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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers
Autoren: Kristen Callihan
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Ohr. »Die Fackeln brennen. Sie wird sich wie Archer ausruhen. Wir müssen nach Cavern Hall. Dort finden wir ihn.«
    Der Geruch von Weihrauch hing wie Qualm in der Luft und erschwerte ihr das Atmen. Archer war hier. Sie konnte ihn spüren. Seine Gegenwart ließ ihre Haut kribbeln, und ihr Herz fing an zu rasen. Sie hielt Schritt mit Leland und überholte ihn dann. Sie wusste, welche Richtung sie nehmen musste. Archer wies ihr den Weg in die Dunkelheit, durch einen gewundenen Gang, auf den orangefarbenen Schein eines Feuers zu.
    Sie bog um eine scharfe Ecke, und vor ihr tat sich eine große Höhle auf. In deren Mitte erkannte sie Archer im hellen Schein der Fackeln. Er lag auf der Seite, die nackten Glieder hatte er von sich gestreckt und den Kopf nach hinten geworfen. Sein wunderschöner Körper schimmerte jetzt vollständig silbern und lag regungslos wie ein vom Himmel gefallener Ikarus da.
    Miranda riss sich von Leland, der sie plötzlich festhalten wollte, los und rannte, ohne auf irgendwelche Gefahren zu achten, zu Archer. Seine eisige Schulter stieß hart gegen ihr Knie, als sie gegen ihn fiel. Mondsteinfleisch. Sie schluchzte auf, und der Laut hallte von den rauen Wänden der Höhle wider.
    Er war so kalt. Ihre Finger brannten, als sie seine Haut berührte, und sie hob seinen schweren Kopf auf ihren Schoß. Sein klassisches Profil zeichnete sich deutlich und schrecklich schön von ihrem schwarzen Umhang ab.
    »Ben.« Ihre zitternden Hände strichen über seine Wange und das borstige silberne Haar. Die Verwandlung war vollbracht. Sie hatte ihn verloren. Vor Schmerz zog sich ihre Kehle zusammen. Seine glatte, breite Brust schimmerte wie Mondstein unter ihren Fingerspitzen.
Ich kann es nicht tun.
»Ben, was hast du getan?«
    »Er hat sich für mich entschieden«, sagte eine mädchenhafte Stimme.
    Eingerahmt vom dunklen Rund des Höhleneingangs stand Victoria wie ein silberner Engel da. Ohne Schminke und Perücke schimmerte ihre Haut, während sie von Licht durchströmt schien. Silbernes Haar glitt wie Mondstrahlen über ihren Rücken und ihr Kleid. Solch ein schöner Anblick bei etwas, das so verdorben war.
    »Du nennst ihn also Ben? Aha. Wie süß.« Ihre weißen Zähne blitzten so strahlend auf, dass sie einen fast schon blendeten. »Bist du traurig, weil du verloren hast? Was für ein Jammer. Ich wusste die ganze Zeit, dass er mir gehört.«
    Wie zur Antwort schlangen sich Mirandas Finger um Archers Hals und zogen ihn auf ihren Schoß, als wollte sie ihn beschützen. »Du weißt gar nichts, du Schlampe.«
    Victoria lachte. Es klang wie Eis, das in einem Glas klirrte. »Du meine Güte, was für einer unflätigen Sprache du dich bedienst. Hätten wir uns unter anderen Umständen kennengelernt, wäre ich bestimmt versucht gewesen, dich zu verwandeln.« Ihr Lächeln verblasste, als ihre Wangenmuskeln erschlafften. »Doch nun werde ich es genießen, zuzuschauen, wie er von dir zehrt.«
    Lelands Stiefel schlurften über den Steinboden, als er hinter Miranda trat. Victorias unheimliche silberne Augen huschten zu ihm, und der nachdenkliche Ausdruck verschwand daraus. »Aber dich werde ich für mich behalten.« Ihr breiter, schmallippiger Mund verzog sich höhnisch. »Dir muss man eine Lektion erteilen.«
    »Leland«, sagte Miranda, ohne den Blick von Victoria zu nehmen. »Bitte, lassen Sie uns allein. Victoria und ich müssen über vieles reden.«
    »Ja«, stimmte Victoria ihr zu. »Lass uns Damen ihr Tête-à-tête.« Sie leckte sich die Lippen. »Ich finde dich auch später noch. Meine letzte Mahlzeit hat nicht einmal annähernd gereicht.« Sie trat zur Seite, und in Mirandas Hals stieg Galle hoch, als sie einen gräulichen Körper regungslos auf dem Boden liegen sah.
    »Gütiger Himmel«, keuchte Leland. »Das ist Rossberry.«
    »Ja«, sagte Victoria. »Er fing an, meinen Benji zu belästigen. Ich habe ihn mir bis zum Schluss aufgespart, um seine Angst zu steigern. Und obwohl ich sagen muss, dass sein Herz zäh war und bitter schmeckte, war seine Seele ein höchst interessantes Geschmackserlebnis.«
    Mirandas Finger gruben sich in Archers kalten Nacken. Wie viel Zeit würde ihnen bleiben, bis Archer genauso war? Ging die Sonne bereits auf? Eine Ewigkeit schien vergangen, seitdem sie zu ihrer beschwerlichen Reise aufgebrochen waren. »Leland« – sie wagte es nicht, zu ihm hinzuschauen – »gehen Sie jetzt. Ich werde mich um das hier kümmern.«
    Er ging ein paar Schritte zurück, denn vielleicht erinnerte er sich
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