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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland
Autoren: Tamara Domentat
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schaffen, dann hätten wir mehr Transparenz und seriöse Informationsmöglichkeiten für Freier.«
    Zumindest wer Orte meiden will, an denen Sexarbeiterinnen in einer für sie unkontrollierbaren Situation leben und arbeiten, könnte laut
    »Terre des Femmes« auf konkrete Anzeichen einer Zwangslage achten: Wenn die Frau einen eingeschüchterten, unruhigen oder verängstigten Eindruck macht, wenn sie sich 24 Stunden im Club aufhält, sich dort von anderen Frauen fernhält, Befehlen zu folgen scheint, das Geld nicht selbst abkassiert, nicht über ihren eigenen Paß oder Rückfahrschein verfügt, wenn sie nicht die Freiheit hat, bestimmte Kunden oder Handlungen abzulehnen, und natürlich wenn sie blaue Flecke oder Verletzungen hat, dann liegt die Vermutung nahe, daß sie entweder gegen ihren Willen in die Prostitution gehandelt wurde oder unter entwürdigenden Arbeitsbedingungen leidet.
    Prostitutionskunden können die Mechanismen der organisierten Armutsprostitution nicht zerschlagen, aber sie können durchaus Sand ins Getriebe streuen. »Wir wissen von einem Fall, wo ein deutscher Freier zwei minderjährige Polinnen aus der Gefangenschaft eines Landbordells befreit hat«, so Stana Buchowska vom Frauenhandelsprojekt La Strada in Warschau. »Da sie verängstigt wirkten, rief er die Polizei. Sein Verdacht bestätigte sich: Sie waren mit falschen Versprechungen dorthin gebracht worden.« Andere leihen den Frauen ihre Handys, damit sie Kontakt zu ihren Familien halten können, oder fahren aussteigewillige Frauen zu Fachberatungsstellen. Man kann sich auch in kleinen Dingen als Gentleman erweisen.
     
    Klischee Nr. 70:

Prostitutionskunden interessieren sich nicht
    für das Wohlergehen der Sexarbeiterinnen.
     
    Zusammen mit einigen Männerberatungsstellen hat »Terre des Femmes« verschiedentlich Aktionen gestartet, um Prostitutionskunden für die düsteren Seiten des Business zu sensibilisieren. Jedesmal stellte sich heraus: Das Informationsdefizit und das Bedürfnis nach offener Kommunikation ist immens. Bei einer Telefon-Hotline zum Thema Frauenhandel wollten die meisten Anrufer »wissen, ob Frauenhandel denn wirklich ein so großes Problem wäre. Ein paar wollten wissen, was sie tun könnten, falls sie eine Frau anträfen, die zur Prostitution gezwungen wird. Einige Männern teilten uns mit, sie fänden diesen Ansatz, Männer anzusprechen, gut und auch dass es eine Hotline von Männern für Männer sei. Es gab Männer, die von ihren Besuchen von Prostituierten berichteten, und Männer, die negative Erfahrungen mit Heiratshändlern schilderten. Es gab drei mögliche Hinweise auf Frauenhandel.« Für Reinhard Winter, den Geschäftsführer der an der Aktion beteiligten Männerberatungsstelle Pfunzkerle, stand danach fest: »Männer können nach wie vor über ihre
    ›Helferseiten‹ erreicht werden. Der Schutz von Frauen scheint ein tragfähiges Segment des Selbstverständnisses von Männlichkeit zu sein. Außerdem scheint bei nic ht wenigen Männern eine Moral oder Ethik bei Prostitutionsbesuchen im Spiel zu sein. Zwang zur Prostitution und direkte körperliche Gewalt ist für diese Männer mit ihrem Erleben (oder mit ihrer Illusion) unvereinbar.«229
    Die Niederländer, in puncto liberale Moral immer für einen avantgardistischen Verhaltenskodex zu haben, schufen schon früh ein Bewußtsein für Etikette und Verhandlungsmoral in der Sexarbeit. Und die von der Initiative »Stichting Man/Vrouw en Prostitutie«
    formulierten Standards gelten unabhängig davon, welche äußeren und inneren Umstände die Frau zur Prostitution bewogen haben: Tipps für Prostitutionskunden:
    Stichting Man/Vrouw en Prostitutie
     
    Ein Besuch bei einer Prostitutierten verläuft noch angenehmer , wenn du folgende Punkte beachtest:
    1. Sei höflich und respektvoll.
    2. Achte darauf, daß dein Körper frisch gewaschen ist.
    3. Trink nicht zuviel Alkohol.
    4. Triff klare Absprachen. Sag ganz klar, was du willst, und erfrage den Preis dafür.
    5. Respektiere die Grenzen, die die Prostituierte für sich setzt. Küsse auf den Mund sind oft nicht erlaubt.
    6. Für Vaginal-und Oralsex benutze immer ein Kondom, für Analsex ein extrastarkes.
    7. Sei entspannt. Sex ist die normalste Sache der Welt. Erwarte nicht zuviel, und bleib vernünftig. Es ist keine Liebesaffäre, so angenehm der Kontakt auch sein mag. Bleib professionell.
    8. Ein Kontakt kann auch deshalb weniger erfolgreich sein, weil man nicht miteinander vertraut ist. Berücksichtige dies, und
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