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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz
Autoren: Leena Lehtolainen
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wertvoll sein. Jaska.»
    «Schon eine Woche und nicht die geringste Spur. Hoffentlich haben wir nicht bald noch eine dritte Leiche», seufzte ich, nachdem ich den Brief so lange angestarrt hatte, dass die Buchstaben vor meinen Augen verschwammen. Vielleicht war es doch Johnny gewesen, er hatte sich ja auch mit seinem Vater geprügelt, warum also nicht mit Jaska? Was hatte sein nächtlicher Anruf zu bedeuten?
    Wir entwickelten verworrene Theorien, bis Koivu so hundemüde aussah, dass ich ihm erlaubte, schlafen zu gehen. Mein eigenes Sandmännchen war wieder mal anderweitig unterwegs und besann sich erst gegen drei auf seine Pflichten.
    Um halb elf wurde ich wach, weil Koivu in voller Lautstärke den Rundfunkgottesdienst laufen ließ. Ein Kirchenchor sang gerade voller Inbrunst « O Licht, geboren aus dem Lichte, o Sonne der Gerechtigkeit», als ich in die Stube kam und den Kasten leiser stellte.
    «He, lass doch, das ist doch ein sehr ermutigendes Lied!»
    Koivu hatte schon Kaffee gekocht und die Zeitungen aus dem Briefkasten geholt.
    Im Provinzblatt stand eine kurze Nachricht über die Mordfälle in Arpikylä. Die Untersuchungen dauerten an, die Polizei suche eine in den Fall verwickelte Person zur weiteren Vernehmung. Johnnys Name wurde nicht genannt. Dem Bericht zufolge hielt Kriminalhauptkommissar Järvisalo es für wahrscheinlich, dass es sich in beiden Fällen um ein und denselben Täter handelte. Ich fragte mich, woher er das wissen wollte, hatten etwa die Faseruntersuchungen etwas ergeben?
    Gegen Mittag fuhr ich Koivu zur nächsten Bushaltestelle und versprach, ihm beim Umzug zu helfen, noch am selben Abend, wenn es sein musste. In der Nacht hatte es wieder angefangen zu regnen, jetzt fielen kleine, leichte Tropfen ans Fenster. Ich fühlte mich einigermaßen munter und überlegte mir, dass ich eigentlich joggen könnte. Während ich das Frühstücksgeschirr spülte, fiel mein Blick wieder auf den Schlüssel, den Jaska mir geschickt hatte und der am Abend auf dem Tisch liegen geblieben war. Ein kleiner Kupferschlüssel, der in ein altmodisches Schloss passte. Aber in welches?
    Komisch. Ein Schlüssel wie dieser könnte zu dem Geheimfach in Penas Schlafzimmerkommode gehören, das ich vergeblich versucht hatte zu öffnen. Er schien genau die richtige Größe zu haben, auch das Kupfer war ähnlich nach-gedunkelt wie am Schloss. Ich kam mir albern vor, aber ich musste es ausprobieren. Ich ging zu der alten Kommode und öffnete die obere Schublade, in der sich das Geheimfach verbarg.
    Ich steckte den Schlüssel ins Schloss. Er passte. Vorsichtig drehte ich ihn herum.
    Das Geheimfach ging auf.
    Warum, zum Teufel, hatte Meritta den Schlüssel zu Penas Kommode gehabt? Mir stockte der Atem, und auch meine Hände schienen nicht richtig zu funktionieren, als ich in das Fach spähte. Es war größer, als ich erwartet hatte, groß genug, um ein Paar Schuhe aufzunehmen.
    Es enthielt aber nur einen dicken, verschlossenen Briefumschlag ohne Aufschrift.
    Ich hatte nicht die Geduld, ihn über Dampf zu öffnen, sondern griff zum Brotmesser. Der Inhalt des vollgestopften Umschlags fiel bunt durcheinander auf den Tisch.
    Papiere, dicht beschrieben in einer kleinen Schrift, in der ich Penas erkannte, dazwischen größere, ausgreifendere Zeilen, vielleicht von Merittas Hand. Hatten sie doch eine heimliche Affäre gehabt, wie mein Vater angedeutet hatte ? Nein, das waren keine Liebesbriefe, sondern etwas ganz anderes. Protokolle der Stadtverordnetenversammlung und der Stadtverwaltung. Ein paar Blätter, die eine Art Memorandum enthielten, waren datiert, und zwar zwei Tage vor Penas erstem Anfall.
    Verdammt nochmal, was hatte das zu bedeuten? War Pena das erste Opfer des Mörders gewesen?
    Der Umschlag enthielt außerdem Fotos von schwarzen Schächten und eine Karte des Höhlensystems unter dem Alten Bergwerk. Kopien der Verträge über die Verpachtung des Bergwerks: Eine Aufstellung der Besitzanteile von Kivinen und seiner Frau in anderen Unternehmen. Ich las die Papiere in aller Eile durch und kopierte die wichtigsten Angaben auf meinen Notizblock. Das Dezernat für Wirtschaftskriminalität würde sich genauer damit befassen müssen. Dann legte ich die Papiere wieder in das Geheimfach, schloss es zu und versteckte den Schlüssel in der Kiste, die Mikko nachts als Katzenklo diente. Sicherheitshalber schüttete ich einen ganzen Fünf-Kilo‐Sack Katzenstreu darüber. Während ich es glatt strich, erinnerte ich mich an den
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