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Küsse und andere Katastrophen

Küsse und andere Katastrophen

Titel: Küsse und andere Katastrophen
Autoren: Jill Shalvis
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finanzielle Lage keine sehr große Rolle. Ihm war nur wichtig, dass er unabhängig war. Frei von jeglichen Verpflichtungen seiner Familie gegenüber. Sie meinten es alle gut mit ihm, doch er fühlte sich oft regelrecht von ihnen erdrückt. Außerdem war er frei von seiner Exfrau, der er es verdankte, dass er seine Rechnungen nicht bezahlen konnte.
    Er hatte sich damals geweigert, ihrem Wunsch nachzugeben, dass sie beide vom Geld seiner großzügigen Familie lebten. Sie hatte zur feinen Gesellschaft gehören wollen, doch das Leben der Reichen und Vornehmen war nicht seine Welt. Schließlich hatte sie all sein Geld an sich gerissen und ihn mit voller Absicht so sehr verletzt, wie sie nur konnte, indem sie ihr gemeinsames Kind abtreiben ließ.
    Nein, beschloss Mac, heute werde ich nicht daran denken. Er zog sich aus, streifte sich alte Shorts über und reagierte auf seine Weise den Zorn ab: mit langem, kraftraubendem Jogging.
    In aller Frühe fuhr Mac am nächsten Morgen wieder zu Taylors Haus. Diese Tageszeit mochte er besonders. Wenn die Sonne noch nicht ganz aufgegangen war, kam ihm der Tag noch frisch und unverdorben vor.
    Seine Männer würden heute überall im Haus alten Putz abklopfen, defekte elektrische Leitungen und alte Wasserrohre herausreißen. Gestern hatte er ganz für sich allein seinen Ärger abreagieren wollen, und davon gab es genug. Seine Mutter hatte ihn angerufen. Trotz ihres aufreibenden Jobs war sie eine warmherzige, liebevolle Frau, die davon überzeugt war, ihr Sohn müsste ohne ihre selbst gekochten Gerichte verhungern. Ständig bedrängte sie ihn, wann er wieder einmal am Sonntag zum Essen käme.
    Dann hatte ihn sein früherer Captain angerufen, der ihn wieder zur Polizei zurückholen wollte. Den Polizeidienst hatte Mac vor vier Jahren, kurz nach der Scheidung aufgegeben. Er war gern Polizist gewesen, aber die Baubranche gefiel ihm noch besser. Seit seiner Kindheit bastelte und werkelte er, und es machte ihn immer noch glücklich, etwas mit seinen eigenen Händen aufzubauen.
    Es brachte ihm Spaß, heruntergekommene historische Häuser zu renovieren, sodass sie wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlten. Bisher hatte er noch keinen Tag bereut, den Polizeidienst quittiert zu haben. Zuerst hatte er in der Firma eines Freundes der Familie gearbeitet, um die Branche kennenzulernen. Jetzt war er seit zwei Jahren sein eigener Chef. Angefangen hatte er mit der Renovierung einzelner Räume, bis er im letzten Jahr zum ersten Mal ein ganzes Haus restauriert hatte.
    Taylors Haus war sein bislang größter Auftrag und seine Chance, die nächste Stufe auf der Erfolgsleiter zu erklimmen.
    Er konnte nur hoffen, dass ihm das gelang. Nachdem Ariel ihn finanziell, moralisch und seelisch ruiniert hatte, konnte er es sich noch nicht leisten, sein eigenes Haus zu renovieren. Na schön. Dann arbeitete er eben an fremden Häusern, um sich etwas zusammenzusparen. Damit hatte er kein Problem.
    Er parkte direkt vor Taylors Haus und war sich gar nicht bewusst, welches Glück es war, hier in der Gegend einen Parkplatz zu finden. Hoffentlich kam Taylor ihm heute nicht ständig in die Quere. Seine Männer sollten sich auf die Arbeit konzentrieren und nicht durch eine schöne Frau abgelenkt werden, auch wenn sie den Vorschlaghammer noch so elegant schwingen konnte.
    Sein Team wartete bereits vor der Haustür, und Mac runzelte die Stirn. Wieso gingen sie nicht hinein und machten sich an die Arbeit?
    Aber sie standen nicht einfach nur da, sondern lächelten und nickten wie willenlose Puppen. Es überraschte ihn wenig, als er Taylor in der Runde erblickte.
    “Die stammt aus Russland”, verkündete sie gerade und hielt eine Vase hoch, während Mac sich verärgert der Gruppe näherte. Mit perfekt manikürten Fingernägeln strich sie liebkosend über das glatte Porzellan, während sie sprach. Macs Herz schlug schneller, und das lag nicht nur an seinem Ärger. Sein Puls beschleunigte sich, und Verlangen packte ihn. Himmel, er musste verrückt geworden sein!
    “Sie kostet ein kleines Vermögen.” Taylor streichelte die Vase und seufzte leise, so sehr genoss sie die Schönheit des Porzellans.
    Ihr Seufzer half Mac nicht gerade dabei, sich wieder in den Griff zu bekommen, und er überlegte, wie lange es schon her war, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war. Durch Ariel und ihr grausames Spiel war ihm die Lust auf Frauen vergangen.
    Diese Lust kehrte jetzt allerdings zurück und ließ sich nicht einfach so ignorieren.
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