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Kuess mich

Kuess mich

Titel: Kuess mich
Autoren: Jasmin Romana Welsch
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könnte richtig gut tanzen. Seit diesem Abend war sie skeptischer geworden, was die Meinung von Getränken anging. Sie hatte sich bei Bastian entschuldigt, aber sie war schlecht im Entschuldigen, also hatten sie irgendwann beide angefangen, das Ganze als im Delirium geschehen Nichtigkeit abzutun. Sam versuchte gerade, sich so halbwegs an den Kuss zu erinnern, als ihr Vater ihre Tagträume platzen ließ.
    >> Wir sind da! Sieh dir das an Sam! Hab ich dir zu viel versprochen? <<
    Sam braucht ein paar Sekunden um wieder in die Realität zurückzukehren. Sie bereute diesen Schritt sofort. Ihr Vater hatte tatsächlich nicht übertrieben. Eine grün e Hölle erstreckte sich vor ihren Augen.
    Das kleine Holzhaus stand direkt neben einem, schon beinahe pervers genau gepflegten, Blumenbeet, das von einem weißen, niedrigen Holzzaun eingerahmt wurde. Der See glitzerte eingebildet hell im Sonnenlicht und ein paar Spatzen pfiffen ihren Spott von den Ästen der Bäume des angrenzenden Waldes.
    Das Wasser sah einladen sauber aus, das änderte aber leider auch nichts an der Tatsache, dass kleine, furchteinflößende Gartenzwerge das Grundrück umzingelten. Das Klischee hatte Sam gerade mit der Faust ins Gesicht geschlagen und rannte jetzt triumphierend im Kreis.
    >> Gehen wir erst mal rein und packen unsere Sachen aus! << , schlug ihr Vater beängstigend vergnügt vor.
    Si e folgte ihm, den Blick skeptisch auf die großen, schwarzen Augen der intrigant grinsenden Keramikzwerge gerichtet. Es konnte nicht mehr schlimmer werden, das war die einzige positive Erkenntnis, die Sam in den ersten Minuten gewann.
    Als sich die schmale Holztür mit dem üppigen Blumenschmuck übertrieben knarrend öffnete, folgte der nächste Schlag ins Gesicht. Diesmal hatte nicht das Klischee, sondern die Überraschung zugeschlagen, mit einem unglaublich schmerzhaften rechten Haken. Im Inneren der Hütte, die ganz offensichtlich früher mal im Besitz von Goldlöcken und den Bären gewesen war, saß, an einem mit Blümchen verziertem Holztisch, eine grinsende Frau. Sam befürchtete ein Begrüßungsritual der Eingeborenen, die nur gekommen waren, um irgendwelche selbstgebackenen Dinge dazulassen und in einem unverständlichen Dialekt, aufdringliche Fragen zu stellen, aber es sollte sogar noch schlimmer kommen.
    Bei näherer Betrachtung, erschien Sam ihre Befürchtung abwegig. Die Frau war viel zu gut gekleidet, um einem Kaff wie diesem entsprungen zu sein. Sie trug ein hellgrausen Kostüm und hatte die Haare zu einem strengen Zopf gebunden. Sie sah aus, als wäre sie vor wenigen Stunden von ihrem Bürostuhl gesprungen, mit dem dringenden Verlangen, sofort und ohne sich umzuziehen, die Zivilisation zu verlassen.
    Vorerst planlos , starrte Sam die Frau an, bis ihr Vater endlich begann, das intrigante Rätsel zu lösen.
    >> Sam, das ist Sophie. Du kennst sie vielleicht vom letzten Firmenpicknick. Wir arbeiten zusammen und haben uns, nun ja… <<
    Sam blieb der Mund offen stehen. Als die Frau auf sie zukam, um ihre Hand zu schütteln, fühlte sie sich wie ein Fisch im Trockenen. Daher wehte also der Wind. Deshalb verhielt sich ihr Vater mit einem Mal wie ein dauerbekiffter Naturfreak. Sams Eltern waren schon lange getrennt, aber er brachte es scheinbar noch immer nicht übers Herz, ihr wie ein normaler Mensch, über die Existenz der Stiefmutter zu berichten. Er brauchte Dörfer, Holzhäuser und eine ganze Armee aus Gartenzwergen dazu. Vielleich hatte er auch eine Blaskapelle im Schrank versteckt.
    >> Hallo Sam, freut mich dich wiederzusehen! <<
    >> Ja, sicher. Mich auch. <<
    Sam gab ein wirklich wahnsinniges Lachen von sich, eines für das sie sich gelobt hätte, hätte sie es bewusst wahrgenommen.
    Ohne ein weiteres Wort, schnappte sie sich ihre Tasche und rannte die Treppe hinauf. Hier oben mussten die Zimmer sein, sie wollte ihres beziehen. Sie hätte bleiben könne, aber dann hätte sie Dinge gesagt, die ihr im Nachhinein vielleicht leidgetan hätten. Sam kannte sich, deshalb traute sie sich auch nicht über den Weg. Sie musste erst runterkommen, sich beruhigen und die Tatsache verkraften, dass ihr Vater ihre Ferien ruiniert hatte, nur um ihr diese Frau vorzustellen.
    >> Der Mann hat Nerven! << , murmelte sie wütend und ließ ihre Tasche in dem Zimmer mit Balkon fallen.
    >> Komm Sam! Fahren wir aufs Land! Ich mag die Natur plötzlich! << , äffte sie ihren Vater nach und ließ sich dann, knurrend, in das viel zu weiche Bett fallen. Auf der Bettwäsche waren
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