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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
Autoren: Ilona Andrews
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schwarze Rauchwolke. Irgendwo krachten Gewehrschüsse.
    Bewaffnet mit einem Schwert trat Morell de Braose ins Freie. Schwarzer Dreck und Blutspritzer verunzierten sein blaues Wams. Ohne seine mühsam aufgebaute Fassade war er der Räuberbaron, skrupellos, kalt und stinksauer.
    Er konnte sie umbringen. Sie hätte es ihm nicht mal verdenken können, wenn er sie mit seinem Schwert durchbohrt und sie verblutend auf dem Boden liegen gelassen hätte.
    Er heftete seinen Blick auf sie. »Na, das ist ja mal eine interessante Entwicklung. Verraten Sie mir, wieso ich Sie nicht töten sollte.«
    »Helena d’Amry hat meinen Bruder umgebracht. Mir war klar, dass sie hier aufkreuzen würde, also kam ich her, um sie zu töten. Aber ich habe versagt.«
    »Was kümmert mich das?«
    »Helena hat Sie gedemütigt und die Reputation Ihrer Versteigerung ruiniert. Es wird lange dauern, bis sich hier wieder jemand blicken lässt.«
    Morell verzog das Gesicht. »Sie machen sich nicht gerade beliebt bei mir.«
    »Sie können Ihren Ruf nur wiederherstellen, wenn Sie die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und die Bestrafung so drastisch ausfällt, dass niemand es je wieder wagt, an Ihrem guten Ruf zu kratzen.«
    »Helena ist auf dem Weg nach Louisiana«, knurrte er.
    »Nein, sie befindet sich weniger als sechs Meilen von hier, in einer Burgruine auf der anderen Seite dieses Berges.« Audrey wies auf die grüne Bergkette.
    Morell packte ihr Gesicht, zog sie zu sich heran und blickte in ihre Augen. »Wenn Sie lügen, geben Sie’s lieber gleich zu. Sie haben keine Ahnung, welche Schmerzen ich Ihnen zufügen werde, wenn Sie mich enttäuschen. Wenn ich so sauer bin wie jetzt, kann ich sehr kreativ sein.«
    Ihr Herz krampfte sich voller Angst zusammen. Sie dachte an Kaldar. Plötzlich sah sie ihre einzige Chance, ihn zurückzubekommen.
    Audrey erwiderte Morells Blick. »Über dem Berg da. Eine Ruine aus dunklem Stein mit vier Türmen, einer eingestürzt, drei stehen noch. Sechs Leute sind bei ihr. Grüßen Sie sie von Lisetta, wenn Sie sie umbringen.«
    Morell stieß sie zur Seite. »Sperrt sie weg. Und macht den Flugdrachen startklar.«
    Ein Vikinger packte sie an den Schultern und zerrte sie zu einem Wachhaus. Dort zog er sie durch einen großen Raum und stieß sie in eine Zelle. Audrey prallte gegen die Wand. Mit metallischem Scheppern fiel die Tür ins Schloss. Der Vikinger schob den Riegel vor und marschierte hinaus.
    Durch die Gittertür sah sie Männer hin und her laufen. Hörte Schreie. Dann wurde es still.
    Sie setzte sich auf den Steinfußboden und wartete.
    Ein Mann stieß einen qualvollen Laut aus, auf dem Gang stürzte ein Vikinger zu Boden. Dann trat Gaston grinsend über den Körper.
    »Sie sind weg.«
    Audrey konzentrierte sich, mit einem Klicken öffnete sich die Tür ihrer Zelle. »Gehen wir ihn holen.«
    Kaldar schloss die Augen. Er hatte es satt, sein Blut aus ihm heraustropfen zu sehen.
    Es war vorbei. Diesmal konnte er sich nicht herausreden. Er konnte sich nicht selbst von seinen Fesseln befreien. Niemand eilte ihm zu Hilfe. Er war am Ende.
    Sie hatten ihn zum Bett gebracht, sodass er nun statt der Tür die Wand vor Augen hatte. Er würde allein sterben, im Angesicht einer kahlen Wand.
    Aber das machte nichts. Wirklich. Er hatte seine Aufgabe erfüllt: Gaston war im Besitz der Emitter. Er würde gut auf sie aufpassen und sie schließlich dem Spiegel übergeben. Die Jungs lebten noch. Und waren in Sicherheit. Und Audrey … Audrey war am Leben.
    Er ließ sich zu einem aus Erinnerungen und Sehnsüchten gewirkten Ort in seinem Inneren treiben, an dem er und Audrey glücklich bis an ihr seliges Ende lebten. An jenem Ort führte er sie zu seinem Haus. Wo sie sich liebten. Abends saßen sie draußen und beobachteten die über dem See tanzenden Glühwürmchen. Sie tranken süßen Wein und lachten miteinander. Dort war er glücklich. Dort wollte er bleiben und die Wirklichkeit verlöschen sehen.
    Er würde einfach einschlafen und so viel Blut verlieren, dass er das Bewusstsein verlor. Bis dahin würde er die Zeit, die ihm noch blieb, mit ihr verbringen.
    Krachend flog die Tür auf. Jemand kam, um zum wiederholten Mal den Blutbeutel zu wechseln. Zwei Männer rollten ins Zimmer. Einer war Killian, Helenas Jäger. Der andere war … Gaston. Sie rangen miteinander, einer versuchte den anderen zu überwältigen.
    Eine Halluzination .
    Dann stürmte, einen Dolch in der Hand, Audrey durch die Tür.
    Killians Maul klaffte wie der
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