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Laborwerte verstehen leicht gemacht

Laborwerte verstehen leicht gemacht

Titel: Laborwerte verstehen leicht gemacht
Autoren: Markus Vieten
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Ausmaß einer Über- oder Unterschreitung des Normbereiches von Wert zu Wert unterschiedlich bedeutsam. Bei manchen Laborwerten muss eine geringe Abweichung kontrolliert werden, bei anderen sind auch mittelgroße Abweichungen oft unbedenklich.
     
    Das bedeutet aber nicht, dass ein leicht veränderter Wert keinerlei Bedeutung hat. Entscheidend ist die Betrachtung von Laborwerten als Bausteine in der Diagnostik, wozu ebenso das intensive Patientengespräch, die körperliche Untersuchung und andere Untersuchungen mit medizinischen Geräten gehören.
     

Was bedeutet ein zu hoher oder zu niedriger Wert?
     
    In der Medizin gibt es auch eine Neigung zur Überbewertung von Laborwerten. Meistens ist mit dem starren Blick auf die Zahlen und Normalwerte nichts gewonnen, wenn nicht die Vorgeschichte des Patienten und seine Beschwerden sowie andere Untersuchungsbefunde mit in das Gesamtbild einfließen. Zu großen, wenn nicht sogar tragischen Missverständnissen kann dies beim Thema der so genannten Tumormarker führen. Denn jeder Mensch kann erhöhte Tumormarker aufweisen, ohne dass dies gleichbedeutend mit einer tatsächlichen Tumorerkrankung wäre und umgedreht (→ Tumormarker).
     
    Und es ist auch nicht immer eindeutig, was Laborwerte anzeigen, denn nur selten steht ein Laborwert für genau eine Krankheit. Die meisten Werte lassen Rückschlüsse auf ihre Entstehung zu, welche wiederum Rückschlüsse auf die mögliche Krankheit erlauben. So weiß man etwa, dass ein Erhöhung einesbestimmten Eiweißes aus den Herzmuskelzellen (CK-MB) ein Zeichen dafür ist, dass diese Zellen abgestorben sind, wodurch dieses Eiweiß freigesetzt wurde und übermäßig im Blut erscheint. Damit ist die Diagnose eines Herzinfarktes nahezu gesichert. Viele Krankheiten betreffen aber verschiedene Organe, sei es, weil die Ursache eben verschiedene Organe betrifft, wie z. B. eine allgemeine Durchblutungsstörung, oder sei es, weil die Erkrankung eines Organs sich auf ein anderes Organ oder System auswirkt, wie z. B. die Schwäche der rechten Herzhälfte, die zu einem Rückstau des Blutes in den Beinen führt, wodurch es zu Krampfadern kommt.
     

Kann ein Laborwert falsch sein?
     
    Wenn ein Laborwert nicht zu den Beschwerden und Symptomen des Patienten passt, sollte er kontrolliert werden. Keine Messmethode und kein Labor sind absolut zuverlässig. Schon bei der Blutabnahme oder beim Probentransport kann es zu Fehlern kommen und letztlich werden alle Geräte von Menschen bedient, die fehlbar sind. Eine Wiederholungsuntersuchung oder ein Bestätigungstest mit einer anderen Methode kann dann oft Klarheit verschaffen.
     

Was sind Einflussgrößen?
     
    Schließlich gibt es das Problem der Einflussgrößen . Beinahe jeder Laborwert kann falsch sein, weil die Messmethoden den verschiedensten Einflüssen unterliegen können.
     
    Da gibt es die Einflüsse, die vom Patienten selbst kommen, ohne dass er etwas daran ändern kann: Alter, Geschlecht, Erbanlagen, Gewicht, Größe. Bestimmte Werte, wie z. B. das Kortison, unterliegen zudem einer Tagesrhythmik – morgens ist der normale Wert anders als abends.
     
    Dann gibt es Einflüsse vom Patienten, die er selbst in der Hand hat, wenn z. B. 12 Stunden Nüchternheit erforderlich ist, bevor das Blut abgenommen werden kann, und dann wurde am Abend ganz in Gedanken doch noch ein Glas Milch getrunken. Nicht jeder Patient gibt das dann auch zu, weil er es eventuell auch für nicht so wichtig hält. Andere Einflüsse, an die man vielleicht als Patient nicht denkt, sind z. B. Alkohol, Rauchen, Schwangerschaft, Medikamenteneinnahme, körperliche Belastung, zu viel gegessen, zu wenig gegessen, der Zeitpunkt im Menstruationszyklus, andere gleichzeitig bestehende akute oder chronische Erkrankungen und vieles mehr.
     
    Dann gibt es noch die Beeinflussung durch die Entnahmetechnik – im Liegen, im Stehen, nach Belastung, nach Ruhe, fester Zug am Spritzenkolben odernicht – und natürlich die Analysemethoden. Hier genügt es, sich vorzustellen, dass die Blutproben und andere Materialien von fehlbaren Menschen aufbereitet und meistens von noch fehlbareren Maschinen analysiert werden. Aber auch ohne Fehler können bei bestimmten Messungen die Ergebnisse so weit auseinander liegen, dass sie nicht wirklich vergleichbar sind. Das gilt z. B. für den Komplex des Eisenstoffwechsels (Eisen, Transferrin, Ferritin). Die Messergebnisse sind so sehr von der Analysemethode abhängig, dass wir hier gar keine Normalwerte
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