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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin
Autoren: Patricia Amber
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eines reichen Adeligen“, log sie. „Wenn Ihr mich mit Respekt behandelt, wird mein Vater viel Geld für mich zahlen.“
    Er packte sie blitzschnell am rechten Ohr und zog ihren Kopf zur Seite, so dass sie vor Schmerz aufschrie.
    „Merk dir eines, Hosenscheißer“, zischte er sie wütend an. „Wir sind freie Kosaken und haben vor niemandem Respekt. Lass dein adeliges Väterchen kommen - wir werden ihm mit Vergnügen die Kehle durchschneiden.“
    Sonja wagte darauf nichts mehr zu sagen. Inzwischen waren rechts und links weitere Reiter aufgetaucht, einige trugen die hohen Kosakenmützen, andere hatten Kapuzen über ihre Köpfe gezogen, wieder andere hatten kahlrasierte Schädel, auf denen nur eine einzige dünne Haarsträhne flatterte. Einer dieser Männer hatte eine Frau vor sich im Sattel sitzen. Sonja konnte deutlich sehen, wie sie sich gegen den Mann wehrte, ihr rechter Arm war bloß, denn er hatte ihr den weiten Blusenärmel abgerissen.
    Die Reiter hielten auf ein Birkenwäldchen zu, das regenfeucht und hell in der Sonne glänzte, schwarze Baumschatten malten scharfe Konturen auf den Grasboden. Sonja begriff, dass die versprengten Reiter sich an diesem Ort sammeln würden, und sie spürte, wie die Angst ihr die Kehle zuschnürte. Heimlich zupfte sie an ihrer Bluse herum, die eng an ihrer Haut klebte. Das Korsett darunter war ebenfalls völlig durchweicht, sie musste schon viel Glück haben, um nicht als Frau erkannt zu werden.
    Ihr Entführer zügelte sein Pferd so hart, dass das Tier sich für einen Moment auf die Hinterhufe erhob und schnaubte.
    „Runter!“
    Sie spürte einen festen Stoß gegen die Schulter, der Griff um ihre Taille löste sich, und sie fiel ins Gras. Für einen Moment war sie benommen, sah die tänzelnden Pferdehufe dicht neben ihrem Gesicht, dann packten sie grobe Hände und rissen sie hoch.
    „Binde ihn an den Stamm. Sonst läuft das Söhnchen uns noch davon!“
    Einer der glatzköpfigen Männer stieß sie gegen eine junge Birke, riss ihr die Arme nach hinten, und gleich darauf spürte sie, dass sich grobe Stricke um ihre Handgelenke legten. Sie stöhnte, als die Fesseln angezogen wurden.
    „Ein junges Herrchen - hol’s der Teufel, was du für schöne weiche Stiefel hast!“
    Sie roch erzitternd den Schweißgeruch des vor Nässe dampfenden Mannes, der sich nun bückte und ihr die Stiefel von den Füßen zog. Grinsend betrachtete er seine Beute, dann warf er die Stiefel beiseite, und seine Hände tasteten über ihre Hüften. Zu seiner Enttäuschung fand sich keine einzige Münze in den Taschen ihrer Hose. Zur Sicherheit befühlte er noch ihre Beine, glitt sorgfältig an den Innen- und Außenseiten der Hosenbeine entlang, doch kein verborgener Geldbeutel ließ sich finden. Mit finsterer Miene erhob er sich, und seine Hand packte den Stoff ihrer weiten Bluse, um ihn ihr vom Körper zu reißen - doch in diesem Augenblick ertönte ein schriller Schrei, und er wandte sich neugierig um.
    Man hatte die Frau ebenfalls vom Pferd gestoßen, doch schienen die schwarzgekleideten Männer an ihr sehr viel mehr Interesse zu haben als an Sonja, die man für einen jungen Mann hielt. Ein Wortgefecht hatte sich erhoben, zwei der Kosaken standen sich gegenüber, hatten die Fäuste geballt und beschimpften sich, während die anderen grinsend und einander zuzwinkernd einen Kreis um die Streitenden bildeten.
    „Will das Täubchen für sich allein haben!“
    „Da wird’s Schläge geben, Rasim lässt sich seine Beute nicht gern nehmen.“ „Was soll das werden, Brüderchen? Gehört die Beute nicht uns allen?“
    „Er hat recht. Lass uns alle Spaß haben - nachher kannst du mit ihr machen, was du willst, Rasim.“
    Einer der beiden Streithähne fing plötzlich an zu lachen, schlug seinem Widersacher freundschaftlich auf die Schulter, und der Streit war beigelegt. Die Männer brachen Birkenzweige von den Bäumen. Einer stieg auf eine junge Birke und bog einen der Äste hinab, zwei andere standen mit hochgereckten Armen, um das Ende des Astes zu packen.
    Sonja starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Geschehen. Was hatten sie vor? Wollten sie die arme junge Frau gar an diesen Ast knüpfen? Warum half ihr niemand? Gott im Himmel, wo waren die Soldaten? Die Armee der großen Zarin Katharina? War denn weit und breit niemand, der dieses Verbrechen verhindern konnte?
    Sie hörte das Mädchen schreien, als man sie aus dem Gras hochzerrte. Es war eine junge Bedienstete, die man in irgendeinem Gutshof erbeutet
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