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Küsse und andere Katastrophen

Küsse und andere Katastrophen

Titel: Küsse und andere Katastrophen
Autoren: Jill Shalvis
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seinem Gesicht abzeichnete, als er langsam die Treppe zu Taylor hinaufkam. Als er direkt vor ihr stand, hatte sie den Eindruck, von seiner Größe und Kraft fast erdrückt zu werden. Er will mich nur einschüchtern, dachte sie, aber ich werde ihm zeigen, wer hier der Herr im Haus ist.
    Sie hob den Kopf und reckte das Kinn.
    “Sie stehen ja immer noch hier in dem ganzen Schmutz”, stellte er fest.
    Ich werde nicht ausweichen, dachte Taylor. Keinen Millimeter. Auch wenn er mir jetzt so nahe ist, dass ich seine Körperwärme spüren kann. Sie sah ihm in die hellbraunen Augen und erkannte unglaubliches Selbstbewusstsein in seinem Blick.
    Ihr Herz schlug schneller, und ihr wurde immer wärmer. Ihre Haut kribbelte, als würden sämtliche Nervenenden gleichzeitig gereizt. Nein, ich werde die Finger von ihm lassen, ermahnte sie sich. Schließlich hatte er keine der Eigenschaften, auf die sie bei einem Mann Wert legte. Er war nicht ruhig und gelassen. Er war nicht umgänglich, sondern sehr entschlossen, seinen Willen durchzusetzen. Sicher ließ er nicht zu, dass sie ihre Spielchen mit ihm trieb.
    Es war schon lange her, seit ein Mann solche Emotionen in ihr ausgelöst hatte. Und Jeff Hathaway war damals eher noch ein Junge gewesen als ein Mann.
    Sie hatten sich in der zweiten Klasse kennengelernt. Jeff hatte damals Tony Villa geschlagen, nachdem der Taylor als “Grünling” verspottet hatte, nur weil sie ein grünes Kleid, eine grüne Strumpfhose und grüne Schuhe getragen hatte. Jeff hatte ihre Ehre verteidigt, und Taylor war selig gewesen.
    In der sechsten Klasse hatte Jeff in der Mittagspause ihre Hand gehalten, obwohl alle anderen es sehen konnten, und damit hatte er endgültig ihr Herz erobert.
    Auf der Highschool waren sie unzertrennlich gewesen. Taylor war felsenfest davon überzeugt, dass Jeff der Richtige für sie war. Es spielte keine Rolle, dass er aus ärmlichen Verhältnissen stammte und ihre Mutter ihn ablehnte. Er war Taylors Ein und Alles.
    Sie wollten gleich nach Abschluss der Schule heiraten, aber Taylor war damals noch nicht achtzehn, und es war klar, dass ihre Mutter niemals ihre Einwilligung geben würde. Also warteten sie den Sommer über und schmiedeten Pläne fürs College, wo sie sich ein Zimmer teilen wollten. Im Oktober wollten sie dann heimlich zum Heiraten nach Las Vegas fahren, gleich nach Taylors achtzehntem Geburtstag.
    Jeff war ihr bester Freund, ihr Liebhaber, ihr zukünftiger Ehemann.
    Und am letzten Septembertag kam Jeff bei einem Autounfall ums Leben.
    An die darauf folgenden Tage und die nächsten Jahre wollte Taylor nicht zurückdenken. Doch im Grunde war sie zäh und überstand das alles. Irgendwie lebte sie trotz ihres Kummers weiter, und mit Anfang zwanzig verabredete sie sich sogar hin und wieder. Doch sie wollte sich nur amüsieren. Auf keinen Fall wollte sie tiefe Gefühle entwickeln.
    Selbst jetzt noch, mit siebenundzwanzig, kam es ihr manchmal so vor, als fehlte ein Teil von ihr. Der beste Teil, nämlich Jeff. Taylor hatte ihn über alle Maßen geliebt. Natürlich kam sie mittlerweile mit dem Leben wieder zurecht. Sie konnte Gefallen an einem Mann finden, konnte lachen und all das tun, was sie zuvor auch getan hatte.
    Nur eines hatte sich unwiderruflich geändert: Wenn sie jetzt einen Mann an sich heranließ, dann lediglich, um ein Bedürfnis zu stillen. Manchmal wollte sie sich an eine muskulöse Brust schmiegen oder sexuelle Erfüllung finden.
    Mehr nicht. Es war jetzt fast zehn Jahre her, doch Taylor konnte sich immer noch nicht vorstellen, jemals wieder eine so tiefe und bedingungslose Liebe für einen Menschen zu empfinden.
    “Prinzessin?”
    Sie fuhr erschrocken zusammen. Wie hatte sie Mac bloß vergessen können? Er blickte sie gerade auffordernd an. Er war der erste Mann seit Jeff, nach dem sie sich überhaupt sehnte. Also schön, jetzt hatte sie es sich eingestanden. Das änderte aber überhaupt nichts daran, dass Mac nicht ihr Typ war.
    “Ein bisschen Staub bringt mich nicht um”, sagte sie.
    “Sie haben den schlimmsten Dreck ja auch noch nicht erlebt. Wenn Sie hier stehen bleiben, während wir im Flur den Putz abschlagen, werden Ihre Lungen innerhalb von einer halben Stunde wie Feuer brennen. Ganz zu schweigen von den Kopfschmerzen, die Sie bekommen werden.”
    Klang da Fürsorge aus seiner Stimme? Damit macht er mich nicht weich, dachte Taylor. So, wie mein Körper auf ihn reagiert, darf ich keine Sekunde lang vergessen, den Verstand einzuschalten. Das wäre
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