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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers
Autoren: Kristen Callihan
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der Backsteinmauer drang durch seine Handschuhe, als sie um ihn herumlangte, um seine Brust abzutasten. Als sie ihn berührte, erwachten all seine Sinne zum Leben. Ein leichter Schauer durchfuhr seinen Körper. Er unterdrückte das Gefühl, dachte an die Königin, sauer eingelegten Aal und an die Tatsache, dass ihm seit Jahren keine Frau mehr so nahe gewesen war. Einen Moment lang war er ganz benommen.
    »Hochwertige Kleidung, der der Geruch von salziger Meeresluft anhaftet. Meeresluft und …« Sie verstummte mit einem Laut, der ihn sich fragen ließ, was sie wohl entdeckt hatte. Besaß das Unnatürliche in ihm einen Geruch?
    »Sie sind hier, weil Sie etwas von meinem Vater wollen.«
    Sein Kopf fuhr hoch, und sie gab einen ärgerlichen Laut von sich.
    »Sie sind weder der Erste, der mitten in der Nacht durch diese Gasse schleicht, noch werden Sie der Letzte sein.« Ihre Hand glitt über seinen Bauch, und ein zuckendes Sehnen breitete sich darin aus. »Ich nehme an, er schuldet Ihnen Geld. Tja, das ist weg. Es ist keins mehr da. Aus einem Stein kann man kein Blut pressen, und Blut ließe ich Sie nicht als Bezahlung mitnehmen.«
    Er zuckte zusammen, als er den Schmerz in ihrer Stimme wahrnahm und sich vorstellte, was sie wohl wegen der Schandtaten ihres Vaters hatte ertragen müssen. Doch dadurch änderte sich nichts, außer dass er sie vom unausweichlichen Tod ihres Vaters fernhalten wollte. Zartere Gefühle rangen mit dem tief sitzenden Groll, der sein ständiger Begleiter war.
    »Was soll ich darauf erwidern?«, fragte er. »Wenn ich es leugne, werden Sie mich der Lüge bezichtigen. Wenn ich es zugebe, werden Sie mir die Kehle durchschneiden.«
    Die Spitze ihres Messers drückte sich noch ein bisschen fester in sein Fleisch, als sie ihm mit leiser Stimme ins Ohr raunte: »Es könnte auch sein, dass ich beides tue.«
    Er konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. »Ich fühle mich geehrt. Da hatten Sie die ganze Zeit dieses Jagdmesser in Ihrem Stiefel stecken und haben es für mich aufgehoben.«
    »Ich hatte keine Gelegenheit, es bei diesen beiden Dummköpfen zum Einsatz zu bringen; denn Sie mussten sich ja unbedingt einmischen. Aber täuschen Sie sich nicht … ich hätte es benutzt.«
    Sie klopfte seine Seite ab. Ein unpersönliches Abtasten, das ihn ganz kirre machte. Vor jedem leichten Schlag spannten sich seine Muskeln an und harrten voller Erwartung der nächsten Berührung.
    »Sie wären von ihnen vielleicht ernster genommen worden, hätten Sie gleich Ihr Messer gezogen.«
    Er konnte spüren, dass sie den Kopf schüttelte. »Die beiden nicht.« Ein Lächeln verbarg sich hinter dem erfahrenen Tonfall der Äußerung. »Sie hätten die Herausforderung angenommen. Die wollten einen Kampf.«
    Da musste Archer ihr recht geben.
    »Davon abgesehen«, erklärte sie kategorisch, während sie eine Hand über seinen ausgestreckten Arm gleiten ließ, ehe sie in die Hocke ging, um seine Stiefel zu überprüfen, »mag ich Gewalt nicht sonderlich.«
    Ach wirklich!
»Ich würde sagen, Sie machen sich ziemlich gut darin.«
    Er spürte ihren warmen Hauch an seinem Schenkel, und die Muskeln in seinem Bein zuckten. »Ihr Süßholzgeraspel wird Sie nicht retten.«
    Er stieß einen übertrieben lauten Seufzer aus. »Das hat man nun davon, wenn man versucht, ein Kind zu beschützen.«
    »Kind«, meinte sie spöttisch. »Ich bin neunzehn. Älter als die meisten Mayfair-Debütantinnen, die zum Verkauf angeboten werden. Also kaum mehr ein Kind.«
    Ah ja, als hätte er es nicht gewusst.
    Vorsichtig tastete sie sein rechtes Bein ab, ehe sie sich dem linken zuwandte. Seltsamerweise räumte sie nicht seine Taschen aus, beachtete seine Geldbörse nicht.
    »Verzeihung,
Madam
.« Er sah nach unten auf ihren Scheitel, der sich wie eine Kugel aus Kupfer um seine Schenkel herum zu schaffen machte. Verbotene Gedanken flammten bei diesem Anblick in ihm auf. Er musste sich anstrengen, damit seine nächsten Worte nicht gepresst klangen. »Doch wenn jemand schon so lange lebt wie ich, dann sind neunzehn Jahre nicht mehr als ein Augenzwinkern.«
    In ihrer Stimme schwang Erheiterung mit. »Sie sind ein alter Lustmolch, stimmt’s?«
    Er spielte tatsächlich mit dem Gedanken. Sollte sie ihre Hand zum Beispiel ein paar Zentimeter nach links bewegen … Er räusperte sich. »Ich bin alt genug.«
    Sie stieß ein leises Schnauben aus. »Lügner.« Jetzt befand sie sich an seiner linken Hüfte. »Ihr Körper fühlt sich kein bisschen alt an.«
Wenn sie
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