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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren
Autoren: Robert Jordan
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die Vorstellung, wo dies hinführen sollte, schwer genug, über Rand zu sprechen.
    Der Schnee machte noch mehr als nur warme Kleidung nötig. Gegen Mittag, als das Schneegestöber weiter zunahm, schritt Renaile die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinab. Sie verkündete, daß ihr Teil des Handels erfüllt sei, und forderte nicht nur die Schale der Winde, sondern auch Merilille. Die Graue Schwester starrte sie bestürzt an - wie auch viele andere. Die Bänke waren mit den Frauen der Schwesternschaft besetzt, die jetzt an der Reihe waren, ihr Mittagsmahl einzunehmen. Bedienungen liefen umher und versorgten diese dritte Gruppe. Renaile sprach laut und vernehmlich, und aller Augen im Raum wandten sich ihr zu.
    »Ihr könnt jetzt mit Eurer Lektion beginnen«, belehrte Renaile die verblüffte Aes Sedai. »Geht in meine Räume hinauf.« Merilille wollte widersprechen, aber die Windsucherin der Herrin der Schiffe stemmte mit kalter Miene die Fäuste in die Hüften. »Wenn ich einen Befehl gebe, Merilille Ceandevin«, sagte sie frostig, »erwarte ich, daß jedermann an Deck springt. Und jetzt springt Ihr!«
    Merilille sprang nicht wirklich, aber sie riß sich zusammen und stieg, mehr oder weniger von Renaile gescheucht, die Treppe hinauf. Sie hatte aufgrund ihres Versprechens keine andere Wahl. Reanne bemühte sich um Fassung. Alise und die untersetzte Sumeko, die noch immer ihren roten Gürtel trug, schauten nachdenklich drein.
    In den folgenden Tagen behielt Renaile Merilille, außer wenn sie mit einer anderen Windsucherin unterwegs war, in ihrer Nähe, gleichgültig, ob sie sich auf Pferden einen schneebedeckten Weg entlang mühten, durch die Straßen eines Dorfes gingen oder auf einem Bauernhof Quartier zu finden hofften. Das Schimmern Saidars umgab die Graue Schwester und ihre Eskorte fast ununterbrochen, und Merilille führte ein Gewebe nach dem anderen vor. Die blasse Cairhienerin war merklich kleiner als jede der dunklen MeervolkFrauen, aber zunächst gelang es Merilille durch die reine Macht der Gelassenheit der Aes Sedai, größer zu erscheinen. Schon bald wirkte sie jedoch ständig erschreckt. Elayne erfuhr, als sie einmal alle Betten zum Schlafen hatten, was nur selten der Fall war, daß Merilille sich einen Raum mit Pol, ihrer Dienerin, und den Schülern der Windsucherinnen, Talaan und Metarra, teilte. Elayne war sich nicht sicher, was das über Merililles Status verriet. Die Windsucherinnen stellten sie eindeutig nicht auf eine Stufe mit den Schülern. Sie erwarteten einfach, daß sie ohne Verzögerungen oder Ausflüchte tat, was man ihr sagte.
    Reanne war nach wie vor über die Wendung der Ereignisse entsetzt, aber Alise und Sumeko waren nicht die einzigen unter den Frauen der Schwesternschaft, die genau beobachteten, und auch nicht die einzigen, die nachdenklich nickten. Und plötzlich bemerkte Elayne noch ein weiteres Problem. Die Frauen der Schwesternschaft sahen Ispan in der Gefangenschaft immer gefügiger werden, aber sie war die Gefangene anderer Aes Sedai. Die Meervolk-Frauen waren keine Aes Sedai und Merilille keine Gefangene, und doch sprang sie, wenn Renaile einen Befehl erteilte oder auch Dorile oder Caire oder Caires Blutsschwester Tebreille. Bei immer mehr Frauen der Schwesternschaft wich entsetztes Staunen nachdenklicher Beobachtung.
    Vielleicht waren Aes Sedai doch nicht so verschieden. Wenn Aes Sedai einfach Frauen wie sie selbst waren -warum sollten sie sich dann erneut der Strenge der Burg, der Autorität und Disziplin der Aes Sedai unterwerfen? Hatten sie nicht auch allein sehr gut überlebt, einige weitaus längere Zeit, als irgendeine der älteren Schwestern zu glauben bereit war? Elayne sah es ihnen beinahe an, wie der Gedanke in ihren Köpfen entstand.
    Als sie es jedoch Nynaeve gegenüber erwähnte, murrte diese nur: »Es war höchste Zeit, daß einige der Schwestern erfahren, wie es ist, wenn man eine Frau zu lehren versucht, die mehr zu wissen glaubt. Diejenigen, die die Voraussetzungen haben, die Stola zu erlangen, werden sie noch immer erlangen wollen, und was die übrigen betrifft, so kann ich nicht erkennen, warum sie nicht ein wenig Selbstvertrauen gewinnen sollten.« Elayne sah davon ab, Nynaeves Klagen über Sumeko zu erwähnen, die gewiß Selbstvertrauen gezeigt hatte. Sumeko hatte mehrere von Nynaeves Heilgeweben als ›unbeholfen‹ bezeichnet, und Elayne hatte gedacht, Nynaeve würde augenblicklich der Schlag treffen. »Es ist jedenfalls nicht nötig, Egwene irgend etwas
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