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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
Autoren: Derek Landy
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ihre Nachforschungen angestellt. Wenn alles vorbei ist, erhältst du deine Belohnung. Also, wie sieht es aus? Bist du dabei?“
    Jack hob eine Hand an den Mund und nagte mit seinen spitzen kleinen Zähnen an seinem Knöchel herum. Offenbar brauchte er nicht lange, um sich die Sache zu überlegen. „Okay“, sagte er, „ich bin dabei.“
    Sanguin lächelte. „Super.“
    „Wo ist sie? Ich kann’s nicht erwarten, die rundum neue, rundum böse Tanith Low zu sehen.“
    „Du siehst sie früh genug, keine Bange. Im Moment rekrutiert sie gerade das dritte Mitglied unserer kleinen Mannschaft. Es kommt im Alphabet sowohl vor dir als auch vor Dusk, aber weit hinter euch in unseren Herzen.“ „Ach ja? Wer mag das wohl sein?“
    Bis sie ins Gefängnis kam, hatte die schwarze Annis nie eine schmachvolle Niederlage hinnehmen müssen. Nur wenige hatten eine Begegnung mit ihr überlebt, besonders wenn sie wütend war und ihre Haut sich blau färbte und ihre Zähne lang und spitz wurden. Ihre Fingernägel hatten manchen letzten Schrei zum Verstummen gebracht, und ihre Kiefer hatten sich um manchen Hals geschlossen. Sie war eben eine Menschenfresserin und hatte nie etwas Schlechtes darin gesehen. Den größten Teil ihres Lebens hatte sie in irgendeinem Graben gelebt, oder, wenn sie Glück gehabt hatte, in einer Höhle, deren Boden dann bald mit den Knochen ihrer Opfer übersät war. Bis die Blonde gekommen war. Die Blonde in den braunen Ledersachen. Bevor Annis wusste, was zum Teufel überhaupt mit ihr geschah, war sie am ganzen Körper gefesselt und hilflos, und die Blonde in den braunen Lederklamotten hatte lächelnd auf sie heruntergeschaut.
    Genau wie jetzt wieder.
    Annis setzte sich auf ihrem schmalen Bett auf. Ihre Zelle war entschieden zu klein und zu hell. An einer Wand war eine Toilette und an einer anderen ein Waschbecken. Solange sie in ihrem Graben gewohnt hatte, hatte sie nie eine Toilette oder ein Waschbecken gebraucht. Das war wahrscheinlich der einzige Vorteil, wenn man in einem Graben lebte.
    „Hi“, grüßte die Blonde. Sie stand in der offenen Tür, das Schwert auf dem Rücken, und lächelte und platzte fast aus ihrem braunen Leder. „Du siehst gut aus.“
    Wie war noch ihr Name? Tanith Low?
    „Zumindest besser als bei unserer letzten Begegnung. Wenigstens trägst du heute keinen Sack.“
    Annis schaute sie an, machte aber keine Anstalten aufzustehen. „Sie lassen mich hier verhungern.“
    „Nein, lassen sie nicht. Du bekommst zu essen.“
    „Ich esse Menschen. Sie geben mir keine Menschen zu essen. Sie geben mir Tiere. Das ist barbarisch. Menschen haben wenigstens noch eine Chance. Sie können kämpfen und entkommen. Die Tiere, die sie mir geben, sind bereits tot. Ekelhaft ist das.“
    „Annis, du bist einmalig in deiner Art, deshalb bin ich hier.“
    „Ich sollte dir die Kehle aufschlitzen.“
    „Und wenn du dir deine scharfkantigen Fingernägel wachsen lassen könntest, wäre das sicher kein Problem. Aber das kannst du nicht. Du hockst hier in dieser kleinen Zelle, ein Bindezauber verhindert, dass du deine Kräfte nutzen kannst, und dein Leben driftet an dir vorbei. Und machen wir uns nichts vor, Annis, du wirst nicht jünger.“
    „Bist du deshalb hergekommen? Um deine Häme über mir auszugießen?“
    „Ganz und gar nicht. Als wir uns das letzte Mal begegnet sind, war ich noch die alte Tanith. Jetzt bin ich die neue, und mein neues Ich sieht die Dinge anders als das alte. Mein neues Ich hätte dich nie gefangen genommen und aus diesem Graben gezerrt. Das war nämlich ein herrlicher Graben! Sag, hast du gern in Gräben gewohnt?“
    Annis machte ein finsteres Gesicht.
    „Ich mache mich nicht über dich lustig, ehrlich nicht. Ich glaube nicht, dass es dir Spaß gemacht hat, in Gräben zu leben. Ich glaube, dir blieb aufgrund deiner … Veranlagung nichts anderes übrig.“ Tanith lächelte wieder. „Was würdest du sagen, wenn ich von einem Heilmittel wüsste?“
    Annis runzelte die Stirn. „Ein Heilmittel wofür?“
    „Für dein Problem. Für deinen Fluch.“
    „Ein Heilmittel für meinen Fluch? Für meinen Fluch gibt es kein Heilmittel. Ich bin so auf die Welt gekommen. Das ist angeboren.“
    „Du weißt nicht, was du bist, Annis, stimmt’s? Du weißt nicht, weshalb deine Haut sich blau färbt oder weshalb deine Nägel lang werden, und du weißt nicht, weshalb du dich in der Sonne in Stein verwandeln würdest.“
    „Und?“ Annis schniefte. „Aber du weißt es, ja?“
    „Genau“,
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