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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition)
Autoren: Brom
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Mann mit dem struppigen Bart voller Kiefernnadeln. Auch sie schienen einiges durchgemacht zu haben. Offensichtlich hatten sie eine verzweifelte Schlacht gegen jemanden oder etwas geschlagen.
    Krampus’ Blick wanderte von einem zum Nächsten, doch keiner schaute ihm in die Augen.
    »Ihr habt ihn nicht? Niemand von euch hat ihn?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    Sie schüttelten die Köpfe und starrten weiter zu Boden.
    Nein. Das Wort bohrte sich ihm in die Eingeweide wie ein Messer aus Eis. Nein. Seine Knie drohten nachzugeben. Er tastete nach der Wand, um sich abzustützen. »War er es? War es Sankt Nikolaus?«
    »Ja«, antwortete Vernon, und die drei Shawnees nickten.
    »Wo ist er? Wo ist der Sack?«
    »Wir haben unser Bestes gegeben«, sagte Vernon. »Er war bärenstark und wie entfesselt … damit hatten wir nicht gerechnet.«
    Krampus sackte zu Boden und barg den Kopf in seinen großen Händen. »So eine Chance bekommen wir nie wieder.«
    Das Mädchen kam unten an. Isabel schlug die Kapuze ihrer Jacke zurück und blickte zwischen Krampus und den vier Männern hin und her. »Ihr habt es ihm nicht erzählt?«
    Niemand antwortete ihr.
    »Krampus, der Sack ist vielleicht noch dort draußen.«
    Krampus sah sie verblüfft an. »Der Sack?«
    »Ja, er ist irgendwo da draußen.«
    Krampus rappelte sich auf und packte sie am Arm. »Was meinst du damit, Kind?«
    »Wir hatten ihn. Beinahe, meine ich. Wir waren in dem Schlitten und haben mit dem Alten darum gekämpft, als … Autsch! Verdammt noch mal, Krampus. Du tust mir weh.«
    Er begriff, dass er ihr vor Aufregung den Arm quetschte, und ließ sie los.
    »Es war verrückt. Sankt Nikolaus ist zum Berserker geworden. Er hat gebissen und gekratzt und … und …« Ihre Stimme erstarb, als sich ein Ausdruck tiefer Trauer über ihr Gesicht legte. »Er hat Peskwa aus dem Schlitten getreten. Wir waren so weit oben … ich weiß nicht, ob er es geschafft hat oder ob er …« Zögernd warf sie den anderen einen Blick zu.
    »Er ist wohl in die ewigen Jagdgründe eingegangen«, brachte Vernon es auf den Punkt.
    »Da können wir uns nicht sicher sein«, erwiderte Isabel.
    »Wenn ihm keine Flügel gewachsen sind, ist er tot. Ich sehe keinen Grund …«
    »Das reicht!«, rief Krampus. »Isabel, was ist mit dem Sack geschehen?«
    »Na ja, Peskwa hat den Sack im Sturz mitgerissen, und …«
    »Also ist der Sack … noch irgendwo da draußen?«
    »Ja. Na ja, vielleicht. Ich meine, als …«
    »Vielleicht.«
    »Nachdem der Sack runtergefallen ist, ist der Schlitten völlig außer Kontrolle geraten. Wir konnten uns nur mit Mühe und Not festhalten. Ein paar Sekunden später sind wir in eine Baumgruppe gerast. Wir waren alle …«
    »Und Sankt Nikolaus? Was ist aus ihm geworden?«
    »Das will ich ja gerade erzählen.«
    »Dann komm endlich auf den Punkt.«
    »Das versuche ich ja, aber du unterbrichst mich ständig.«
    Krampus hob hilflos die Hände.
    »Na schön. Also, das war so … Wo war ich noch mal? Ach ja, als wir durch das erste Wäldchen gerast sind, wurden wir alle rausgeschleudert, nur Nikolaus konnte sich festhalten. Du hättest ihn sehen sollen, er war wie wahnsinnig … in einem fort hat er auf uns und die Rentiere geschimpft. Die Tiere waren ineinander verheddert und völlig verängstigt, weshalb sie sofort wieder losgerast sind. Hoch in den Himmel, auf und davon. Quer durch die Senke sind sie gewirbelt und dann auf den Hang zu, mitten auf die Felsbrocken und steilen Wände. Sie sind mit voller Wucht gegen den Fels geknallt, sodass man es durchs ganze Tal gehört hat. Keiner von uns konnte sehen, wo genau Nikolaus gelandet ist. Aber eines kann ich dir sagen, danach ist er ganz sicher nicht einfach davonspaziert. Niemals. Er ist tot.«
    »Tot?« Krampus schnaubte und lachte los. »Sankt Nikolaus tot? Nein. Auch wenn es eine wundervolle Nachricht wäre, es braucht mehr als einen kräftigen Klaps, um etwas derart Verkommenes wie ihn umzubringen.« Er zupfte an den verfilzten Haaren, die aus seinem Kinn sprossen. »Aber dass er den Schlitten und die Rentiere verloren hat, gibt Anlass zu Hoffnung.« Er begann auf und ab zu gehen. »Dann haben wir vielleicht noch eine Chance, an den Sack heranzukommen … ihn zuerst zu finden.« Sein Herz schlug schneller. »Ja, natürlich … Ihr habt doch gesagt, dass der Sack zusammen mit Peskwa vom Schlitten gefallen ist, nicht wahr?«
    Isabel nickte.
    »Erinnert ihr euch noch, wo genau er heruntergefallen ist?«
    »Ja. Nein.«
    »Was denn
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