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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Herz ist weh, mein Lieb’ nur dir gewillt…
    MacAran legte seinen Arm um sie, und sie schmiegte sich gegen ihn.
    Sie flüsterte: »Wie eigenartig, daß auf einer Welt ohne Meere so viele Lieder vom Meer lebendig gehalten werden sollen …«
»Gib uns Zeit«, murmelte er. »Wir werden genügend Meere entdecken, die wir besingen können …« Er unterbrach sich, denn das Singen war verstummt, und jemand rief: »Fiona! Fiona! Sing du für uns!« Andere fielen in diesen Ruf ein, und nach einer Weile bahnte sich das schmächtige rothaarige Mädchen, das ein enges dunkles, blaugrünes Kleid trug, das ihre Schwangerschaft betonte und beinahe zur Schau stellte, seinen Weg durch die Menge. Mit ihrer hellen süßen Stimme sagte sie: »Viel kann ich nicht singen, denn ich bin zur Zeit recht kurzatmig… Was würdet ihr denn gerne hören?«
Jemand rief etwas auf Gälisch; sie lächelte und schüttelte den Kopf, nahm dann von einem anderen Mädchen eine kleine Harfe entgegen und setzte sich auf eine Holzbank. Ihre Finger bewegte n sich eine Weile in weichen Arpeggios, und dann sang sie:
    Der Wind von der Insel ein Lied von Kummer bringt, den Möwenschrei und das Seufzen der Wasserräume, in alten Träumen hör ich, wie’s Wasser singt, das von den Hügeln fließt, im Land uns’rer Träume …
Ihre Stimme war dunkel und sanft, und während sie sang, gewann Camilla das Bild grüner niedriger Hügel, vertraute Umrisse der Kindheit, Erinnerungen an eine Erde, an die sich wenige von ih nen erinnern konnten, eine Erde, die nur in solchen Liedern le bendig gehalten wurde, Erinnerungen an eine Zeit, da die Hügel dieser Erde grün unter einer goldgelben Sonne und einem meerblauen Himmel lagen …
    Weh westlich, o Meereswind, und bring uns die Lehre von unserer Heimat, von Wahrheit und Ehre; wachend und schlafend will ich Wässer genießen, die im Land der Jugend von den Hügeln fließen.
    Camillas Kehle zog sich in einem erstickten Schluchzen zusammen. Das verlorene Paradies, das vergessene … zum ersten Mal unternahm sie jetzt eine bewußte Anstrengung, ihre geistigen Augen dem besonderen Bewußtsein zu öffnen, das sie seit der Zeit des ersten Windes kannte. Diese ihre Augen und ihren Verstand konzentrierte sie beinahe grimmig, mit einem Aufwallen von nahezu leidenschaftlicher Liebe, auf das singende Mädchen; und dann sah sie - und entspannte sich.
    Sie wird nicht sterben. Ihr Kind wird leben.
    Ich hätte es nicht für ihn zur Welt bringen können, für ihn, der ausgelöscht werden wird, als habe es ihn nie gegeben …
Was ist los mit mir? Er ist nur ein paar Jahre älter wie Moray, es gibt keinen Grund, weshalb er nicht die meisten von uns überleben sollte… Doch die Angst war vorhanden, die Angst und die gewaltige Erleichterung, als Fionas Lied zu seinem Ende anschwoll:
    In diesem fernen Land des Exils wir singen, die Pfeifen und Harfen wie vorher so schön, doch nie wird Musik so süß wie Wasser erklingen, wie’s fließt in dem Land, das nie mehr wir seh’n …
    Camilla merkte, daß sie weinte, doch sie war nicht allein. Rings um sie her in dem verdunkelten Raum betrauerte n die Exilanten ihre verlorene Welt. Kaum fähig, dies zu ertragen, stand Camilla auf und tastete sich blindlings durch die Menge und zur Tür. Als man sah, daß sie schwanger war, machte man ihr höflich Platz. MacAran folgte ihr, doch sie nahm keine Notiz von ihm. Erst als sie im Freien waren, drehte sie sich zu ihm um und weinte heftig und blieb stehen. Sie hörte seine besorgten Fragen, doch sie sperrte sie aus. Sie wußte ihm nicht zu antworten.
    Rafe versuchte sie zu trösten, aber irgendwie registrierte er ihre Unruhe, und für eine Weile wußte er nicht, warum das so war, bis es ihm abrupt klar wurde.
    Hoch über ihm prangte ein sternenklarer Nachthimmel, ohne Wolken, ohne das geringste Anzeichen von drohendem Regen. Zwei große Monde hingen limonengrün und pfauenblau tief am dunkler werdenden violetten Firmament. Und die Winde frischten auf.
    Im Saal der Neu-Hebriden-Gemeinschaft ging das Musizieren unmerklich in einen fast ekstatischen Gruppentanz über, das wachsende Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Liebe und Gemeinsamkeit band sie in Fesseln der Nähe zusammen, die niemals mehr vergessen werden sollte. Einmal, spät in der Nacht, als die Fackeln unruhig brannten und wilde Funken versprühten, sprangen zwei Männer auf, starrten einander in einem Auflodern heftigen Zorns an, dann zuckten die Schwerter aus den grellbunten
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