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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Autoren: S. L. Grey
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darüber nachdenke, wenn ich einfach losrenne, wenn ich es sofort tue, schaffe ich es vielleicht.

Kapitel 2: DANIEL
    Ich sitze in meiner Nische im Personalkorridor hinter Only Books und knabbere eine Packung Erdnussflips. Ich beobachte Josie und Katrien, die unter einer Lichtleiste der Notbeleuchtung gegen die Wand gelehnt stehen und rauchen. Sie können mich von dort aus nicht sehen, was mir die Gelegenheit gibt, einmal eine entspannte Josie zu erleben.
    »Was für eine Hektik«, meint Katrien. »Fünf Minuten vor Ende der Schicht riegeln sie das Einkaufszentrum ab!«
    »Eine Schande, Mann«, stimmt Josie zu. Sie zieht an ihrer Zigarette und stemmt den Fuß an die Wand. Dadurch ragt ihr Knie vor und ihr Rock rutscht ein wenig höher. Sie kratzt sich an der Hüfte. Josie trägt ein enges violettes T-Shirt mit einem weißen Phönix darauf und ihr grüner Samtrock endet über dem Knie. Der Lichteinfall ist so günstig, dass ich den sanften Flaum auf ihrem Oberschenkel erkennen kann, den Teil, den Blondinen nicht zu rasieren brauchen. Ich mag es, wie Josie sich gibt, wenn sie allein oder mit jemandem wie Katrien zusammen ist, mit jemandem, dem sie vertraut. Wenn sie von den Kunden beobachtet wird – oder vom Rest der Spätschicht des Buchladens –, hat sie immer das Gefühl, auf der Bühne zu stehen. So schön ist sie. Wirklich. Es muss schwer für sie sein.
    »Ich wollte mich um zehn mit Bobby treffen, und diese bescheuerte Abriegelung hat bis kurz nach elf gedauert«, klagt Katrien.
    »Ja, und wie ich gehört hab, war’s noch nicht mal was Ernstes. Nur drei Typen mit ’ner Knarre, und sie haben auch nur McDonald’s überfallen. Totale Überreaktion.« Josie nimmt einen tiefen Zug, der Rauch strömt beim Ausatmen aus Nase und Mundwinkeln. Sie reibt ihren Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger und schließt die Augen. Ich frage mich, woran sie wohl gerade denkt.
    »Ich habe gehört, dass ein Politiker zum Essen hier war, also könnte ...«
    Josie lässt ihre Kippe fallen und tritt sie mit der Sandale aus. »Total lächerlich, ehrlich.«
    Sie will sich gerade eine neue anzünden, als wir Schritte im Korridor hören.
    »Bradley, Süßer«, flötet sie, als er anstolziert kommt und mit den Schlüsseln in seiner Hosentasche klimpert. Ich kann nicht begreifen, wie man mit Bradley flirten kann! Er ist so ein geistiger Tiefflieger, und trotzdem lachen sie sich halb tot über seine müden Witze. Das ist wohl einer der Vorteile, wenn man der Boss ist. Und was für ein großer Boss er ist! Abteilungsleiter einer Buchhandlung. Wow!
    »Du Stalker«, lacht Katrien. »Ich sollte dich bei der Verwaltung melden.«
    »Ich bin die Verwaltung«, sagt Bradley. »Und es ist Zeit, in den Laden zurückzugehen. Das Kino ist aus, die Zombies kommen.«
    »Irgendeine Dan-Brown-Verfilmung, und alle kommen plötzlich auf die Idee, sich mal wieder ein Buch zu kaufen«, murmelt Katrien.
    »Ich muss mir erst noch was zu trinken kaufen, okay?«, sagt Josie.
    »Klar, ich komme mit«, erwidert Bradley. »Beine vertreten.«
    Sie drehen sich um und sehen mich in meiner Nische hocken. Katrien lächelt mich an. Josie zieht eine Grimasse, als hätte der Hund gerade auf den Teppich gekackt. Bradleys dürrer Hals schwillt rot an. »Was machst du hier?«
    Ich spüre, wie mein Gesicht brennt. »Äh, Mittagspause?«
    »Es ist wieder mehr Betrieb. Du solltest doch zusammen mit Khosi das Schaufenster umdekorieren.«
    »Ja, ich komm schon.«
    Arschloch. Er lässt immer mich und Khosi am Ende der Schicht auf die Präsentationsflächen los, während er sich an den Tresen lehnt und blödsinnigen Small Talk mit den Mädels hält. Natürlich ist Khosi auch eine Frau, aber sie ist wohl nicht Bradleys Typ. Also bleiben die unsichtbaren Pflichten immer an ihr und mir hängen. Als hätte Bradley auch nur bei einem der Mädchen von der Spätschicht eine Chance. Und er ist vor allem scharf auf Josie. Katrien hängt immer mit Josie rum, aber ich glaube nicht, dass sie viel gemeinsam haben. Katrien ist eigentlich nicht übel; wenn Josie der Star ist, ist sie so was wie die Nebendarstellerin, aber sie trägt die gleichen unförmigen, altmodischen Hippie-Klamotten.
    Die drei gehen zusammen weg. Ich höre, wie Bradley etwas in seiner monotonen Stimme sagt. Josie antwortet mit einem glockenhellen Kichern, sieht sich zu mir um und kichert noch einmal.
    Ich knülle die Flipstüte zusammen, werfe sie in einen leeren Putzeimer und nehme meinen Schokoriegel in Angriff. Der
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