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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren
Autoren: Robert Jordan
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Dar zurückgeblieben war, und bereitwillig das Bündel mit ihren Habseligkeiten auf dem Rücken trugen, schimpften jetzt darüber, daß ihnen ein Heuboden zum Schlafen angeboten wurde.
    All das war im Gange, als Elayne und die übrigen eintrafen, während die Sonne am westlichen Horizont versank - Trubel und Geschrei rund um das Haus und die strohgedeckten Außengebäude, aber Alise Tenjile, die liebenswürdig und gleichzeitig verbissen lächelte, schien die Situation besser im Griff zu haben als selbst die fähigen Hornwells. Frauen der Schwesternschaft, die trotz Reannes tröstenden Versuchen jetzt noch heftiger weinten, trockneten auf eine gemurmelte Bemerkung von Alise hin ihre Tränen und setzten sich mit der entschlossenen Haltung von Frauen, die sich in einer feindselig gesinnten Welt viele Jahre lang um sich selbst gekümmert hatten, in Bewegung. Hochmütige Adlige mit Hochzeitsdolchen in den ovalen Ausschnitten ihrer spitzengesäumten Leibchen und Handwerkerinnen, die fast ebenso viel Anmaßung und Busen zeigten, wenn sie auch keine Seide trugen, schreckten beim Anblick der herannahenden Alise zurück und eilten auf die großen Scheunen zu, während sie ihre Bündel umklammerten und laut verkündeten, sie hätten es sich schon immer gewünscht, auf Stroh zu schlafen. Selbst die Windsucherinnen, von denen viele unter den Atha'an Miere bedeutende und mächtige Frauen waren, äußerten ihre Beschwerden verhaltener, wenn Alise sich näherte. Sareitha, welche die Alterslosigkeit noch nicht erlangt hatte, sah Alise fragend an und berührte ihre Stola mit den braunen Fransen, wie um sich zu vergewissern, daß diese noch vorhanden war. Merilille, die durch nichts zu erschüttern war, beobachtete die Frau mit einer Mischung aus Anerkennung und offener Verwunderung bei ihrer Arbeit.
    Nynaeve stieg vor der Eingangstür des Hauses aus dem Sattel, schaute zu Alise, zog einmal wohlerwogen und angemessen an ihrem Zopf, was die andere Frau vor Geschäftigkeit nicht bemerkte, und schritt ins Haus, wobei sie ihre blauen Reithandschuhe abstreifte und vor sich hin murmelte. Lan lachte leise, während er ihr nachsah, erstickte sein Lachen aber sofort, als Elayne abstieg. Licht, wirkten seine Augen kalt! Sie hoffte um Nynaeves willen, daß der Mann vor seinem Schicksal bewahrt werden konnte, aber sie glaubte es nicht, wenn sie in diese Augen sah.
    »Wo ist Ispan?« flüsterte sie, während sie Aviendha beim Absteigen half. Viele der Frauen wußten, daß eine Aes Sedai - eine Schwarze Schwester - gefangengehalten wurde, daher würde sich die Nachricht wie ein Lauffeuer auf den Ländereien verbreiten, aber es war besser, wenn die Bewohner des Gutshofs ein wenig vorbereitet waren.
    »Adeleas und Vandene haben sie zu einer kleinen Holzfällerhütte ungefähr eine halbe Meile von hier gebracht«, erwiderte er ebenso leise. »Ich glaube nicht, daß jemand in all diesem Durcheinander eine Frau mit einem Sack über dem Kopf bemerkt hat. Die Schwestern sagten, sie würden heute nacht bei ihr bleiben.«
    Elayne erschauderte. Die Schattenfreundin sollte anscheinend erneut befragt werden, sobald die Sonne untergegangen war. Sie waren jetzt in Andor, daher empfand sie noch stärker das Gefühl, sie hätte den entsprechenden Befehl gegeben.
    Schon bald saß sie in einer kupfernen Badewanne, genoß parfümierte Seife und saubere Haut, lachte und bespritzte Birgitte mit Wasser, die sich in einer weiteren Wanne rekelte und zurückspritzte, woraufhin sie beide über Aviendhas schlecht verhülltes Entsetzen kicherten, daß sie bis zur Brust im Wasser saß. Aviendha meinte jedoch, einen sehr guten Scherz gemacht zu haben und erzählte daraufhin eine höchst unpassende Geschichte über einen Mann, der sich Segadestacheln im Hinterteil zuzog. Dann erzählte Birgitte eine noch unpassendere Geschichte über eine Frau, die mit dem Kopf zwischen Zaunlatten feststeckte, die sogar Aviendha erröten ließ. Sie hatten jedoch wirklich Spaß dabei. Elayne wünschte, sie könnte ebenfalls eine solche Geschichte beitragen.
    Sie und Aviendha kämmten und bürsteten einander das Haar - ein allabendliches Ritual von Nächstschwestern -, dann kuschelten sie sich müde in die mit einem Baldachin versehenen Betten in einem kleinen Raum, in dem glücklicherweise nur sie und Aviendha, Birgitte und Nynaeve schliefen. In größeren Räumen bedeckten Feldbetten und Strohlager den Boden, auch in den Wohnräumen, den Küchen und auf den meisten Gängen. Nynaeve murrte die
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