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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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der abrasierte Bart … der Schlüssel um den Hals … und der Geruch. Natürlich – der Geruch. Rosenwasser. Seine Wohnung direkt neben dem Attentäter von Innsbruck … Sein Hobby, die Pyrotechnik … Wie ein Donnerschlag brach die Erkenntnis über Kluftinger herein. »Parfümiere dich, rasiere die überflüssigen Haare, trage deine beste Kleidung.« War das nicht der Text gewesen, den Yildrim ihnen vorgetragen hatte? Aus dem Leitfaden für die Attentäter des 11. September?
    Er wusste es. Er hatte die entscheidende Frage beantwortet: Wer! Nun war alles völlig klar. Und es war klar, was er nun zu tun hatte.
    Er rannte los. Den ganzen Weg zurück durch die Katakomben, vorbei an Hösch, der noch immer an der gleichen Stelle stand und ihm etwas zurief, was der Kommissar jedoch einfach ignorierte, erreichte er schweißgebadet den Ausgang, lief nach draußen, hinter die Bühne.
    Du schießt oder stirbst mit deinem Knaben!
    Kluftinger sah auf die Uhr. Noch zwölf Minuten. Wie von Furien gehetzt raste er weiter. Er merkte erst gar nicht, dass er an Markus vorbeilief.
    Ich soll der Mörder werden meines Kindes?
    »Vatter, hast du was gefunden?«
    Jetzt erst nahm Kluftinger seinen Sohn wahr. »Hau ab, Markus! Schau, dass du hier wegkommst!«, schrie er ihm über die Schulter zu. Doch der dachte gar nicht daran und schloss sich seinem Vater an.
    Man sagte mir, dass du ein Träumer seist, und dich entfernst von andrer Menschen Weise. Du liebst das Seltsame – drum hab ich jetzt ein eigen Wagstück für dich ausgesucht.
    Der Apfelschuss stand kurz bevor. Und damit die Explosion. Hinter einer Hütte kam ihnen Kluftinger senior entgegen. Er war völlig erschöpft. »Ich … hab … nix gefunden«, schnaufte er.
    »Das ist jetzt egal«, gab der Kommissar zurück.
    »Nein … ehrlich, ich hab … überall …«
    »Vatter, es ist egal. Wir brauchen die Bombe nicht mehr.«
    Sein Vater sah ihn fassungslos an.
    »Ich weiß, wer sie zündet.«
    Stille. Keiner sagte ein Wort.
    »Wer?«, keuchte sein Vater schließlich.
    »Kommt mit. Irgendwohin, von wo aus man auf die Bühne sieht.«
    Sie rannten zu einem Platz zwischen einer Hütte und einem Baum. Kluftinger kniff die Augen zusammen und versuchte, den Mann auszumachen, von dem er nun so sicher war, dass er der Attentäter war. Und dann sah er ihn. »Der da!«, sagte er heiser.
    Jetzt Schütze triff und fehle nicht dein Ziel.
    »Los, wir packen ihn!«, keuchte Markus aufgeregt.
    »Nein, warte.« Der Kommissar packte seinen Sohn am Arm. »Er darf’s nicht merken, er hat doch den Zünder.«
    Es ist umsonst, wir haben keine Waffen.
    »Schaut mal«, rief Kluftinger senior plötzlich aufgebracht und zeigte in Richtung des Mannes. Sie sahen, wie der seine Hand in die Hosentasche steckte und langsam etwas herausholte.
    Da klingelte Kluftingers Handy erneut. Sie fuhren zusammen und versteckten sich hinter der Hütte. Sofort nahm Kluftinger ab.
    »Hören Sie«, keuchte Yildrim ohne Umschweife ins Telefon, »Sie brauchen den Fernzünder. Nicht die Bombe. Wir haben den Attentäter gefunden. Es ist ein Handy, verstehen Sie? Ein Handy. Es hat nur zwei Nummern im Adressbuch, verborgen hinter zwei Kennwörtern. Die eine deaktiviert die Bombe, die andere zündet sie. Welche die richtige ist, sage ich Ihnen, sobald ich es weiß.«
    Nur zwei Nummern? Nur? Kluftingers Magen krampfte sich zusammen.
    »Was ist?«, wollte Markus wissen.
    »Wir brauchen sein Handy. Los!«

Noch 4 Minuten, 24 Sekunden
    Jetzt Retter, hilf dir selbst – du rettest alle!
    Bei diesen Worten betraten sie die Bühne. Sie versuchten, sich so leise wie möglich an Ludger heranzupirschen. Etwa einen Meter hinter ihm stellten sie sich im Halbkreis auf und sahen wie gebannt auf seine Hand, in der er das Mobiltelefon hielt. Mit einem Kopfnicken signalisierte Kluftinger seinem Sohn und seinem Vater, dass es nun so weit war. Dann sprang er los.
    Ludger war von der Attacke völlig überrascht, doch er fing sich schnell wieder. Kluftinger hatte beide Arme von hinten um ihn gelegt und drückte zu, so fest er konnte. Sein Vater versuchte unterdessen, dem jungen Mann das Handy zu entreißen. Doch der befreite sich aus Kluftingers Klammergriff und versetzte Kluftinger senior einen Hieb mit dem Ellenbogen in die Magengrube, worauf dieser hustend zu Boden ging. Da packte ihn Markus von der anderen Seite, und Kluftinger gelang es, Ludger das Handy zu entwenden. Doch wieder riss sich der junge Mann los, packte das Handy erneut und
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