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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
Autoren: Unbekannter Autor
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Rauchen und Trinken Vorjahren aufgegeben.«
    Das war eine weitere Lüge, noch eine in dieser langen Reihe von Lügen, sagte er sich. Er hatte seit Jahren gewusst, dass sein Herz angegriffen war - aber das hatte ihn nicht daran gehindert, zu trinken und zu rauchen. Die einzige Änderung in seinem Lebenswandel war die gewesen, dass er eine Herztablette genommen hatte, bevor er sich eine Line Koks reinzog.
    Er hatte nie Zeit damit vergeudet, über seine Zukunft nachzudenken. Sein Leben war immer eine Achterbahnfahrt gewesen, wobei er bereitwillig auf dem Vordersitz Platz genommen hatte. Die Tage und Nächte rauschten mit atemberaubender Geschwindigkeit in einem ständigen Auf und Ab vorbei, kamen und gingen. Das Tempo verlangsamte sich nie. Es gab kein plötzliches Halten.
    Bis jetzt, bis gestern, als die Achterbahn wegen eines Zusammenpralls mit seiner eigenen Sterblichkeit entgleist war.
    Und als ob die Aussicht auf einen baldigen Tod nicht schon schlimm genug wäre, wollten sie auch noch, dass er zur Operation nach Seattle ging. Gott, was für ein Mist ...
    Je mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er. Das hatte er nicht verdient. Sicher, er war in seinem Leben ein Arschloch gewesen, hatte Menschen verletzt und sie belogen. Aber dafür hatte er auch in die Hölle zu gehen. Er war katholisch erzogen worden. Er kannte die Spielregeln.
    Doch die Hölle kam nach dem Tod.
    Nicht die Hölle auf Erden, keine Herztransplantation, kein halbes Leben.
    »Das ist saublöd«, sagte Angel. »Ich weigere mich, mir darüber weiter Sorgen zu machen. Was weiß denn schon ein schlecht bezahlter Arzt in einem mitten im Nichts gelegenen Provinzkrankenhaus über solche Operationen? Wahrscheinlich würde er einen Herztransplantationspatienten nicht einmal erkennen, wenn er einen mit seinem Wagen überfährt.«
    »Ach ja, aber du würdest das.« Val zerknüllte das leere Zigarettenpäckchen. »Und wann wird die Operation stattfinden?«
    »Ich werd das nicht machen lassen.«
    Val runzelte die Stirn. »Sei nicht dämlich, Angel. Wenn du ein neues Herz brauchst, besorg dir eins. Ist doch wahrscheinlich ein Klacks. Teufel auch, man kann heutzutage siamesische Zwillinge trennen und Männer zu Frauen machen. Wo liegt das Problem?«
    »Ich mag ja nicht Albert Schweitzer sein, Val, aber ich denke, dass ein neues Herz das Leben doch ein bisschen verändert.«
    »Der Tod könnte gewöhnungsbedürftiger sein.« Val versuchte, locker zu wirken, aber Angel konnte die Furcht in den Augen seines Freundes sehen. Dieser Anblick war erschreckend, denn Val war furchtlos, der einzige Mensch, den Angel kannte, der ebenso aufs Ganze ging und tollkühn lebte wie Angel. Ein dilettantischer hervorragender Junge, der die Karrieren einiger der berühmtesten Hollywoodgrößen lenkte.
    Angel wollte wegschauen, konnte aber nicht. »Hast du diesen Film The Hand mit Michael Caine gesehen? Der, in dem er einen Pianisten spielte, glaube ich, der seine Hand verlor. Man nähte ihm eine >Spender<-Hand an seinen Stumpf an. Der Clou war, dass das die Hand eines Massenmörders war. Caine fing an, jeden zu ermorden, den er sah.«
    »Oh, um Himmels willen, Angel.«
    »Ja? Könnte doch wahr sein. Es könnte passieren. Was, wenn ich das Herz einer Schwuchtel bekomme und mein größter Wunsch nach der Operation ist, mich wie Doris Day anzuziehen?«
    Val stieß ein bellendes Gelächter aus. »Ich weiß nicht. Du hast wirklich Superbeine. Wahrscheinlich könnte ich dich an einen Transvestiten- Nachtclub vermitteln. Du könntest Liza Minnelli sein.« Kaum hatte Val die Worte ausgesprochen, hörte er auf zu lächeln. Dann beugte er sich vor und sah Angel eindringlich an. »Der Punkt ist, dass dein Herz es nicht mehr lange macht. Das ist eine Tatsache.«
    »Du hast leicht reden.«
    »Leicht?« Val wiederholte das Wort, wobei er seine vollen Lippen etwas verzog. »Du bist mein bester Freund. Das ist überhaupt nicht leicht.«
    »Und was wird aus meiner Karriere? Die New York Times schrieb, ich würde mit dem Herzen spielen.«
    Val blickte nicht weg, obwohl Angel wusste, dass er das am liebsten tun würde. »Die Schauspielerei ist deine kleinste Sorge. Ich hab für dich bei diesem beschissenen Actionfilm eine Unsumme an Gage rausgeholt.«
    Angel starrte auf das leere Zigarettenpäckchen in Vals Hand. Er wollte eine Zigarette, einen Schluck Tequila. Alles, was auf magische Weise diesen Augenblick nehmen und in etwas anderes verwandeln würde. Er wollte, dass es gestern war,
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