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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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kein romantischer Typ.
    Aber trotzdem flatterten die Schmetterlinge in meinem Bauch, wenn ich Reb nur von der Seite ansah.
    Die Schmetterlinge stürzten jedoch jäh ab, als die Nachrichten verlesen wurden. Reb stellte den Ton lauter, damit er das Motorengeräusch übertönte.
    Die Fischer vor der Küste, die die Sendungen aus NuYu auffingen, meldeten, dass ein Sabotageakt am Navigationssystem große Teile von NuYu betroffen habe. Eine Störung von dreißig Sekunden hatte bewirkt, dass der Verkehr und viele Industrieprozesse aus dem Ruder gelaufen waren. Ein größeres Chaos war nur dadurch vermieden worden, dass seit dem ersten Anschlag gewisse Sicherungsmaßnahmen gegriffen hätten. Mit Hochdruck arbeitete man daran, die Quelle der Störung zu orten. Eingegrenzt hatte man die Gegend bereits.
    »Wir waren zu spät«, murmelte Reb. »Eine halbe Minute.«
    »Mach dir keine Vorwürfe.«
    Der Nachrichtensprecher verkündete weiter, dass NuYu Sanktionen gegen die Reservate erwog und dass die für diesen Anschlag Verantwortlichen gefasst und ausgeliefert werden sollten.
    »Sie werden sie verstecken. Ausliefern werden sie sie nicht. Dafür gibt es hier viel zu viele, die mit dieser Sabotage einverstanden sind.«
    »Ja, das kann sein. Aber es gibt dennoch solche Männer wie meinen Vater. Er will diese Gruppen unschädlich machen. Ausliefern wird er sie allerdings auch nicht.«
    »Diese beiden Nerds können sie ruhig zurückschicken«, knurrte ich.
    »Das wird auf jeden Fall geschehen. Er meinte, dass sie möglicherweise gar keine Flüchtlinge sind, sondern hergeschickt wurden.«
    »Das wäre ja völlig pervers.«
    »Genauso pervers, wie Masernviren zu verbreiten.«
    »Allerdings.«
    »Irgendetwas geht vor, Princess. Irgendjemand spielt ein Spiel mit hohem Einsatz.«
    »Warum nur? Worum geht es?«
    »Frag mich nicht. Vielleicht weiß oder ahnt mein Vater es. Wenn er zurück ist, kommst du zu uns. Dann beraten wir gemeinsam.«
    Ich nickte. Das war im Augenblick das Einzige, was ich tun konnte.
    Wir schwiegen, bis wir den Hof erreicht hatten. Reb sagte, er wolle sich das Salzwasser abduschen, ich hatte vor, die Küche zu plündern.
    Jetzt, um sieben Uhr, war erstaunlicherweise niemand von der Familie anwesend. Auf einem Zettel am Kühlschrank – der Kommunikationszentrale dieses Hauses – stand, dass sich alle bei Embers Clan versammelt hatten. Und: »Bitte vom Essen und Trinken bedienen.«
    Mabelle kam angemaunzt, und als Erstes versorgte ich sie natürlich. Als sie zufrieden schmatzend über ihrem Napf saß, bediente ich mich von den Vorräten. Kartoffelsalat, Vanillepudding, Kekse und Marmelade, Tee, Tomaten und Gurken packte ich in den Picknickkorb, wusch unsere Teller, Gläser und Bestecke ab und nahm mir die Zeit, mich umzuziehen. Und ein wenig Parfüm von Hazel zu stibitzen. Flieder und Rosen dufteten an mir. Das freute die Schmetterlinge in meinem Bauch.
    Reb roch wieder nach Rosmarin, als er in die Küche kam.
    Auch das brachte die Schmetterlinge zum Flattern. Sie schienen völlig wahllos zu sein, was duftende Pflanzen anbelangte.
    »Hat man hier schon die Flucht angetreten?«
    »Nein, man ist Besuche machen. Ich denke, sie werden sich auch beraten. Ich sehe mal nach, ob jemand die Tiere versorgt hat.«
    »Hat jemand.«
    »Du?«
    »Princess, ich lebe schließlich auf einem Hof. Ich weiß sogar, wie man Hühnern Körner ausstreut und Schweinen Futter in den Trog schüttet.«
    Er nahm den Korb, und wir machten uns auf den Weg zum Cap.
    Die größte Hitze des Tages war vorüber, vom Meer her wehte ein sanfter Wind und verwirbelte den Rauch der brennenden Holzkohle in der einfachen Eisenpfanne, über der ein Rost lag. So viel hatte ich zumindest von Hazel gelernt, dass man Fleisch und Würste nicht aufs Feuer legen durfte, sondern auf die Glut warten musste. Ich setzte mich auf einen der Klappstühle und schaute den Schwalben zu, die in wilden Kapriolen an dem steilen Felshang ihr fliegendes Abendessen jagten. Reb war im Wohnbus verschwunden, kam wieder und stellte einen kleinen Tisch auf.
    »Ein Beweis meiner guten Manieren. Wir essen am Tisch von Tellern. Mit Bestecken!«
    »Ich bin überwältigt.«
    Dann stellte ich mich neben den Grill und beobachtete, wie er die Würstchen darauf verteilte. Was mir schon die ganze Zeit durch den Kopf ging, musste ich jetzt einfach fragen.
    »Vorgestern hast du dich mit dem Nachnamen deines Vaters vorgestellt.«
    »Ja, er ist in Ordnung.«
    »Aber eigentlich müsstest du einen
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