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Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden

Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden

Titel: Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden
Autoren: Anselm Gruen
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ohne Rücksicht auf das Ende der Arbeitszeit. Wer zu sehr auf die Erwartungen seiner Umgebung schaut und sich selbst unter Druck setzt, die Erwartungen der anderen zu erfüllen und es allen recht zu machen, der überfordert sich selbst. Und der setzt sich dem Risiko aus, seine Gesundheit zu gefährden. Er sieht sich von allen Seiten von verschiedenen Erwartungen herausgefordert und weiß nicht, wie er ihnen gerecht werden soll. Das lähmt ihn. Und es erzeugt Schuldgefühle, die ihm dann noch mehr Energie rauben. Wer ständig mit dem Schuldgefühl herumläuft, dass er die Erwartungen seines Chefs oder seiner Familie nicht erfüllt, dem fließt alleEnergie weg. Schuldgefühle vermitteln uns eine schlechte Grundstimmung. Der sichere Boden, auf dem wir stehen, wird schwankend. Wir verlieren den Halt.
    Fassaden aufzubauen raubt uns Energie
    Eine dritte Ursache für Burnout ist nach meiner Erfahrung, dass wir zu viel Energie darauf verwenden, eine Fassade aufzubauen: Energie, die uns dann fehlt, wenn es um die Bewältigung der Wirklichkeit geht. Es ist ein Teufelskreis: Wir haben Angst, uns so zu zeigen, wie wir sind und verstecken uns lieber hinter einer Fassade, die wir mit aller Kraft mühsam aufrechtzuerhalten versuchen. Hinter dieser Haltung steckt eine pessimistische Selbsteinschätzung. Die Therapeutin Luise Reddemann spricht in diesem Zusammenhang von »Mangelidentitäten«. Gemeint ist damit: Wir schauen auf das, was wir
nicht
haben und was wir
nicht
sind, statt auf das zu schauen, was wir tatsächlich an eigenen Ressourcen und positiven Möglichkeiten in uns
haben
. Wir schauen auf das, was uns scheinbar »fehlt« und orientieren uns so an einem (vermeintlichen) Mangel. Wir haben den Eindruck, wir dürften nicht so sein, wie wir wirklich sind, und müssten alles unter Verschluss halten, was dem Bild widerspricht, das wir nach außen hin abgeben möchten. Das führt dazu, eine Scheinwirklichkeit aufzubauen, die andere beeindrucken soll.
    Eine Frau sagte mir einmal: »Ich kann nicht in die Stille gehen. Da geht ein Vulkan in mir hoch.« Ich habe ihr geantwortet: »Wenn Sie mit diesem Bild leben, dann verbrauchenSie sehr viel Energie, um den Vulkan ständig unter Verschluss zu halten. Diese Energie fehlt Ihnen bei der Arbeit. Und Sie sitzen ständig auf einem Vulkan, mit der Angst, der Vulkan könnte trotz aller Absicherung doch einmal hochgehen.« Diese Frau hatte ein Bild von sich selbst, das ihr viel Energie raubte, weil es ihre Aufmerksamkeit ständig auf das Bedrohliche in ihrem Inneren fixierte. Wer zu viel Energie in seine Fassade steckt, dem fehlt diese Energie bei seiner Arbeit. Und er hat doch ständig Angst, dass die Energie, die er für die Fassade aufwendet, umsonst ist: Die anderen könnten ja hinter seine Fassade schauen. Ein Beispiel für eine solche Einstellung ist, dass jemand sich und die eigene Leistung entwertet, indem er sagt: »Ich habe doch bisher einfach nur Glück gehabt, ich habe doch gar nichts geleistet …«
    Wer die eigene Müdigkeit überspringt, lebt gefährlich
    Die vierte Ursache für Burnout: das Überspringen der eigenen Müdigkeit. Wenn ich viel gearbeitet habe, bin ich müde. Es ist eine gesunde und gute Reaktion meines Körpers, wenn ich Müdigkeit spüre, und wenn ich mir diese Müdigkeit auch zugestehe. Ich habe das Gefühl: Das ist eine gute Müdigkeit. Ich habe für Gott und für die Menschen gearbeitet und gönne mir nun Ruhe. Die Müdigkeit ist jetzt die Einladung, sich zu erholen, sich das zu holen, was ich jetzt brauche: Muße, Schlaf, Gespräch, Musik oder Wandern. Die Müdigkeit ist darüber hinaus auch die weitergehende Einladung: Jetzt brauche ich nichts mehrzu tun. Jetzt genieße ich das Nichtstun. Ich definiere mich nicht ständig durch meine Leistung. Ich habe für heute genug geleistet. Jetzt ist es gut so. Jetzt lasse ich alles Leisten los. Doch wer nicht auf seinen Körper hört und seine Müdigkeit nicht wahrnimmt und genießt, sondern sie überspringt, und sie gleich wieder mit neuen Aktivitäten zudeckt, der gerät irgendwann in den Burnout. Hinter einem solchen Überspringen steckt die Angst, seine Grenze anzuerkennen. Ich möchte den anderen beweisen, dass ich unbegrenzt belastbar bin. Ich habe den Anspruch an mich selbst, immer fit zu sein. So muss ich die Müdigkeit verdrängen durch Kaffee oder andere Aufputschmittel. Es ist durchaus legitim, eine müde Phase in der Besprechung durch Kaffee zu überbrücken. Aber wenn dies zum Dauermittel wird, wird
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