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Lady meines Herzens

Lady meines Herzens

Titel: Lady meines Herzens
Autoren: Rodale Maya
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glauben müsste, dass sie eine uninformierte Närrin war. Schließlich wollte sie ihn beeindrucken.
    »Ich glaube, die meisten Londoner lesen diesen Unsinn«, sagte sie daher. Als der Weg frei war, legte er seine Hand auf ihren Rücken und führte sie durch die Menge. Ein leiser Schauer durchrieselte sie.
    »Das stimmt natürlich. Die London Weekly ist die Zeitung mit den skandalösen Schreibfräulein, die über noch skandalösere Ereignisse berichten, oder?«
    »Genau«, antwortete Sophie. Diese Beschreibung seines liebsten Projekts würde Mr Knightly gefallen. »Und was denken Sie über diese kritzelnden Frauen?« Jeder in der Stadt hatte zu diesem Thema eine Meinung. Es hatte sie nie interessiert, was irgendjemand darüber dachte. Bis jetzt.
    »Ich halte es für skandalös, aber den Tätigkeiten, die einer Frau sonst noch offenstehen, bei Weitem vorzuziehen«, gab Brandon zurück. Sophie grinste breit. Er würde ihre innere Stimme verstehen: Näherin oder Dienerin, Gouvernante oder Mätresse. Sie wollte ihm gerade eröffnen, dass sie eine dieser anstößigen Frauen war, die über Skandale berichteten, aber dann …
    »Natürlich wäre es etwas völlig anderes«, fuhr er fort, »wenn die fragliche Dame eine meiner Schwestern oder meine Frau wäre.«
    Sophie machte – unglücklicherweise – wieder einmal Bekanntschaft mit dem schrecklichen Gefühl, wenn Hoffnungen zerschmettert werden. Ihr Mut sank.
    »Haben Sie eine Frau?«
    »Nein«, sagte er, und sie erwartete, dass er »allerdings« oder »aber« oder irgendetwas anderes anfügen würde, was ihre romantischen Fantasien endgültig zum Einsturz brächte. Doch er sprach nicht weiter, und so wagte sie es, ihre Gedanken und Träume von dem Richtigen fortzusetzen.
    Die Frage erwischte Brandon auf dem falschen Fuß, und er zögerte, ehe er darauf antwortete. Er hatte keine Frau, das stimmte. Er hatte allerdings eine Verlobte. Wenn er Miss Harlow irgendwann noch einmal begegnen würde, würde er sie jetzt bestimmt über seine Verlobung in Kenntnis setzen. Aber sie hatten nur diesen einen Nachmittagsspaziergang. Lady Clarissa zählte in diesem Fall nicht.
    »Es wäre sehr liederlich und verrucht, wenn Sie mit anderen Frauen umherspazieren würden, obwohl Sie verheiratet sind«, bemerkte Miss Harlow. Er hoffte, sie würde das Zucken seiner Augenbrauen nicht bemerken.
    »Stimmt, das wäre ziemlich ruchlos von mir«, gab er ihr recht. »Man müsste mich läutern.«
    »Geläuterte Lebemänner geben die besten Ehemänner ab«, trug Miss Harlow vor.
    »Stimmt das wirklich?«, fragte Brandon sich laut. Man konnte keine zehn Minuten in der Stadt sein, ohne diese abgedroschene Phrase zu hören. Trotzdem gab es für ihn keine Beweise, die diese gewagte These stützten.
    »Ich wüsste nicht. Wissen Sie mehr? Sind Sie gar ein Lebemann?«, fragte Miss Harlow. Brandon ertappte sie dabei, wie sie ihm einen schüchternen Seitenblick zuwarf. Ihre geheimnisvollen, dunklen Augen ruhten auf ihm. Für eine Sekunde raubte sie ihm den Atem.
    »Ich weiß nichts darüber«, beantwortete er ihre erste Frage.
    »Sie wissen nicht, ob Sie ein Lebemann sind?«, neckte sie ihn.
    Sonst machte sich nie jemand über ihn lustig. Außerdem verdächtigte ihn niemand eines ausschweifenden Lebenswandels. Es gefiel ihm, wenigstens für kurze Zeit nicht der Duke, sondern einfach Mr Brandon zu sein. Zu schade, dass er es nicht bleiben konnte.
    »Ich bin bestimmt kein Lebemann«, antwortete er ehrlich.
    »Das behaupten sie alle«, gab sie schlagfertig zurück.
    »Das glaube ich gerne«, erwiderte Brandon. Eine leise Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit, da er unwillkürlich an seine Freunde bei White’s denken musste.
    »Oh, wollen wir durch den Park spazieren?«, schlug sie vor, als sie den Bloomsbury Square erreichten. »Ich liebe es, durchs Grün zu wandeln.«
    Der Bloomsbury Square war tatsächlich sehr hübsch gestaltet mit sauber geharkten Kieswegen, die zwischen Rasenflächen und unter riesigen Eichen kreuz und quer gingen. Sobald sie den Park betreten hatte, schien der Lärm der Stadt zurückzuweichen. Die Luft roch sogar etwas süßer, fand er.
    »Kann es sein, dass Sie zufällig vom Land kommen, Miss Harlow?«
    »Ja«, sagte sie. »Können Sie etwa erkennen, dass ich keine Londonerin bin?«
    »Ich habe nichts dergleichen vermutet, bis Sie Ihr Interesse an Bäumen und Gras zum Ausdruck gebracht haben. Seit wann leben Sie in der Stadt?«
    »Erst seit knapp einem Jahr. Ich bin hier glücklich, aber
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