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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
Autoren: S. L. Grey
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mühsam beherrschter Stimme. »Ich suche ein Kind.«
    Sie sah auf und verzog den Mund zu einer Grimasse der Abscheu, als ihr Blick auf die linke Hälfte meines Gesichts fiel. »Wie bitte?«
    »Ein kleiner Junge. Trägt ein SpongeBob-T-Shirt. Er war hier. Ich hab ihn hier auf mich warten lassen.«
    »Das hätten Sie nicht tun sollen.«
    Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um die Beherrschung zu verlieren. »Haben Sie gesehen, wo er hingegangen ist?«
    »Tut mir leid.« Sie wandte sich wieder ihrer Zeitschrift zu.
    Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tresen, so fest, dass meine Handfläche brannte, und verspürte eine gewisse Befriedigung, als das Miststück zusammenzuckte. Ein Typ mit sandfarbenem Haar, der hinter ihr mit akribischer Sorgfalt Kreditkartenbelege zusammenheftete, schaute auf.
    »Probleme?«, fragte er die Blonde.
    »Diese Person hier sagt, sie vermisst ein Kind, Bradley.«
    »Ein kleiner Junge, ungefähr acht«, erklärte ich. »Er saß hinten bei den Kinderbüchern. Haben Sie ihn gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Möchten Sie, dass wir den Wachdienst rufen?«, bot er mit leicht besorgter Stimme an. Aber man merkte ihm an, dass er eigentlich nicht in die Sache hineingezogen werden wollte.
    »Ich bin sicher, dass er noch irgendwo in der Nähe ist«, wich ich aus. »Ich komm vielleicht drauf zurück.«
    Ich suchte noch einmal die Regalreihen ab, obwohl ich wusste, dass es nichts brachte. Er war nicht hier. Aus den Augenwinkeln nahm ich einen Flecken blasser weißer Haut wahr, der gerade hinter einer Ecke gegenüber von den Zeitschriftenablagen verschwand. Schnell folgte ich ihm, meine Füße stampften über den rauen Teppichboden, mein Herz hüpfte vor Erleichterung.
    Ein leerer Gang.
    Wenn ich den Jungen nicht fand, war ich wirklich gründlich am Arsch. Wenn ich nur daran dachte, wurde mir schon schlecht.
    Mein Handy piepte. Ich ignorierte es und stopfte es in die Tasche meiner Armeehose. Er konnte es nicht sein – er musste das einzige Kind in ganz Johannesburg ohne Handy sein. Und ich konnte mich niemandem anvertrauen, solange ich ihn nicht gefunden hatte. Aber wo zur Hölle steckte er?
    Dann fiel es mir ein: Der Computerladen! Er hatte sich die neuen Spiele ansehen wollen, als wir hier ankamen, brabbelte irgendwas von Grand Theft Auto oder ähnlichem Mist. Ich hatte gar nicht richtig zugehört, sondern mir Gedanken um das Treffen mit Jacob gemacht – zu sehr in Überlegungen vertieft, wie ich ihn dazu bringen konnte, mir zu geben, was ich brauchte.
    Blindlings rannte ich aus dem Buchladen und stieß mit einer fetten Frau zusammen, schwer beladen mit Späteinkäufen. Wir tanzten in lächerlichen Pirouetten umeinander her, als wir uns immer wieder gegenseitig den Weg blockierten. Schließlich drückte ich mich an ihr vorbei und schickte dabei eine Einkaufstüte mit Haarfärbemittel und Tampons zu Boden. Ich blieb nicht stehen, um mich zu entschuldigen, hatte genug damit zu tun, mich an die verdammte Etage zu erinnern, auf der sich der Computerladen befand.
    Ich ging schneller und zog mir die Kapuze über den Kopf, um mein Gesicht vor dem Glotzen der vorbeigehenden Zombies abzuschirmen. Ich wich Papierkörben aus, umrundete die Besen der Reinigungskräfte mit ihren müden Gesichtern und stürmte die Rolltreppe hinauf. Grob drängelte ich mich zwischen zwei jungen Mädchen hindurch, ignorierte ihre Aufschreie und hätte mich oben fast auf die Nase gelegt. Meine All-Stars-Turnschuhe quietschten und patschten auf den Fliesen, als ich an dunklen Schaufenstern vorbeirannte, und dann sah ich es.
    Eine lebensgroße Lara-Croft-Pappfigur starrte mich verführerisch an, hinter ihr keine Spur von Leben. Der Laden war geschlossen. Ich rüttelte trotzdem an den Türen; irgendetwas musste ich ja tun.
    Ich sollte die Sache logisch angehen. Was zum Teufel machte so ein kleiner Junge allein in einem Einkaufszentrum? Mir fiel das Strichmännchen-Symbol für die Toiletten ins Auge. Natürlich! Er hatte schon bei unserer Ankunft aufs Klo gewollt.
    Die Tür zum Männerklo quietschte, als ich sie aufschob. Ich ignorierte den Gestank nach Pisse und den Mann vor dem Urinal, der sich gerade abschüttelte. Er musterte mich entsetzt und zog dann eilig ab. Ich kickte die Toilettentüren eine nach der anderen mit dem Stiefel auf. Nichts außer Kloschüsseln aus rostfreiem Stahl, durchnässtem Klopapier auf dem Boden und gesprungenen Fliesen. In einer der Kabinen gab es eine Pfütze aus Gott weiß was.
    War er
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