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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut
Autoren: Rachel Gibson
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schlug ihr bis zum Hals, und sie hielt den Atem an. Hatte Angst, sich zu bewegen. Angst, ein Geräusch zu machen. Angst zu blinzeln, und er wäre verschwunden.
    »Ich weiß, dass du da bist, Boots. Mach auf.«
    Woher wusste er das?
    »Ich geh hier nicht weg.«
    Sie kannte ihn gut genug, um ihm zu glauben. Ein Teil ihres Herzens schrie unentwegt Ja! Ja! Ja! , während der andere Teil Nein! Nein! Nein! rief. Sie schloss einen Kompromiss und öffnete die Tür, ließ aber zur Sicherheit die Kette vor. »Was machst du hier?«
    Er hielt das Gesicht näher an den Spalt. »Die Frage lautet: Was machst du hier? Ich hab dir doch befohlen, nicht nach Miami zurückzukehren.«
    »Tja, ich nehme aber keine Befehle von Ihnen entgegen, Sergeant Junger.«
    »Das war ja wohl klar.« Er setzte seine vertraute düstere Miene auf, während er auf die Fersen zurückschaukelte. »Warum hast du nicht auf meine Anrufe reagiert?«
    Auf die vor fünf Tagen? »Das ist ja wohl klar.«
    Er trug ein weißes T-Shirt und wie immer eine Cargohose. »Was hast du jetzt vor?«, fragte er.
    Gott, sie hasste ihn. Nein, sie liebte ihn. Nein, sie hasste es, dass sie ihn liebte. »Geht dich nichts an.«
    Er versuchte ein Lächeln, als könnte er kein Wässerchen trüben, doch es erreichte seine Augen nicht. »Tu mir den Gefallen, Boots.«
    Na schön, was spielte es schon für eine Rolle? Sie würde es ihm sagen, und dann würde er gehen, und sie könnte endlich vor Aufregung in Ohnmacht fallen. »Ich belade morgen einen Umzugswagen und fahre damit nach Lovett. Ich hab mit dem Manager von Slim Clem’s gesprochen, und er gibt mir einen Job in der Nachtschicht. Und im Frühjahr belege ich ein paar Kurse an der West Texas A&M in Amarillo.«
    Sein aufgesetztes Lächeln schwand. »Das Slim Clem’s ist eine Spelunke.«
    »Ich hab schon in schlimmeren gearbeitet.« Allein der Klang seiner Stimme stocherte in den Wunden in ihrem Herzen.
    »Das Hotel hier auch. Die Security taugt nichts.«
    »Ich bin schon in schlimmeren abgestiegen.« Sie räusperte sich, um das Zögern in ihrer Stimme zu kaschieren. »Ich muss jetzt gehen«, sagte sie, bevor die Tränen, die in ihren Augen brannten, ihr die Sicht trübten und der Ja! Ja! Ja! -Teil ihres gebrochenen Herzens gewann und sie die Tür aufriss. »Auf Wiedersehen, Beau.«
    Er hob abwehrend die Hand. »Stella …«
    Sie knallte die Tür zu, als die Tränen flossen. »Geh weg, oder ich ruf die Polizei.« Es war eine leere Drohung, schien aber zu funktionieren. Sie hörte seine Schritte und sah durch den Spion. Weg war er. Einfach gegangen. Das A…loch.
    Als sie ans Bett trat, rutschte ihr der Träger ihres blauen Sommerkleids am Arm herab. Sie konnte nicht glauben, dass er gegangen war. Einfach so? Wie damals, als er aus Lovett verschwunden war. In einer Minute war er noch in der Stadt gewesen, und in der nächsten hatte er die Biege gemacht. Wie der Geheimagent, der er, wie er jedem versicherte, nicht war. Sein Bruder war mit ihm gegangen. Was gut gewesen war. Das Letzte, was sie brauchen konnte, war, Beaus Doppelgänger über den Weg zu laufen.
    Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und stand auf, um noch einmal durch den Spion zu sehen. Er war weg. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Warum war er überhaupt gekommen, wenn er jetzt einfach so wieder ging? Warum war er hier? Warum hatte sie ihn das nicht gefragt?
    Das harte Holz war kühl an ihren nackten Schultern, und sie wischte sich noch mehr Tränen weg. Wie hatte er sie ausfindig gemacht? Sadie und Vince waren die Einzigen, die ihren Aufenthaltsort kannten, und dass ihre Schwester Beau irgendwelche Infos geben würde, bezweifelte sie. Blieb noch Vince übrig, oder Beau hatte ihr Handy geortet. Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Tür. Wahrscheinlich Letzteres.
    Ein lauter Rums und sie richtete sich mit weit aufgerissenen Augen auf. Noch ein lauter Rums, gefolgt von mehreren Knallgeräuschen, ließ sie so heftig zusammenzucken, dass ihre Wirbelsäule knackte. Es hörte sich an, als fände auf dem Parkplatz eine Schießerei statt, und sie rannte ans Fenster. Sie schob die Gardinen beiseite und starrte auf den dichten weißgrauen Qualm, der vom Parkplatz aufstieg. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, dass ein Auto explodiert wäre, doch dann trat Beau ganz entspannt aus dem Rauch und sah zu ihrem Fenster hoch.
    »Blendgranate«, flüsterte sie, als er unter ihrem Fenster stehen blieb und den Kopf in den Nacken legte. Er hatte eine
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