Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
verbunden gewesen. Die wenigen Saijkalsan, die es heute noch gab, wurden meist als Scharlatane und Betrüger beschimpft und verjagt. Nur äußerst selten, wie im Falle dieses gewissen Sapius, hatten die Klan in ihrer äußersten Not Rat gesucht.
    »Ihr müsst mir genauestens berichten, was geschehen ist«, unterbrach Corusal die kurze, nachdenkliche Stille.
    Hassard räusperte sich und schilderte dem Fürsten ausführlich die Ereignisse der vergangenen Wochen seit ihrer Abreise aus Eisbergen bis zu Warrhards Tod und zum bitteren Ende der Schlacht. »Wir trauern um Warrhard, mein Fürst. Ein großer und schmerzlicher Verlust für uns alle. Ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, wie er fiel und mit ihm seine Schneetiger«, erwähnte Hassard das Ende seines Anführers.
    »Habt Ihr ihm die letzte Ehre erwiesen oder seinen Leichnam mitgebracht?«, fragte der Fürst.
    Hassard zögerte einen Moment mit der Antwort, denn die Worte, die er sich zurecht gelegt hatte, konnten den Fürsten kaum zufrieden stellen.
    »Mein Fürst …«, Hassard geriet ins Stocken, »… wir … wie soll ich Euch das nur glaubhaft machen? Wir hatten keine Gelegenheit, ihm die letzte Ehre zu erweisen, und wir konnten ihn nicht nach Hause bringen.«
    »Ihr habt Warrhard am Ufer des Rayhin zurückgelassen und ihn einfach den Aasfressern überlassen?« Corusal war entsetzt und zeigte seine Enttäuschung sehr deutlich. Er war schlicht empört. Das Mindeste, was es für Warrhards Andenken und seine letzte Ruhe zu tun gegeben hätte, wäre die feierliche Bestattung seines Herzens im ewigen Eis der Eiswüste gewesen. Das Herz eines Eiskriegers kehrte stets dorthin zurück, woher es einst gekommen war. Zurück in die Freiheit, zurück in die einzig wahre Heimat. Das ewige Eis. Einem Eiskrieger diese Ehre zu verwehren, so glaubten die Klan, bedeutete zugleich, ihn zu einer nie endenden, ruhelosen Wanderschaft im Schattenreich des Todes zu verdammen.
    »Mein Fürst, sein Herz war verloren und sein Körper zerstört. Die Rachuren … sie haben ihn … zerstückelt und …«, Hassard musste den Kloß in seinem Hals herunterschlucken, »… verschlangen sein noch schlagendes Herz.«
    Corusal schlug die Hände vor die Augen und schüttelte heftig den Kopf: »Hört auf … das ist zu furchtbar. Ich will mir nicht vorstellen, wie ein guter Freund für alle Ewigkeit verzweifelt in den Schatten umherirrt. Ihr hättet dem Rachuren das Herz wieder entreißen müssen, selbst wenn Ihr dafür seinen Bauch hättet aufschlitzen und seine Eingeweide hättet durchsuchen müssen.«
    »Ich habe den Rachuren eigenhändig mit der Schlingenkette getötet, mein Fürst. Er hatte fürwahr keinen schönen Tod, das könnt Ihr mir glauben. Warrhard jedoch starb als Held, mein Fürst. Er hat gekämpft wie nie zuvor und er starb mit einem Lachen. Sein Tod war schrecklich, das ist richtig. Aber ich glaube, dass er dennoch seine letzte Ruhe finden wird. Er machte uns allen große Ehre und ging furchtlos in den Tod. ›Baian hal korrada‹, waren seine letzten Worte. Er ging nach Hause, auch ohne unsere Hilfe«, versuchte Hassard sich selbst zu trösten und die Erlebnisse um Warrhards Tod abzumildern.
    »… und dennoch habt Ihr ihn alleine zurückgelassen und seine Seele dem Labyrinth der Schatten ausgeliefert. Ich bin enttäuscht«, erwiderte der Fürst.
    »Mein Fürst, verzeiht, wenn ich Euch widerspreche. Nur siebenunddreißig Eiskrieger, darunter ich selbst, kehrten lebend zurück nach Eisbergen. Einige von uns waren verletzt. Über vierhundert unserer Kameraden starben in der Schlacht. Es war uns unmöglich, ihre Körper oder ihre Herzen mitzunehmen und ihnen die letzte gebührende Bestattung zu gewähren. Wir mussten sie schweren Herzens an dem Ort ihres Todes zusammen mit vielen tausend gefallenen Klan liegen lassen. Sie sind nicht alleine dort und werden sich zurechtfinden. Die Eiskrieger finden den Weg zurück. So oder so. Baian hal korrada. Davon bin ich überzeugt«, antwortete Hassard.
    »Ich will Euch um Euer und mein eigenes Seelenheil willen nur allzu gerne glauben. Hoffen wir, dass Ihr recht behaltet. Alles andere wäre unverzeihlich. Wäre der Tempel der Peitira nicht zerstört worden und wären ihre Praister nicht von den Fluten mitgerissen worden, hätte ich Euch angewiesen, im Tempel für Warrhard zu bitten. So jedoch bleibt uns nichts als die vage Hoffnung«, antwortete Corusal.
    Er ging zum Turmfenster, drehte Hassard überraschend den Rücken zu und blickte mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher