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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers
Autoren: Kristen Callihan
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Bewegung, wechselte langsam die Position mit seinen beiden Gegenüber, sodass er sich immer mehr der Rückseite eines der großen Stadthäuser näherte. Da wäre er in Sicherheit, erkannte Archer. Es war das Zuhause des Jungen. Ellis’ Haus, wie er mit nicht geringem Schrecken feststellte. Wer war dieser Junge?
    »Die Hochwohlgeborenen mögen’s nämlich, wenn man höflich is«, redete der weiter.
    Das Talent des Jungen, sein sprachliches Niveau so gekonnt zu verändern, nötigte Archer Bewunderung ab; teilweise war die Aussprache so breit, dass er gar nichts verstand. Aber der Junge trug zu dick auf. Und das war den beiden jugendlichen Schlägern auch klar.
    »Du hältst uns wohl für blöd, wa?«, fuhr ihn der eine an.
    Der Junge wich zurück, als die beiden näher rückten. »Ho, ho, wir brauchen uns doch nicht gleich so aufzuregen …«
    »Wir brauchen wohl ’ne kleine Abreibung, wa?« Der größere der beiden Schläger verpasste dem Jungen einen leichten Schlag gegen den Kopf, sodass die Mütze davonsegelte. Archer blieb fast das Herz stehen. Eine flammend rote Mähne löste sich und fiel wie geschmolzenes Gold bis zur Taille des Jungen. Archer bekam kaum noch Luft. Kein Junge … ein Mädchen. Und nicht dreizehn, sondern eher achtzehn. Eine junge Frau.
    Er starrte das rotgoldene Haar an. Noch nie hatte er so herrliches, schönes Haar gesehen. Als tizianrot hätte es wohl mancher bezeichnet. Diese unbeschreibliche Farbe zwischen Gold und Rot, die Maler wie auch Poeten faszinierte.
    »Zurück!«
    Der durchdringende Ton einer Stimme riss Archer aus seiner entrückten Betrachtung. Sein kleiner Bengel ging in Verteidigungsstellung, als die anderen drohend näher rückten und sie interessiert musterten. Auch die beiden Raufbolde überraschte es, mit wem sie es in Wirklichkeit zu tun hatten, doch sie überwanden ihr Erstaunen schnell und erwogen jetzt die neuen Möglichkeiten, die sich ergaben.
    »Ach, komm schon, Süße. Brauchst doch nicht gleich wütend werden. Wussten doch nicht, dass de ’ne Schickse bist, oder?«
    Sie rückten näher, und Archer stellten sich die Nackenhaare auf. Ein Knurren bahnte sich den Weg seine Kehle hinauf. Archer tat einen Schritt und dann noch einen. Noch würden sie ihn nicht kommen hören; er war zu leise und seine Gestalt von Schatten umhüllt.
    »Komm, zeich uns deine Möpse, ja?«, sagte der Kleinere der beiden, der eindeutig der Erste sein würde, der Archers Faust zu spüren bekam.
    Überraschenderweise wirkte das Mädchen längst nicht so verängstigt, wie es eigentlich hätte sein müssen. Trotzig stand sie weiter mit erhobenen Fäusten da und ließ die Jungen nicht aus den Augen. Die Vorstellung, dass sie es mit ihnen aufnehmen wollte, war lächerlich.
    »Haut ab«, sagte sie, und in ihrer leisen Stimme schwang ein stählerner Unterton mit.
    Die Kerle lachten höhnisch. »Ah ja, haut ab, sagt se.«
    »Hör ma, du Nutte, sei brav, und wir tun dir nichts.«
    Unter dunkelbraunen Brauen, geschwungen wie Engelsflügel, sprühten grüne Augen Funken.
    Sie waren doch grün, oder? Archer blinzelte, und seine übernatürlichen Augen nutzten das wenige vorhandene Licht, um besser sehen zu können. Ja, kristallgrün, von einem smaragdfarbenen Ring umgeben wie die Schnittfläche einer Chardonnay-Traube. Doch er hätte schwören können, orangefarbene Funken darin sprühen zu sehen.
    »Verschwindet«, wiederholte sie ungerührt, »sonst mache ich aus euch beiden Hackfleisch.«
    Ohne es zu wollen, stieg glucksende Erheiterung in Archer auf, und er ertappte sich dabei, dass er laut losprustete. Das Lachen hallte von den Backsteinwänden der Häuser und dem Pflaster der Straße wider. Die jungen Männer wirbelten mit deutlich erkennbarer Furcht herum. Sie waren nicht darauf eingestellt, sich mit einem erwachsenen Mann einzulassen, und vor allem nicht einem, der sich zu dieser nächtlichen Stunde auf der Straße herumtrieb. Archer kannte diesen Schlag … Feiglinge, die es auf Schwächere abgesehen hatten und beim ersten Anzeichen von Gefahr flüchteten. Er trat nahe genug heran, damit sie vage seine Gestalt und die Spitzen seiner Reitstiefel sehen konnten, denn er zog es vor, so lange wie möglich im Schatten zu bleiben.
    »Hau ab! Das hier geht nur uns was an«, sagte der Größere mit aufgesetzt selbstbewusster Miene.
    »Wenn ihr auch nur noch einen Augenblick länger in dieser Gasse bleibt«, erklärte Archer, »wird eure Gegenwart in dieser Welt ein jähes Ende nehmen.« Das war
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