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Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone

Titel: Krieg der Klone 01 - Krieg der Klone
Autoren: John Scalzi
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erkannte, dass die Kolonisten aus Indien, Kasachstan und Norwegen kamen, aus Ländern, die ihre Bevölkerung nicht mehr versorgen können. Ich erkannte, dass ich nicht auswandern durfte, weil ich in Amerika geboren bin. Und dass es in Wirklichkeit gar keine Arkturus-Rinder oder Landwürmer gibt! Ich war sehr enttäuscht, als mir all dies im Alter von zwölf Jahren klar wurde.«
    Wieder zuckte sie die Achseln. »Ich bin in San Antonio aufgewachsen und dann ›hinausgegangen‹, um an der University of Texas zu studieren. Anschließend nahm ich einen Job an, wieder in San Antonio. Irgendwann habe ich geheiratet, und wir machten Urlaub an der Golfküste. Unseren dreißigsten Hochzeitstag wollten mein Mann und ich in Italien verbringen, aber dazu ist es nie gekommen.«
    »Was ist passiert?«
    Sie lachte. »Seine Sekretärin ist passiert. Schließlich sind die beiden in den Flitterwochen nach Italien geflogen. Ich blieb zu Hause. Andererseits haben sie sich in Venedig eine schwere Muschelvergiftung zugezogen, also war es vielleicht ganz gut, dass ich nie in Italien war. Aber danach wollte ich sowieso nicht mehr verreisen. Ich wusste, dass ich mich rekrutieren lasse, sobald es ging. Ich habe es getan, und hier bin ich. Obwohl ich mir jetzt wünsche, ich hätte weitere Reisen unternommen. Ich bin mit dem Delta von Dallas nach Nairobi geflogen. Das hat mir riesigen Spaß gemacht. Ich wünschte, ich hätte es mehr als nur einmal in meinem Leben getan. Ganz zu schweigen von dem hier!« Sie zeigte auf das Fenster und die Kabel der Bohnenstange. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal
auf diese Weise reisen würde. Ich meine, was hält dieses Kabel eigentlich aufrecht?«
    »Der Glaube«, sagte ich. »Man glaubt fest daran, dass es nicht herunterfällt, und dann passiert es auch nicht. Versuchen Sie nicht, zu genau darüber nachzudenken, sonst könnten wir alle in Schwierigkeiten geraten.«
    »Ich glaube nur daran, dass ich gerne etwas essen würde«, sagte Jesse. »Begleiten Sie mich?«

    »Der Glaube«, sagte Harry Wilson und lachte. »Vielleicht ist es wirklich der Glaube, der dieses Kabel aufrecht hält. Jedenfalls tut es nicht die Physik.«
    Harry Wilson hatte sich an den Tisch in der Nische gesetzt, an dem Jesse und ich aßen. »Ihr beide seht aus, als würdet ihr euch kennen, und damit habt ihr den meisten hier schon einiges voraus«, sagte er, als er sich uns näherte. Wir forderten ihn auf, uns Gesellschaft zu leisten, was er dankbar annahm. Er hatte zwanzig Jahre lang Physik an einer Highschool in Bloomington, Indiana, unterrichtet, erzählte er, und die Bohnenstange hatte ihn schon immer fasziniert.
    »Was soll das heißen, dass es die Physik nicht tut?«, fragte Jesse. »Glaub mir, so etwas will ich im Augenblick eigentlich nicht hören.«
    Harry lächelte. »Entschuldigung. Ich möchte es etwas genauer ausdrücken. Natürlich hat die Physik etwas damit zu tun, dass die Bohnenstange funktioniert. Aber es handelt sich nicht um die Physik im landläufigen Sinne. Hier spielt sich eine Menge ab, was auf den ersten Blick unmöglich erscheint.«
    »Irgendwie klingt das wie der Anfang einer Physikstunde«, sagte ich.

    »Ich habe jahrelang Jugendliche unterrichtet«, sagte Harry und zog einen kleinen Notizblock und einen Stift hervor. »Aber keine Sorge, es ist völlig schmerzlos. Schaut mal her.« Harry zeichnete einen Kreis auf die untere Hälfte des Blatts. »Das ist die Erde. Und das …« – darüber zeichnete er einen kleinen Kreis – »ist die Kolonialstation. Sie befindet sich im geosynchronen Orbit, was bedeutet, dass sie auf die Erdrotation bezogen ihre Position nicht verändert. Sie hängt immer genau über Nairobi. Könnt ihr mir so weit folgen?«
    Wir nickten.
    »Gut. Hier geht es darum, dass man die Kolonialstation mit der Erde verbindet, und zwar durch die ›Bohnenstange‹, ein Bündel aus Kabeln, wie ihr sie durch die Fenster sehen könnt, und mehrere Aufzugskabinen wie diese hier, die daran raufund runterfahren.« Harry zog zwischen den beiden Kreisen eine Linie, die das Kabel darstellte, und fügte ein kleines Rechteck hinzu, das unsere Kabine symbolisierte. »Der Trick an der Sache ist, dass die Aufzüge an den Kabeln nicht auf Fluchtgeschwindigkeit beschleunigt werden müssen, um in den Erdorbit zu gelangen, anders als bei der Nutzlast einer Rakete. Das ist gut für uns, weil wir während der Fahrt nicht das Gefühl haben, ein Elefant hätte uns einen Fuß auf den Brustkorb gestellt. Ganz einfache
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