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Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals

Titel: Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Autoren: Lara Adrian
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gut er konnte, aber das bedeutete
nicht, dass er außerhalb der Ansiedlung nicht seine eigenen Wege gehen konnte. Wenn
sein Vater ihm deswegen gleich die Hölle heiß machte, brauchte Teddy sich das
nicht mehr bieten zu lassen.
    Aber als er sich dem Haus näherte, begann sein Mut
ihn doch zu verlassen.
    Obwohl er vorsichtig auftrat, knirschte jeder
Schritt laut im Schnee, noch lauter in der absoluten Stille, die in der Luft
hing. Die Kälte kroch ihm in den Kragen seines Anoraks. Er zitterte sowieso
schon, aber jetzt lief es ihm eiskalt über den Rücken. Ein heftiger Windstoß
fegte zwischen den Hütten hindurch, und als der eisige Wind ihn mit voller
Kraft ins Gesicht traf, spürte Teddy ein so tiefes Grauen, dass sich seine
Nackenhaare aufstellten.
    Er blieb stehen und sah sich um. Nur mondheller
Schnee und die dunkle Silhouette des Waldes. Teddy ging weiter, vorbei am Laden
seines Vaters, der die Familie und die paar anderen Leute versorgte, die in der
Gegend verstreut wohnten, und spähte nach vorn, versuchte festzustellen, ob er
sich unbemerkt ins Haus schleichen konnte. Sein keuchender Atem war das einzige
Geräusch, das er hören konnte.
    Alles schien so ruhig. So unnatürlich leblos und
still.
    Und dann blieb Teddy stehen und sah auf seine Füße
hinunter. Der Schnee unter seinen Stiefeln war nicht mehr weiß, sondern dunkel
- im Mondlicht fast schwarz, ein riesiger, schrecklicher Fleck. Es war Blut.
Mehr Blut, als Teddy je gesehen hatte.
    Ein paar Meter weiter war noch mehr. So viel Blut.
    Und dann sah er den Toten.
    Rechts von ihm, nahe am Waldrand. Erkannte diesen
riesigen Körper. Kannte die massigen Schultern unter dem zerfetzten
Thermounterhemd, das dunkel war, von Blut.
    „Dad!“ Teddy rannte zu seinem Vater hinüber und
kniete sich neben ihn. Aber für seinen Vater kam jede Hilfe zu spät. Er war
tot, sein Hals und seine Brust waren völlig zerfetzt. „Oh nein! Dad! Oh Gott,
nein!“
    Die Kehle zugeschnürt vor Entsetzen und Kummer,
stand Teddy auf, um seinen Onkel und seine beiden älteren Cousins zu suchen.
Wie war es möglich, dass sie nicht bemerkt hatten, was hier passiert war? Wie
konnte es sein, dass sein Vater angegriffen wurde und im Schnee verblutete?
    „Hilfe!“, schrie Teddy mit wunder Kehle. Er rannte
zur nächsten Hütte und hämmerte gegen den Türpfosten, rief nach seinem Onkel,
um ihn zu wecken.
    Nichts als Stille antwortete ihm. Stille in der
ganzen Ansammlung von Blockhütten und Schuppen, die sich auf dieser winzigen
Parzelle zusammendrängten. „Hallo! So kommt doch raus und helft mir,
b-b-bitte!“
    Tränenblind hob Teddy die Faust, um wieder an die
Tür zu hämmern, aber er erstarrte mitten in der Bewegung. Die Tür öffnete sich
langsam. Und direkt dahinter lag sein Onkel, genauso zugerichtet und
blutüberströmt wie sein Vater. Teddy spähte in das dunkle Haus und sah die
leblosen Gestalten seiner Tante und Cousins.
    Sie rührten sich nicht. Auch sie waren ermordet
worden. Alle, die er kannte - alle, die er liebte, waren tot. Was zur Hölle war
hier passiert?
    Wer - oder was - in Gottes Namen konnte das
getan haben?
    Langsam ging er in die Mitte der Ansiedlung zurück,
benommen und ungläubig. Das konnte nicht sein. Das konnte doch einfach nicht
sein. Einen Sekundenbruchteil lang fragte er sich, ob er halluzinierte von dem
Stoff, den Skeeter ihm zum Rauchen gegeben hatte. Vielleicht war das alles gar
nicht real. Vielleicht hatte er einfach einen Trip, und alles, was er sah, war
gar nicht real.
    Es war eine verzweifelte, flüchtige Hoffnung. Denn
das Blut war real. Ihm drehte sich fast der Magen um von dem schweren
Blutgeruch, der sich in seinen Nasenlöchern und seinem Rachen festsetzte wie
dickflüssiges Öl. All diese Toten um ihn herum waren tatsächlich da.
    Teddy sank im Schnee auf die Knie. Er schluchzte
auf, von Schock und Trauer überwältigt. Er heulte und schlug in seiner
Verzweiflung auf den gefrorenen Boden ein.
    Er hörte die Schritte nicht kommen. Sie waren zu
leichtfüßig, verstohlen wie die einer Katze. Aber im nächsten Augenblick wusste
Teddy, dass er nicht allein war.
    Und noch bevor er den Kopf wandte und in den
brennenden Schein der wilden Raubtieraugen sah, wusste er, dass er kurz
davorstand, seiner Familie in den Tod zu folgen.
    Teddy Toms schrie, aber sein Schrei verließ seine
Kehle nie.

1
    Neunhundert Meter unter den Tragflächen der roten
einmotorigen De Havilland Beaver glänzte der zugefrorene Koyukuk River im
morgendlichen Mondlicht wie
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