen in pinkfarbenen Leggings und bunt geringeltem Top. Die Kleine schob trotzig ihr Kinn vor.
    » Entschuldigen Sie?«, hob Lily an.
    Die Frau blickte auf und musterte sie freundlich-distanziert.
    » Sie sind Australierin, nicht wahr?«, fragte Lily. » Ich auch. Ist auch nicht wirklich wichtig. Es ist bloß… mir ist ein kleines Malheur passiert und… jetzt sitze ich hier fest. Dabei muss ich ganz dringend nach Rom.«
    » Wir sind auf dem Weg nach Rom– wir fliegen morgen nach Hause«, meinte die Frau nachdenklich.
    Sie musterte Lily mit einem prüfenden Blick, dann sagte sie zu dem Mädchen: » Hmm, sie könnte sich zwischen dich und Sam auf die Rückbank setzen. Da ist bestimmt noch genug Platz. Was meinst du?«
    Das Mädchen bedachte Lily mit einem langen, harten Blick und fragte: » Haben Sie einen iPod?«
    » Nein.«
    » Gut. Ich bin Imogen. Sie können gern was von meiner Schoki abhaben.«
    Damit war die Angelegenheit geklärt.
    Lily quetschte sich auf die Rückbank des Renault, zwischen die beiden Kinder, dann fuhren sie los. Sam, um die vierzehn, starrte sie kurz an, dann schlief er wieder ein, den Stöpsel des iPod in den Ohren. Die Familie war bei Verwandten in Turin gewesen, erfuhr sie während der Fahrt. Enzo und Michelle waren beide Lehrer und wirkten ziemlich geschlaucht von ihrem Verwandtenbesuch. Sobald Michelle sich mit ihr unterhielt, fiel Imogen ihrer Mutter ins Wort. Als hätte sie Lily für sich gepachtet, nachdem sie ihr Okay für die Mitfahrt nach Rom gegeben hatte.
    » Hier, probieren Sie mal die Schokolade«, sagte sie und hielt Lily eine Riesentüte mit golfballgroßen Schokoladenkugeln unter die Nase. » Die Verpackungen sind zwar unterschiedlich bunt, trotzdem schmecken sie alle gleich.«
    Enzos Cousin arbeitete bei einem Süßwarenhersteller in Turin und hatte seine Verwandten mit einem Jahresvorrat eingedeckt. Lily stopfte sich hungrig den Mund mit Schokokugeln voll, während Imogen in ihrer Tasche kramte und zwei Stofftiere herauszog, einen Hund und eine Maus. Letztere drückte sie Lily in die Hand.
    » Ach, wie süß.« Lily streichelte das kuschelig weiße Plüschfell. » Sind die aus Turin?«
    » Sie spielen jetzt was mit mir«, bestimmte Imogen rundheraus.
    In den nächsten anderthalb Stunden war Lily notgedrungen eine quietschende Maus in irgendeinem Spiel, das Imogen sich ausgedacht hatte. Die grünen Fliesen in der Duschzelle bekamen zunehmend einen verklärt nostalgischen Touch, ein Refugium, wo sie friedlich ihren Gedanken hatte nachhängen können.
    » Nehmen Sie sich ruhig noch was von der Schokolade und sagen Sie: Oh, oh, Herr Hund, das können Sie nicht machen, und dann sage ich, doch das kann ich wohl, und dann sagen Sie, aber …«
    Sobald sie die Augen schloss, stupste Imogen sie in die Seite; wenn sie mit Michelle sprach, quatschte Imogen mit ihrer schrillen Piepsstimme dazwischen. Kein Wunder, dass ihr Bruder sich den iPod in die Ohren gestöpselt hatte.
    Sie verließen die A 90 , fuhren über die Via Nomentana auf den Corso d’Italia, vorbei an den Borghese-Gärten zur Piazza del Popolo. Dort hielten sie an.
    » Wir lassen Sie hier raus, weil wir noch unser Hotel suchen müssen«, meinte Enzo nach einem
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