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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum
Autoren: Mary Nichols
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Theaterstück interessieren werden?”
    “Warum nicht? Man weiß ja nie, vielleicht findest du ja auch eine Braut unter den Gästen.”
    “Gott behüte!”
    “Warum nicht? Du weißt doch, dass es höchste Zeit für dich ist zu heiraten.”
    “Oh Lavinia, nicht auch du! Als genügte es nicht, dass Stiefmama mir damit immer in den Ohren liegt. Ich gehe eine Ehe erst dann ein, wenn ich bereit bin für ein solches Unterfangen. Außerdem werde ich mich nur aus Liebe binden.”
    “Nein, wirklich?”, rief sie und lachte herzhaft. “Aus Liebe? Hast du womöglich schon eine Frau ins Auge gefasst? Sag es mir …”
    “Unter gar keinen Umständen. Und du hast überhaupt keinen Grund, dich über mich lustig zu machen”, beschwerte sich James. “Wenn ich mich recht entsinne, hast du vor zwei Jahren auf deinem ersten Ball jedem heiratswilligen Junggesellen, der dich wiederzusehen wünschte, einen Korb gegeben.”
    “Es wäre unrecht von mir gewesen, hätte ich einen von ihnen ermutigt, mich zu hofieren, weil mir kein einziger meiner Verehrer wirklich interessant erschien”, verteidigte sich Lavinia.
    “Hast du bislang wirklich nicht in Erwägung gezogen zu heiraten?”
    Lavinia setzte eine feierliche Miene auf. “Nein, weil auch ich mich erst dann vermähle, wenn ich bereit dazu bin und mich verliebt habe.”
    “Wirst du den richtigen Zeitpunkt überhaupt zu erkennen wissen?”
    Diese Frage beschäftigte Lavinia in der Tat, seit sie in die Gesellschaft eingeführt worden war. Doch bis zum heutigen Tag hatte sie noch keine befriedigende Antwort darauf gefunden. Ihre Freundinnen schienen diesbezüglich ebenso ratlos wie sie, ungeachtet der Tatsache, dass viele von ihnen bereits verheiratet waren und Kinder hatten.
    “Ich werde es schon merken”, sagte sie unbekümmert, derweil sie den Pinsel in das Wasserglas und anschließend in einen Farbtiegel tauchte. Um das Thema zu wechseln, fügte sie hinzu: “Du hast mir noch immer nicht verraten, weshalb du überhaupt gekommen bist.”
    “Brauche ich einen Grund, euch zu besuchen? Ich habe gehört, dass ihr in der Stadt weilt, und mich kurzerhand entschlossen, euch meine Aufwartung zu machen.”
    “Also mehr ein Höflichkeitsbesuch. Ich werde Mama Bescheid geben, dass du hier warst. Sie erledigt zurzeit einige Einkäufe.”
    “Ich wollte vor allem dich sehen. Ich möchte dir nämlich etwas zeigen.”
    “Was denn?”, fragte sie voller Neugier und wandte sich so schwungvoll um, dass die Farbe aus ihrem Pinsel spritzte.
    James reagierte blitzschnell und machte einen Satz rückwärts. “Lavinia, leg unverzüglich dieses Ding aus der Hand, sonst ruinierst du mir noch meine Pantalons, und dann werde ich dir nie verraten, was ich dir zeigen wollte.”
    Die junge Dame tat wie ihr geheißen, während James einen der Lappen vom Tisch nahm und seinen Stiefel von grünlichen Klecksen befreite.
    “James, sprich endlich!”
    “Geh zum Fenster.”
    Sie eilte über das frisch polierte Parkett und machte an einem der Fenster, die den Blick auf die Straße freigaben, halt. Draußen herrschte das übliche städtische Treiben, zahlreiche Chaisen und Reiter kamen unter lautem Hufegeklapper des Weges. Doch direkt vor dem Haus, nicht zu übersehen, stand James’ neue Kutsche mit einem Gespann aus zwei edlen Pferden. Ein Bursche, dem James wohl ein paar Kupfermünzen gegeben hatte, gab darauf acht.
    “Oh James! Was für ein wundervoller Phaeton! Hast du ihn gerade erst gekauft?”
    “Ja. Gefällt er dir?”
    “Ich muss ihn mir aus der Nähe ansehen!”, erklärte sie eifrig und legte rasch ihre Schürze ab, um auf der Stelle aus dem Saal zu laufen, die Treppen hinunter und durch das großzügige Entree hinaus ins Freie, gefolgt von dem zufrieden schmunzelnden James.
    “Gütiger Himmel!”, rief sie und hielt direkt vor dem Phaeton inne. “Wie groß er ist!”
    “Hättest du Lust, eine kleine Runde mit mir zu drehen?”
    “Sofort?”
    “Warum nicht? Deine Malerei kann doch getrost ein bis zwei Stunden warten, oder nicht?”
    Lavinia zögerte keinen Augenblick. Sie war stets für unkonventionelle Aktivitäten zu haben, und im Moment reizte sie vor allem, über den Köpfen anderer Ausflügler durch den Hydepark zu fahren. “Ich ziehe mich nur rasch um. Warte im Salon auf mich, in zehn Minuten bin ich zurück”, erklärte sie dem Stiefbruder, wobei die letzten Worte im Foyer verhallten, denn sie war bereits die Treppe hinauf zu ihrem Schlafzimmer geeilt, um hurtig in ihr hellblaues
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