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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten
Autoren: Jutta Profijt
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machen?«, fragte Edi schnippisch.
    Ich wusste, wie Niclas das tun wollte, denn ich hatte das auch schon einmal ausprobiert. Es funktionierte auch. Wir hatten bloß noch ein kleines Problem dabei.
    »Die Karre fährt hundertsechzig«, sagte ich. »Wenn du die Elektronik störst, gibt es einen hässlichen Unfall.«
    »Na und?«, maulte Niclas.
    »Dann ist Jenny mit Sicherheit tot«, sagte Bülent.
    »Dann mach doch einen besseren Vorschlag, Blödmann.«
    »Ich finde   …«
    »Er fährt zum Flughafen Schiphol«, rief Edi.
    »Woher   …«
    »Ich habe auf sein Navi geschaut.« In ihrer Stimme lag ein heller Klang von echt weiblichem Triumph. Oberpeino, dass von uns Kerlen keiner auf diese Idee gekommen war.
    »Ich sag doch, dass meine Kinderkrimis gar nicht so doof sind«, flüsterte sie Jo zu.
    »Krimis? Da hast du die ganzen guten Ideen her?«, fragte Bülent. »Boah. Leihst du mir welche?«
    Edi nickte.
    »Wo is’n das?«, fragte Niclas.
    Peinliches Schweigen.
    »Amsterdam?«, murmelte Jo.
    Wenn ich die Autobahnrichtung in Betracht zog, kam das wohl ganz gut hin.
    »Also dann wieder die Flughafen-Nummer«, rief Niclas. »Sicherheitskontrolle, Fluglotsen-Headsets, das ganze Programm.«
    Ich hoffte, dass es nicht dazu kommen würde, denn lieber wäre mir, wenn Gregor und die holländische Bullerei uns diese Arbeit abnehmen würden. Ansonsten war mir angst und bange um Jenny. Niemand garantierte, dass Dominic ruhig an der Sicherheitskontrolle stehen bleiben würde. Er würde umdrehen, zu dem Ort zurückkehren, wo er die bewusstlose Jenny deponiert hatte, und seine Flucht mit ihr fortsetzen. Dann wurde es verdammt schwierig.
    »Aber wenn die Polizei kommt und ihn festnimmt, dann schießen die doch nicht auf Dominic, oder?«, fragte Jo.
    »Logo knallen die ihn ab«, sagte Niclas. »Ist auch richtig so.«
    »Äh, aber wenn Dominic Frau Akiroglu entführt hat   …«, murmelte Jo.
    Kacke! Daran hatte ich ja gar nicht mehr gedacht. Wir brauchten Dominic lebend, und wir mussten dann noch aus ihm herausbekommen, wo er die Lehrerin versteckt hatte. Falls sie noch lebte.
    Edi jaulte auf.
    »Sie lebt bestimmt noch, Edi, ganz ruhig.«
    Die Gedanken und Vorschläge meines Assistententeams gingen völlig durcheinander. Von Betäubungsmunition, wie Edi das mal im Zoo gesehen hatte, bis zu Niclas Vorschlag, erst mal alle abzuknallen und danach weiterzusehen, war alles dabei.
    »Wir müssen Akif Bescheid sagen«, sagte Bülent plötzlich. »So eine Sache macht man nicht ohne die Familie. Polizei ist viel zu gefährlich.«
    Er machte eine Kopfbewegung zu Niclas. Ich wusste, was er damit meinte. Wenn die Bullen so drauf waren wie Niclas, hatten wir in spätestens zwei Stunden einen tiefen Bombenkrater im Terminal, hundert dampfende Leichen mittendrin und immer noch keinen Plan, wo wir nach Sibel suchen sollten. Aber ob die türkische Familientradition uns wirklich helfen konnte?
    »Akif ist doch auch so eine Art Polizist«, sagte Bülent. »Und er tut nichts, was das Leben seiner Schwester in Gefahr bringt. Und auf Jenny passt er bestimmt auch auf. Besser als alle anderen.«
    Bestimmt nicht besser als Gregor, dachte ich, denn man steht bei den Kollegen doof da, wenn man seinen Partner im Einsatz verliert. Aber Gregor war gerade nicht greifbar. Also Akif.
    »Okay, wer ist der Bote?«
    Bülent, Edi und Jo glotzten mich an.
    Ach ja. »War rhetorisch«, stammelte ich. Natürlich mussteich wieder zu Martin düsen, die anderen konnten sich ja nicht verständigen.
    Ich informierte Martin, der weiterhin vor der Intensivstation auf und ab tigerte, über Akif Akiroglu und sein Doppelleben als Undercover-Drogenfahnder und trug ihm auf, Akif über die neuesten Entwicklungen zu berichten. Martin nickte und zog das Handy aus der Manteltasche. Wenn er im professionellen Problemlösungsmodus ist, kann man sich auf ihn verlassen. Offenbar hatte er inzwischen akzeptiert, dass er Menschen mit Informationen versorgen musste, die ihn nicht kannten, die wissen wollten, woher er die Info hatte, worauf er aber nicht antworten konnte, und dass das Gespräch daraufhin ein unschönes Ende nähme, aber er schien bereit, all das auf sich zu nehmen. Immerhin ging es um Jenny. Und um Sibel.
    »Und um alle Kinder, die mit Drogen um ihre Zukunft betrogen werden«, dachte Martin nach einem Blick zu Edis Mutter und Jos Vater mit einer Grimmigkeit, die ich gar nicht an ihm kannte.
    »Häh?«, fragte ich also erstaunt.
    »Die Vaterschaft verändert einen Mann«,
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