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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Funke in ihm zu erlöschen. »Also gut«, sagte er heiser. »Ich tu, was du willst.«
    Ein ungeheurer Schmerz durchzuckte sie, als ihr klar wurde, dass nun endlich alles vorbei war, und sie unterdrückte ein Schluchzen, als er sich erhob. Wenn es das war, was sie wollte, warum tat es dann so furchtbar weh?
    Ein wenig abseits von ihnen regte sich ein Schatten, doch Daisy und Alex waren so mit ihrem tiefen Kummer beschäftigt, dass sie nicht merkten, wie ihr so überaus privates Gespräch belauscht worden war.

24
    »Alex!«
    Sein Kopf schoss vom Zeltstangenbohrer hoch, als er Daisys Stimme hörte, die genauso klang wie früher. Eine wilde Hoffnung wallte in ihm auf. Vielleicht war seine Zeit am Ende doch noch nicht abgelaufen. Vielleicht hatte sie nicht ernst gemeint, was sie vor zwei Nächten gesagt hatte, und er musste sie nicht heute noch in ein Flugzeug nach New York setzen.
    Er warf die Winde weg, mit der er am Bohrer herumgedreht hatte, und wandte ihr das Gesicht zu, doch seine Hoffnung erstarb, als er ihren Ausdruck sah.
    »Sinjun ist verschwunden! Alle Tiere sind abgeladen, aber er war nicht dabei. Und Trey ist auch weg.«
    Brady kam hinter dem Zeltstangenbohrer hervor, wo er Alex gerade geholfen hatte. »Da steckt Sheba dahinter. Darauf wette ich.«
    Daisy wurde blass vor Sorge.»Hat sie was zu dir gesagt?«
    Daisy blickte Alex an, und zum ersten Mal, seit er sie vom Zoo abgeholt hatte, hatte er das Gefühl, dass sie ihn wirklich ansah. »Weißt du was davon?«
    »Nein. Sie hat mir nichts gesagt.«
    »Sie weiß, wie du zu dem Tiger stehst«, sagte Brady. »Ich schätze, sie hat ihn hinter deinem Rücken verkauft.«
    »Aber das kann sie doch nicht! Er gehört mir!« Sie biss sich auf die Lippe, als fiele ihr auf einmal ein, dass das gar nicht stimmte.
    »Ich hab zuvor schon nach Sheba gesucht«, sagte Brady, »aber sie ist noch nicht aufgetaucht. Shorty hat ihren Trailer gefahren, aber ihr Auto war nicht dabei.«
    Daisy ballte die Hände zu Fäusten. »Sie hat was Schlimmes mit ihm gemacht. Ich weiß es.«
    Alex wollte sie beruhigen, fürchtete jedoch, dass sie recht hatte. »Ich werd ein paar Anrufe machen und sehen, was ich rausfinden kann. Warum geht ihr beiden nicht rum und fragt die Arbeiter, ob die was wissen?«
    Aber keiner wusste etwas. In den nächsten zwei Stunden sprachen sie mit jedem im Zirkus, mussten jedoch feststellen, dass Sheba seit dem gestrigen Abend nicht mehr gesehen worden war.
    Daisy wurde immer nervöser. Wo war Sinjun? Was hatte Sheba mit ihm angestellt? Sie hatte genug über den Markt für alternde Zirkustiere erfahren, um zu wissen, dass der Tiger kaum Chancen hatte, von einem anständigen Zoo übernommen zu werden. Was würde mit ihm geschehen?
    Es wurde Zeit für sie, zum Flughafen zu fahren, doch sie blieb. Alex hatte darauf bestanden, dass sie zu ihrem Vater ging, bis sie sich entschieden hatte, was sie tun wollte, aber jetzt kam ein Fortgehen überhaupt nicht mehr in Frage. Sie ignorierte den perlgrauen Lexus mit dem Nummernschild aus Connecticut - noch so eine von Alex‘ Schuldopfergaben - und hockte sich auf die Stoßstange des alten schwarzen Pickup, der sie auf dieser sommerlichen Seelenreise bis zu diesem trüben Oktoberabend getragen hatte. Von hier aus beobachtete sie den Zeltplatz.
    Die erste Vorstellung endete, und dann auch die zweite. Die letzten Zuschauer verließen das Zelt. Dies war der letzte zweitägige Aufenthalt des Zirkus, bevor sie Tampa erreichten. Wieder machten sich die Arbeiter - mit einigen Showgirls im Schlepptau - auf den Weg in die Stadt und ließen den Zeltplatz verlassen zurück. Ihr war kalt, aber sie wartete, bis Alex sich umgezogen hatte und gegangen war, um nach Mischa zu sehen, bevor sie zum Wohnwagen zurückkehrte.
    Ihr Koffer lag noch auf dem Bett. Sie ging daran vorbei und nahm sein altes graues Sweatshirt von einem Wandhaken. Nachdem sie hineingeschlüpft war, wollte sie schon hinausgehen, blieb jedoch unschlüssig vor dem schäbigen Einbauschrank stehen, in dem Alex‘ Sachen hingen. Sie ging in die Hocke, öffnete die unterste Schublade und schob seine Jeans beiseite, damit sie sehen konnte, was darunter lag: eine billige blaue Plastikrassel, eine gelbe Plüschente, eine Kinderpackung Tiercracker, ein Lätzchen mit einem Hasen drauf und ein Raumschiff-Enterprise-Comic.
    Sie hatte diese Dinge vor ein paar Tagen entdeckt, als sie ein paar Kleidungsstücke aufräumte, aber Alex hatte sie nie erwähnt. Jetzt berührte sie die Rassel mit der
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