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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein
Autoren: Stephanie Laurens
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widerwilliger Begleiter, und zupfte sie verstohlen am Ärmel. »Hier ist nichts zu holen, wirklich. Wenn wir jetzt gehen, schaffen wir es noch rechtzeitig zu Henry’s, bevor das Abendessen dort zu Ende ist.«
    Amanda beendete ihre erste, flüchtige Begutachtung der Anwesenden und wandte sich zu Reggie um. »Woher willst du denn wissen, dass hier nichts zu holen ist? Wir sind doch gerade eben erst gekommen, und in den Ecken ist es dunkel.«
    Die Inhaber hatten das Etablissement an der Duke Street mit dunkelbraunen Velourstapeten, passenden Ledersesseln und Tischen aus Holz ausgestattet. Beleuchtet lediglich von in relativ großen Abständen angebrachten Wandleuchtern, war das Ergebnis eine dämmrige Höhle mit eindeutig maskulin anmutendem Anstrich. Wieder sah Amanda sich forschend im Raum um, und dabei überkam sie eine vage Ahnung von Gefahr, ein plötzliches Gefühl der Nervosität, das eine prickelnde Gänsehaut auf ihren Armen erzeugte. Energisch hob sie das Kinn. »Lass mich erst mal einen Rundgang machen, und dann werden wir ja sehen. Wenn ich feststellen sollte, dass es hier wirklich gar nichts zu holen gibt, dann können wir von mir aus wieder gehen.« Reggie wusste nur allzu gut, was Amanda sich holen wollte, auch wenn er dieses Unterfangen definitiv nicht gutheißen konnte. Sie hakte ihn kurzerhand unter und lächelte ihn begütigend an. »Du kannst doch nicht jetzt schon wieder zum Rückzug blasen.«
    »Was vermutlich so viel heißen soll, wie dass du ohnehin nicht auf mich hören würdest, selbst wenn ich es täte.«
    Amanda und Reggie sprachen nur leise - aus Rücksichtnahme auf diejenigen, die sich auf ihr Spiel zu konzentrieren versuchten. Unterdessen dirigierte sie ihn in Richtung der Spieltische. Jeder, der sie beide so sah, konnte eigentlich nur zu einer möglichen Schlussfolgerung gelangen - nämlich, dass Reggie ihr Verehrer war, und dass sie ihn dazu überredet hatte, sie zu einer Art Mutprobe mit hierher zu nehmen. Und Amanda tat auch nichts, um diesen Eindruck zu zerstreuen. Denn es stimmte ja schließlich; sie hatte ihn dazu überredet, sie in dieses zwielichtige Etablissement mitzunehmen, obgleich der wahre Sinn und Zweck ihres Besuches noch um einiges schockierender war als ein derartiges Experiment.
    Da die Spielhölle erst kürzlich eröffnet worden war, hatte sie die übelsten Windhunde und Draufgänger angelockt, die stets das Neueste in puncto Zerstreuung und Ausschweifung suchten. Hätte Amanda in den respektableren Lokalen und Vergnügungsstätten irgendetwas nach ihrem Geschmack gefunden, so wäre sie selbstverständlich überhaupt niemals auf den Gedanken gekommen, an diesem anrüchigen Ort ihr Glück zu versuchen. Aber durch die etablierten Kasinos und Salons hatte sie bereits in den vergangenen zwei Wochen die Runde gemacht - vergeblich. Insofern war ihre Anwesenheit hier - an diesem Abend, in diesem Raum, in dem die einzigen männlichen Gesichter außer dem von Reggie solche waren, die sie lieber nicht wahrnehmen würde - ein Maßstab für ihre Verzweiflung.
    Während sie also an Reggies Arm durch die Räumlichkeiten stolzierte und dabei stets ein naives, ganz und gar unechtes Interesse an den jeweiligen Spielen vortäuschte, warf sie heimlich einen prüfenden Blick auf die Spieler - und musste zu ihrer Enttäuschung feststellen, dass sie allesamt nicht ihren Vorstellungen entsprachen.
    Wo um alles in der Welt so jammerte sie innerlich, steckt er denn bloß, jener Gentleman, der der einzig Richtige für mich ist?
    Schließlich erreichten sie den letzten der großen Spieltische und blieben für einen Moment stehen. Dieser Raum war von einer beachtlichen Tiefe und war insgesamt doppelt so groß wie jener Teil, den sie bereits durchschritten hatten. Der vor ihnen liegende Bereich war in scheinbar undurchdringliche Düsterkeit getaucht, die einzige Beleuchtung spendeten zwei Wandlampen, die jedoch nur spärlich Licht gaben. Hier und dort hatte man große Lehnsessel zu kleinen Gruppen angeordnet; diejenigen, die in diesen Sesseln Platz genommen hatten, waren in dem trüben Licht allerdings kaum wahrzunehmen. Zwischen den Sitzgelegenheiten standen kleine Tische, und Amanda sah, wie eine langfingrige weiße Hand mit lässiger Geste eine Spielkarte auf eine blank polierte Tischplatte warf. Es war ganz klar, dass dieses Ende des Raumes für jene Art von Glücksspiel reserviert war, bei der es richtig hart zur Sache ging.
    Für die richtig hartgesottenen, gefährlichen Spieler.
    Noch ehe
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