Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
Vom Netzwerk:
und kehrte die Haare ihrer letzten Kundin zusammen. In den letzten zehn Jahren hatte sie in Städten gelebt, in denen sie keine Vergangenheit hatte, keine Geschichte und keine Freundinnen, die gemeinsam mit ihr die Qualen der Pubertät durchgestanden hatten. Sie hatte in vier verschiedenen Staaten gelebt und immer nach dem schwer definierbaren Etwas gesucht, nach dem perfekten Ort, um Wurzeln zu schlagen. Der Kreis hatte sich geschlossen, und es war eine Ironie des Schicksals, dass sie den perfekten Ort genau dort gefunden hatte, von wo sie losgezogen war. Sie kam sich
vor wie Dorothy in Der Zauberer von Oz , nur dass sie nicht mehr zurück nach Hause konnte. Jedenfalls jetzt nicht.
    Boise war zwar eine schöne Stadt, die viel zu bieten hatte. Doch dort gab es keinen transvestitisch veranlagten Weihnachtsmann. Keine Festzüge zu jeder sich bietenden Gelegenheit. Boise hatte nicht den Herzschlag und das Flair einer Kleinstadt.
    Dort gab es keinen Nick.
    Delaney fegte die Haare zu einem Häufchen zusammen und griff nach einer Kehrschaufel. Nicht mit Nick in derselben Stadt zu leben, hatte ihr helfen sollen, sich besser zu fühlen. Fehlanzeige. Sie liebte ihn und wusste, dass sie es immer tun würde. Sie wünschte, sie könnte nach vorn schauen und sich Nick Allegrezza aus dem Kopf schlagen, doch sie konnte sich nicht mal durchringen, den Staat zu verlassen. Sie liebte ihn, aber sie konnte nicht in seiner Nähe leben. Nicht mal für drei Millionen Dollar. Die Entscheidung wegzugehen war ihr nicht allzu schwer gefallen. Es war ihr unmöglich, die nächsten fünf Monate durchzustehen, wenn sie Nick ständig mit anderen Frauen sah. Nicht für alles Geld der Welt.
    Als Delaney die aufgekehrten Haare in den Abfalleimer leerte, bimmelte die Klingel über der Tür. Dann hörte sie das dumpfe Aufschlagen von Stiefeln und das kollektive Luftschnappen aller Frauen im Raum.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein, danke«, antwortete eine vertraute Stimme, die ihr nur zu oft Kummer bereitet hatte. »Ich habe gefunden, was ich suche.«
    Sie drehte sich um, und nur eine Armeslänge von ihr entfernt stand Nick. »Was willst du?«
    »Ich will mit dir reden.«
    Er hatte sich die Haare kurz schneiden lassen, und eine
dunkle Ringellocke fiel ihm in die Stirn. Er sah atemberaubend aus. »Ich bin beschäftigt.«
    »Gib mir nur fünf Minuten.«
    »Hab ich denn die Wahl?«, fragte sie eisig und hoffte schwer, dass er Nein sagte, damit sie ihn zum Teufel jagen konnte.
    Er verlagerte sein Gewicht auf einen Fuß und schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. »Ja.«
    Seine Antwort brachte sie aus dem Konzept, und sie wandte sich an Ali am Arbeitsplatz neben ihr. »Ich bin in fünf Minuten wieder da«, murmelte sie und steuerte auf die Tür zu. Mit Nick dicht auf den Fersen lief sie ins Treppenhaus und blieb an einem Münzfernsprecher stehen. »Du hast fünf Minuten.« Sie lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme.
    »Warum hast du die Stadt so überstürzt verlassen?«
    Sie schaute auf ihre neuen Plateauschuhe aus Wildleder, die sie sich zum Trost gekauft hatte. Doch es hatte nichts geholfen. »Ich musste weg.«
    »Warum? Du wolltest doch unbedingt das Geld.«
    »Offenbar war mein Wunsch wegzugehen größer als der Wunsch nach Geld.«
    »Ich hab Max von uns beiden erzählt. Angel Beach und Silver Creek gehören jetzt dir.«
    Delaney schlang die Arme fester um sich und rang um Selbstbeherrschung. Sie konnte nicht fassen, dass sie über irgendeine blöde Immobilie redeten, die ihr völlig egal war. »Warum hast du es ihm erzählt?«
    »Es schien mir nicht richtig, dass ich alles erbe.«
    »Bist du gekommen, um mir das zu sagen?«
    »Nein. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich weiß, wie sehr ich dir wehgetan hab. Es tut mir leid.«
    Sie schloss die Augen. »Das ist mir egal«, behauptete sie, weil sie sich wünschte, dass es so war. »Ich hab dir gesagt, dass
ich dich liebe, und du hast prompt Gail angerufen und sie zu dir nach Hause eingeladen, um mit ihr zu schlafen.«
    »Ich hab sie nicht angerufen. Sie ist einfach so aufgekreuzt, und wir haben nicht miteinander geschlafen.«
    »Ich hab doch gesehen, was da gelaufen ist.«
    »Nichts ist gelaufen. Da sollte überhaupt nichts laufen. Du hast gesehen, was du sehen solltest, und geglaubt, was ich dich glauben machen wollte.«
    Sie hob den Blick und sah ihm in die Augen. »Warum?«
    Er atmete tief durch. »Weil ich dich liebe.«
    »Das ist nicht lustig.«
    »Ich weiß. Ich hab nie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher