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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann
Autoren: Elke Schwab
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und Helmut Keller waren beide Turnierreiter, allerdings in verschiedenen Kategorien.«
    »Interessant! Wenn ich nun auch noch wüsste, wovon Sie sprechen, könnte ich Ihnen vielleicht sogar folgen«, bemerkte Kullmann ungeduldig.
    »Zur Kennzeichnung unterschiedlicher Anforderungen werden die Reiter in ihren Leistungsprüfungen in verschiedene Kategorien eingeteilt und diese Kategorien wiederum in verschiedene Klassen. Die Voraussetzungen für die Einteilung in diese Klassen erfüllen die Reiter nur durch ihre Leistungen beim Turnier. Wenn sie dort platziert werden, erfolgt eine Eintragung beim Bundesleistungszentrum für Reiter in Warendorf. Nach mehreren Platzierungen gelangen sie in die nächsthöhere Leistungsklasse und somit auch in die nächste Kategorie.«
    »Ich will nur eine kurze Erläuterung und keinen Intensivkurs über die Leistungsprüfungsordnung für Reiter«, murrte Kullmann und nahm endlich die Brille von der Nase.
    Aber Erik ließ sich nicht beirren: »Peter Biehler ist erfolglos geritten, das habe ich dem Bericht entnommen. Er hat sich also nicht für eine bessere Leistungsklasse qualifizieren können, musste sich immer im untersten Bereich herumquälen und sich mit den Kindern herumschlagen, die alle besser waren als er.«
    »Ich sehe immer noch kein Motiv! Oder wurde er von einem der Kinder getötet, weil er keine Konkurrenz war und die Kinder somit nicht mehr zu Höchstleistungen motivierte?«, frotzelte Kullmann.
    »Ihren Sarkasmus in Ehren, aber Sie werden nicht glauben, wie groß das Konkurrenzdenken unter den Turnierreitern ist. Selbst in den kleinsten Kategorien. Niemand gönnt dem anderen auch nur den geringsten Erfolg, und wenn er noch so verdient war.«
    »Woher kennen Sie sich so gut aus?«, staunte Kullmann über das Insiderwissen, das Erik mit diesem Vortrag doch eindeutig bewies.
    »Meine Tochter war eine angehende Turnierreiterin!«
    Diese Antwort ließ Kullmann für eine Weile verstummen, da er über das Schicksal von Eriks Familie informiert war.
    Nach einer kurzen Weile kam er wieder auf das Thema zurück: »Aber wie sollte zwischen Helmut Keller und Peter Biehler eine solche Konkurrenz bestanden haben, wenn die beiden in völlig unterschiedlichen Kategorien gestartet sind?«
    »In diesem Fall glaube ich nicht an Konkurrenz, sondern an Neid«, erklärte Erik. »Ich kenne Helmut Keller schon aus Köln. Dort war er straffällig geworden und hat später die Stadt verlassen. Damals war er auch schon ein erfolgreicher Turnierreiter!«
    »Wie straffällig?«, horchte Kullmann nun doch auf.
    »Er hat einen Mann krankenhausreif geschlagen. Keller hat behauptet, er habe im Affekt gehandelt und kam mit einer Bewährungsstrafe für Körperverletzung davon. Das Opfer war bis zu dem Zeitpunkt sein Sponsor gewesen und hatte ihm seine Pferde für die Turniere zur Verfügung gestellt. Es ging um einen Verstoß gegen die Bestimmungen der LPO.«
    »Was kann ein solcher Verstoß sein und wie wirkt er sich aus?«
    »Ich werde mich einfach bei der Bundesleistungsanstalt in Warendorf erkundigen. Dort ist jeder Reiter registriert und, wenn ein solcher Verstoß vorliegt, ist er auch vermerkt! Vielleicht erfahren wir dort etwas.«
    Kullmann setzte seine Brille wieder auf, schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es schon später Nachmittag war: »Wenn Sie das heute noch erledigen wollen, müssen Sie sich aber beeilen!«
    Auf diesen Rat hin eilte der Riese aus Kullmanns Zimmer. Es dauerte bis zum Abend, bis er mit den Ergebnissen zu Kullmann zurückkehrte, der in der Zwischenzeit zum wiederholten Mal die Akte von Peter Biehler studiert hatte, ob es Hinweise auf Konflikte in seiner Dienststelle bei der Verkehrspolizei gegeben hatte. Aber es gab dort nichts, was für ihre Ermittlungen wichtig gewesen wäre. Verzweifelt rieb Kullmann sich über seine Nase. Seine Lesebrille schwebte nun wieder auf seinem Kopf.
    Erik betrat forscher als sonst Kullmanns Büro und schimpfte: »Ich hätte schon früher daran denken sollen.«
    *
    Anke erschrak über die plötzliche Dunkelheit im Stall. Eine Weile dauerte es, bis sich ihre Augen daran gewöhnt hatten. Sie hörte Schritte, konnte aber nicht lokalisieren, wo diese Schritte herkamen.
    Langsam und lautlos erhob sie sich und sah das geöffnete Fenster von Rondos Box, das zum Hof führte. Kaum hatte sie beschlossen, durch dieses Fenster zu steigen und zu fliehen, wurde es von außen zugeknallt. Diese Fenster konnten nur von außen geöffnet werden, also war dieser
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