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Korridore der Zeit

Korridore der Zeit

Titel: Korridore der Zeit
Autoren: Poul Anderson
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Luft war frisch und bewegt, obwohl keine Ventilatoren zu sehen waren.
    Lockridge drehte sich zu Storm um und suchte nach Worten. Sie schob die Röhre in die Tasche. Alle Härte verließ sie. Sie glitt auf Lockridge zu, legte ihm die Hand auf den Arm und lächelte. »Armer Malcolm«, murmelte sie. »Sie werden noch größere Überraschungen erleben.«
    »Hoffentlich nicht«, erwiderte er schwach. Langsam fand er seine Beherrschung wieder.
    »Wie, zum Henker, geht das vor sich?« fragte er. Das Echo seiner Worte schwang hohl nach.
    »Leise!« Storm blickte auf ihre Farbscheibe. »Im Augenblick ist niemand da, aber sie können jederzeit kommen. In diesen Tunneln pflanzt sich der Schall leicht fort.« Sie holte Atem. »Wenn Sie meinen, daß es Ihnen danach leichter fällt, werde ich Ihnen das Prinzip erklären«, sagte sie. »Der Erdpflock wird durch ein Energienetz zusammengehalten, das in diesen Wänden verborgen ist. Dasselbe Netzwerk löscht alle Anzeigen in Metalldetektoren, Schallsonden oder sonstigen Geräten, die diesen Gang entdecken könnten. Durch Molekularporosität erneuert es zugleich die Luft und läßt sie zirkulieren. Die Röhre, mit deren Hilfe ich den Erdpflock aushob, ist lediglich ein Kontrollgerät; die tatsächliche Kraftquelle liegt ebenfalls in dem erwähnten Energienetz.«
    Lockridge schüttelte den Kopf. »Aber das ist doch unmöglich. Soweit kenne ich mich in der Physik aus. Ich meine – nun, in der Theorie läßt sich dergleichen vielleicht bewerkstelligen, aber es existiert kein in der Praxis brauchbares Gerät.«
    »Ich sagte Ihnen, daß es sich um ein geheimes Entwicklungsprogramm handelte«, erwiderte Storm. »Sie sind zu mancher überraschenden Lösung gelangt.« Ihre Lippen kamen den seinen näher. »Sie fürchten sich doch nicht, Malcolm?«
    Er hob die Schultern. »Nein. Gehen wir weiter.«
    »Guter Mann«, sagte sie, und ihre Betonung des zweiten Wortes ließ seinen Puls schneller hämmern. Sie übernahm wieder die Führung.
    »Dies ist erst der Eingang«, erklärte sie. »Der eigentliche Tunnel liegt mehr als dreißig Meter tiefer.«
    Der Gang erweiterte sich zu einem langen Raum, an dessen hinterer Wand ein großes schrankähnliches Gebilde aus dem gleichen glänzenden Metall stand, aus dem Storms Patronengurt gefertigt war. Der Schrank war etwa drei Meter breit und mehr als doppelt so hoch. Von einem Vorhang verschlossen? Nein. Als er sich näherte, sah Lockridge, daß der Schleier, der die Vorderseite ausfüllte, leicht schillernd leuchtete, aber nicht aus festem Material bestand – ein Schimmer im Raum, eine Spiegelung, eine hauchdünne Schicht bewegten Lichtes. Ein kaum vernehmbares Summen ging von ihm aus, und die Luft in der näheren Umgebung roch, als sei sie elektrisch geladen.
    Storm blieb stehen. Lockridge erkannte, wie ihre hohe Gestalt sich spannte. Fast zugleich zogen sie die Pistolen.
    »Der Gang liegt dahinter«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Hören Sie zu. Bisher deutete ich nur an, daß wir gezwungen sein könnten, zu kämpfen. Aber der Feind ist überall. Er mag von diesem Ort erfahren haben. Seine Agenten halten sich vielleicht jenseits dieses Tores auf. Sind Sie bereit, auf meinen Befehl zu schießen?«
    Er konnte nur mit dem Kopf nicken.
    »Also gut. Folgen Sie mir.«
    »Nein, warten Sie. Ich werde ...«
    »Folgen Sie mir, sagte ich.« Sie schlüpfte durch den Vorhang. Lockridge hielt sich dicht hinter ihr. Als er die Schwelle überquerte, spürte er einen kurzen, heftigen Stoß und stolperte. Er fing sich wieder und blickte sich um.
    Storm stand halb geduckt und ließ den Blick wandern. Nach einer Minute sah sie auf ihr Instrument und ließ die Hand mit der Pistole sinken. »Im Augenblick sind wir sicher.«
    Lockridge blickte sich um. Der Gang war enorm. Ebenfalls halbzylindrisch und mit der gleichen schillernden Oberfläche, mußte er einen Durchmesser von dreißig bis vierzig Meter haben. Er verlief schnurgerade, mußte mehrere Meilen lang sein. Das summende Geräusch und der starke Ozongeruch waren hier noch intensiver.
    Er blickte zur Tür zurück, durch die sie gekommen waren, und erstarrte. »Was, zum Teufel, bedeutet das?«
    Auf dieser Seite war das Tor, wenn auch nicht höher, so doch wenigstens siebzig Meter breit. Eine Reihe paralleler schwarzer Linien erstreckte sich, mit Zwischenräumen von nur wenigen Zoll, vom Tor ausgehend auf einige Entfernung über den Boden des Ganges. Am Anfang jeder Linie befand sich eine kurze Inschrift in einem
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