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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan
Autoren: Eloisa James
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ihn selbst überraschte. »Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich ins Empfangszimmer kam und dich am Klavier erblickte …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war ein Cembalo.«
    »Wie auch immer. Jedenfalls hast du ein gelbes Kleid getragen und Purcells
Fairest Isle
gespielt.«
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass du so sentimental bist, Rees«, sagte sie vollkommen gleichgültig.
    »Ich würde das schwerlich ›sentimental‹ nennen. Ich behalte dieses Bild deswegen im Gedächtnis, weil es für den verrücktesten Impuls meines Lebens steht: dass ich dich bat, mit mir durchzubrennen.«
    Rees vermochte nicht zu sagen, ob er sie nun endgültig zur Weißglut gebracht hatte. Meine Güte, welche Selbstbeherrschung Helene in den letzten Jahren erworben hatte! Früher hatte selbst die harmloseste seiner Bemerkungen einen Tränenausbruch zur Folge gehabt, oder aber sie hatte mit Gegenständen geworfen. Er musterte ihre steife, regungslose Gestalt und fragte sich, ob ihm die alte Helene nicht lieber gewesen war.
    »Es war wohl kaum ein Impuls, Rees, denn wir kannten uns damals schon einige Monate. Doch wenn ich meine Einwilligung zu deinem schrecklich kränkenden Antrag zurücknehmen könnte, dann würde ich es mit Freuden tun. Denn sie hat mein Leben ruiniert.«
    Diese Erklärung schien aus tiefstem Herzen zu kommen, und Rees verkniff sich die bissige Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag. Er musterte seine Frau genauer. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihr Haar war so straff aufgesteckt, wie es mit diesen höllischen Zöpfen möglich war.
    »Liegt dir irgendetwas auf der Seele, Helene?«, fragte er. »Mehr als gewöhnlich, meine ich.«
    »Du.« Sie hob die Augen, und die Verzweiflung, die in ihnen zu lesen war, berührte ihn sehr. »Du, Rees.«
    »Aber warum nur?«, fragte er ehrlich verblüfft. »Ich bin doch gar nicht mehr so schrecklich wie früher, als ich …«, er brach ab und beschloss, die russischen Tänzerinnen lieber nicht zu erwähnen, »… als ich jünger war. Ich habe mich nie in deine Angelegenheiten eingemischt. Was ist denn auf einmal so schlimm daran, mit mir verheiratet zu sein? Viele Frauen würden dich glühend um deine Stellung beneiden. Und wenn du Glück hast, falle ich tot um wie Esme Rawlings’ erster Mann, und du wirst eine reiche Witwe.«
    Das war ein recht lahmer Scherz, aber er entlockte ihr doch ein leises Lächeln.
    »Ehrlich, Helene, ich begreife einfach nicht, was an der Tatsache, dass ich dein Mann bin, so störend sein sollte. Wenn ich dich bitten würde, deine ehelichen Pflichten zu erfüllen, könnte ich es ja noch verstehen.« Er brach abrupt ab, doch zu spät: Der Satz hing zwischen ihnen in der Luft. Rees wünschte, er hätte dieses alte schmerzliche Thema nicht zur Sprache gebracht.
    »Ich will ein Kind«, sagte Helene leise. »Ich … ich wünsche es mir sehr.«
    »Immer noch?«, entfuhr es ihm. Helene saß am äußersten Ende der Couch und hatte die zarten Hände im Schoß geballt. Es gab nicht vieles, was Rees am Körper seiner Frau mochte, doch ihre Hände hatte er immer geliebt. Was für ein Narr ich war, dachte er. Früher einmal hatte er geglaubt, diese Hände würden ihn ebenso liebkosen wie die Tasten eines Klaviers.
    Helene runzelte die Stirn. »Ja, immer noch. Wie ich dir bereits vergangenen Frühling gesagt habe. Warum sollte ich diesen Wunsch aufgegeben haben?«
    Wenn Rees verblüfft war, pflegte er Dinge zu äußern, die er später bedauerte. »Weil du nicht gerade …« Er musterte sie.
    »Was?«
    »Der mütterliche Typ bist«, vollendete er und spürte zu spät die drohende Gefahr.
    »Erkläre dich genauer, Rees.« Jetzt zischte sie vor Wut.
    Rees widerstand dem Drang, sich zu versichern, dass keine zerbrechlichen Objekte in ihrer Reichweite standen. Er machte eine vage Handbewegung. »Mütterlich … ähm, fruchtbar, zeugungsfreudig … Du weißt doch, was ich meine!«
    »Fruchtbar?« Er hörte ihre Zähne knirschen. »Du wagst es, mir zu sagen, dass ich nicht
fruchtbar
genug bin? Hast du etwa meine Eignung bewertet, als wäre ich eine Zuchtsau, die du auf dem Markt zu kaufen gedenkst?«
    »So war das nicht gemeint«, beeilte er sich zu versichern, machte es damit aber nur schlimmer. »Ich wollte doch nur sagen …«
    »Ja, was wolltest du eigentlich sagen?«
    Doch Rees zog es vor, einen anderen Weg einzuschlagen. »Was in Gottes Namen willst du mit einem Kind anfangen, Helene?« Von einer jähen Erkenntnis getroffen kniff er die Augen zusammen. »Was
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