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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Stiftungen für dessen Seelenheil – wobei nicht überliefert ist, daß er sie auch erfüllt hat.
    Es war besonders die Mehrzahl der mächtigsten Prälaten, die Heinrichs Throngelüste, nicht zuletzt wegen seiner Versprechungen, befriedigte. Doch stellte er reiche Belohnungen auch den weltlichen Großen in Aussicht, deren Majorität ihn aber zunächst »aus vielerlei Gründen für ungeeignet« zum Regieren hielt, »worin die Nachwelt den Fürsten Jahrhunderte lang zugestimmt«. Heinrich, eher verschlagen, wie jeder Vollblutpolitiker, war schnell mit Zusicherungen zur Hand, deren Einlösung jedoch oft auf sich warten ließ. So erlangte er auch bei der Jagd auf seine Legitimation die Königswürde nur durch eine formelle, hastige Teilwahl und »wider alle zu Recht bestehenden verfassungsmäßigen Normen« (Hirsch), neben der Wahl Heinrichs I. »die umstrittenste in der Geschichte des Ostfrankenreichs« (Brühl).
    Am 7. Juni 1002 wurde der Neunundzwanzigjährige als letzter männlicher Nachkomme des sächsischen Herrscherhauses in Mainz, wo man bisher noch keinen König gekürt, durch Franken, Bayern und Oberlothringer zum König gewählt, darauf rasch durch den dortigen Erzbischof Willigis, seinen eifrigen und wichtigsten Helfer, unter Lobgesängen zu Ehren Gottes gesalbt und gekrönt. Metropolit Willigis, dem Heinrich dabei gelobt, »Gottes Kirche und Christi Priester nach Wissen und Können in wachsamster Verehrung zu erhöhen und zu erheben« (dem er aber auch, wie so manchem, persönlich »viel geschenkt und viel versprochen«), war ohne Zweifel der legitime Coronator. Doch sonst war fast alles unüblich, die Zeit, der Ort, und der Karlsthron fehlte natürlich ebenso wie eine allgemeine Wahl.

Blutiger Regierungsantritt

    Miterhoben hatten Heinrich, der sein ganzes Wollen und Können »mit Herz und Verstand dem göttlichen Kult übergeben«, die Bischöfe Albwin von Brixen, Hartwig von Salzburg, Christian von Passau, Gebhard von Regensburg, Werner von Straßburg, Gottschalk von Freising, sogar der von Heinrich zuvor als Geisel genommene Würzburger Prälat. Andere aber neigten anderen Prätendenten zu oder traten für sie ein; für Markgraf Ekkehard von Meißen einige der wichtigsten Persönlichkeiten Sachsens, Arnulf von Halberstadt und Bernward von Hildesheim, der hl. Krieger, Burgenbauer und einstige Lehrer Ottos III. (V 550), der Ekkehard in Hildesheim bereits mit königlichen Ehren empfangen hat; für Herzog Hermann von Schwaben vor allem Erzbischof Heribert von Köln, Gisiler von Magdeburg, Lantbert von Konstanz, Othelrich von Chur, wenn auch aus oft unterschiedlichen Motiven. Die Sachsen, Schwaben und Niederlothringer fehlten bei der Wahl ganz.
    Ekkehard von Meißen allerdings, der ambitiöse Volksherzog von Thüringen und Favorit besonders der Sachsen, der »Schrecken der Feinde«, der unter dem mit ihm befreundeten Otto III. 998 die Engelsburg erstürmt und Crescentius samt Genossen brutal liquidiert hatte (V 559), wurde nun seinerseits und eben noch rechtzeitig umgebracht. Schnitt man doch diesem wichtigen Bewerber um die Krone – der freilich gerade zugunsten des Schwabenherzogs aufzugeben schien, was dessen Position beträchtlich verstärkt hätte – eines Nachts in der Pfalz Pöhlde am Harz den Kopf ab und bestahl noch die Leiche: die, wie es immer wieder heißt, Privatrache der Grafen Siegfried II. und Benno von Northeim nebst Spießgesellen, die darauf »froh und unbehelligt« heimkehrten, während Abt Alfger die »Seelenmesse« las. Ohne diesen Meuchelmord, bei dem vermutlich doch politische Gründe mitspielten, wäre Heinrich, eingeweiht nun oder nicht, vielleicht kaum König geworden, der Mann, der, so Bischof Thietmar, »durch Gottes Gnade und eigene Tüchtigkeit jeden demütigte, der gegen ihn aufstand«, der »sie alle zwang, ihm mit gebeugtem Nacken zu huldigen«.
    Das gilt auch für Hermann II. von Schwaben und Elsaß (997–1003) aus dem rheinfränkischen Haus der Konradiner (V 354 ff.). Der Großneffe Heinrichs I. verfügte über beste Beziehungen und erschien zunächst sogar aussichtsreichster Thronbewerber, da ihn die meisten der bei Ottos III. Beisetzung versammelten Fürsten ihrer Solidarität versicherten. Man wünschte seine Kandidatur, er suchte auch bei Worms mit einem aus Schwaben, einigen Franken und Elsässern bestehenden Heer dem Rivalen die Rheinüberquerung zur Krönung in Mainz zu verwahren, wurde indes durch ein Scheinmanöver ausgetrickst.
    Jetzt aber ergriff der
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