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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition)
Autoren: D. H. Lawrence
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Clifford aus Dankbarkeit drüben in Amerika ohne Zweifel «gut» tun. Ruhm! Man erwirbt sich eine Menge Ruhm – was immer das sein mag –, wenn man in der richtigen Weise über sich reden läßt, besonders «dort drüben». Clifford war im Kommen. Und es war beachtlich, was für einen sicheren Propaganda-Instinkt er hatte. Michaelis porträtierte ihn schließlich aufs nobelste in einem Stück, und Clifford wurde so etwas wie ein volkstümlicher Held. Bis dann der Rückschlag kam, als er merkte, daß er lächerlich gemacht worden war.
    Connie wunderte sich ein bißchen über Cliffords blinden, anmaßenden Trieb, bekannt zu werden: bekannt zu werden in der unermeßlichen, amorphen Welt, die er selbst gar nicht kannte und die ihm Unbehagen und Angst einflößte; bekannt zu werden als ein Schriftsteller, als ein erstklassiger moderner Schriftsteller. Connie wußte vom alten, erfolgreichen, kernigen, verschmitzten Sir Malcolm, daß Künstler Reklame für sich machen und sich mühen, ihre Ware an den Mann zu bringen. Aber ihr Vater bediente sich dabei schon ausgetretener Wege – Wege, die auch von den anderen Mitgliedern der Königlichen Akademie begangen wurden, wenn sie ihre Bilder verkaufen wollten. Clifford dagegen entdeckte neue Wege der Propaganda – die verschiedensten. Er lud alle möglichen Leute zu sich nach Wragby ein, ohne daß er sich eigentlich etwas dabei vergeben hätte. Er war entschlossen, sich rasch ein Monument an Reputation zu errichten, und verwendete jedes verfügbare Steinchen zum Bau.
    Michaelis kam pünktlich an, in einem sehr respektablen Wagen, mit Chauffeur und Diener. Er war ganz Bond Street! Aber bei seinem Anblick wich in Cliffords ländlichem Gemüt irgend etwas zurück. Er war nicht so recht … nicht so recht … also, er war überhaupt nicht … nun, das, worauf er mit seinem Äußeren abzielte. Für Clifford war das entscheidend und genug. Doch er war sehr höflich zu dem Mann, zu seinem erstaunlichen Erfolg. Die Hundsgöttin Erfolg – so nennt man sie – strich knurrend und schützend um die Beine des halb ergebenen, halb auftrumpfenden Michaelis und schüchterte Clifford vollkommen ein: denn er wollte sich der Hundsgöttin Erfolg liebend gern selber anbieten, wenn sie ihn nur nähme.
    Michaelis war offensichtlich kein Engländer, trotz all der Schneider, Friseure, Hut- und Schuhmacher des besten Londoner Viertels. Nein, nein, er war offensichtlich kein Engländer: sein abgeflachtes, blasses Gesicht und seine Haltung und sein Groll waren von der falschen Art! Zwar verfügte er über Groll und Mißgunst – wie jeder echte englische Gentleman sehen konnte, der sich aber schämen würde, so etwas in seinem Betragen laut werden zu lassen! Der arme Michaelis hatte viele Fußtritte bekommen und sah sogar jetzt noch ein bißchen aus wie ein Hund, der mit eingeklemmtem Schwanz umherläuft. Er hatte sich mit seinen Stücken durch schieren Instinkt und schiere Frechheit einen Weg auf die Bühne und an die Rampe gebahnt. Er hatte die Leute für sich eingenommen. Und er hatte gedacht, die Zeit der Fußtritte sei vorüber. Doch sie war nicht vorüber, leider … Sie würde es nie sein. Denn er forderte in gewisser Weise dazu heraus, getreten zu werden. Er verzehrte sich danach, dort zu sein, wohin er nicht gehörte: in der englischen Oberschicht. Und was für einen Spaß es ihnen machte, ihn zu treten! Und wie er sie haßte!
    Und trotz alldem reiste er mit seinem Diener und seinem sehr respektablen Wagen, dieser Dubliner Bastard!
    Irgend etwas war an ihm, das Connie gefiel. Er machte sich nichts vor, er hatte keine Illusionen über sich. Er unterhielt sich mit Clifford vernünftig, bündig, praktisch über alles, was Clifford wissen wollte. Er machte sich nicht breit, ließ sich nicht gehen. Er wußte, man hatte ihn nach Wragby eingeladen, weil er ausgenutzt werden sollte, und wie ein alter, gewiegter, nahezu indifferenter Geschäftsmann – oder wie ein großer Geschäftsmann – ließ er sich fragen und antwortete mit so wenig Gefühlsaufwand wie möglich.
    «Geld!» sagte er. «Geld ist eine Art Instinkt. Geld zu machen ist eine Art Naturveranlagung im Menschen. Es ist nichts, wozu man selber etwas beiträgt. Kein Trick, den man anwendet. Es ist eine Art permanenter Zufall der eigenen Natur. Wenn man einmal angefangen hat, bleibt man dabei, Geld zu machen; bis zu einem bestimmten Punkt, nehme ich an.»
    «Aber man muß eben anfangen», sagte Clifford.
    «Natürlich. Man muß
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