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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren
Autoren: Robert Jordan
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Toten, unter denen kein Name einer Schwester war. Vandene äußerte ihre allmähliche Befürchtung, sie habe einen Eid geschworen, ihre Komplizen nicht zu verraten. Sie schirmten Ispan weiterhin so weit wie möglich von den anderen ab und fuhren mit ihren Befragungen fort, aber es war offensichtlich, daß sie sich blind und vorsichtig vorantasten mußten.
    Und da waren Nynaeve und Lan, wobei sie bei dem Bemühen fast platzte, ihr Temperament in seiner Nähe zu zügeln. Nynaeve verträumte die Zeit mit Gedanken an ihn, wenn sie getrennt schlafen mußten - was bei der Einteilung der Unterkünfte fast immer der Fall war - und schwankte zwischen Begierde und Angst, wenn sie sich mit ihm auf einen Heuboden davonstehlen konnte. Elaynes Einschätzung nach war es ihr eigener Fehler, sich eine Meervolk-Hochzeit erwählt zu haben. Die Meervolkleute glaubten ebenso an Hierarchie wie an das Meer, und sie wußten, daß bei einem Ehepaar vielleicht viele Male in ihrem Leben einmal der eine und einmal der andere überwog. Ihre Hochzeitsriten trugen dem Rechnung. Wer auch immer das Recht hatte, offiziell zu befehlen, mußte privat gehorchen. Nynaeve behauptete, daß Lan niemals Nutzen daraus zog. »Nicht wirklich«, sagte sie, was immer das bedeuten sollte, und bei diesen Worten errötete sie stets. Aber sie wartete weiterhin darauf, daß er es täte, und ihn belustigte dies anscheinend in zunehmendem Maße. Diese Belustigung schürte natürlich wiederum Nynaeves Zorn. Und Nynaeve explodierte tatsächlich -von allen Wutausbrüchen, die Elayne erwartet hatte, der erste. Sie fauchte jeden an, der ihr in den Weg geriet, außer Lan, bei dem sie butterweich war, und Alise. Ein oder zwei Mal hätte sie beinahe die Beherrschung verloren, aber selbst Nynaeve konnte sich wohl nicht dazu bringen, Alise anzufauchen.
    Elayne hegte Hoffnungen, nicht Sorgen, da auch die anderen Artefakte zusammen mit der Schale der Winde aus dem Rahad herausgebracht worden waren. Aviendha half ihr beim Suchen und auch Nynaeve das eine oder andere Mal, aber sie war viel zu langsam und unbeholfen und zeigte wenig Geschick darin, das, was sie suchten, zu finden. Sie entdeckten keinen Angreal mehr, aber die Sammlung von Ter 'angrealen wuchs. Nachdem aller Unrat beseitigt worden war, füllten die Gegenstände, die man mit Hilfe der Einen Macht benutzen konnte, fünf ganze Tragkörbe der Packpferde.
    Da Elayne sehr vorsichtig vorging, schritt ihr Studium der Artefakte nicht allzu schnell voran. Hierbei war die Anwendung der Macht Geist die sicherste - es sei denn natürlich, daß zufällig Geist die Macht war, die den Gegenstand auslöste! -, aber hin und wieder mußte sie auch andere Stränge benutzen, die sie dann so sanft wie möglich verwob. Manchmal ergab ihr vorsichtiges Sondieren nichts, aber ihre erste Berührung eines Gegenstands, der wie ein gläsernes Geduldsspiel aussah, machte sie benommen und hielt sie die halbe Nacht wach, und ein Faden Feuer, der einen aus flaumigen Metallfedern gefertigten Helm berührte, verursachte jedermann innerhalb zwanzig Schritten rasende Kopfschmerzen. Außer ihr selbst. Und dann war da die karmesinrote Rute, die sich irgendwie heiß anfühlte.
    Sie saß auf dem Rand ihres Bettes im Gasthaus Wilder Eber und untersuchte die glatte Rute im Licht zweier polierter Messinglampen. Von gleichem Umfang wie ihr Handgelenk und einen Fuß lang, schien sie aus Stein, fühlte sich aber eher nachgiebig an. Elayne war allein. Seit dem Vorfall mit dem Helm hatte sie versucht, ihre Studien fern von den übrigen zu betreiben. Die Hitze der Rute ließ sie an Feuer denken ...
    Sie öffnete blinzelnd die Augen und setzte sich im Bett auf. Sonnenlicht strömte zum Fenster herein. Sie trug ihr Nachthemd, und Nynaeve stand vollständig angezogen da und blickte stirnrunzelnd auf sie herab. Aviendha und Birgitte beobachteten die Szene von der Tür aus.
    »Was ist geschehen?« fragte Elayne, doch Nynaeve schüttelte grimmig den Kopf.
    »Das willst du nicht wissen.« Ihre Lippen zuckten.
    Aviendhas Miene verriet nichts. Birgittes Mund war vielleicht ein wenig angespannt, aber ihre stärkste Empfindung, die sich Elayne vermittelte, war eine Mischung aus Erleichterung und - Heiterkeit! Es kostete die Frau Mühe, sich nicht lachend auf dem Boden zu wälzen!
    Das schlimmste daran war, daß niemand ihr erzählen wollte, was geschehen war. Was hatte sie nur gesagt oder getan? Sie war sicher, daß es das war, dem rasch versteckten Grinsen der Frauen der
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