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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd
Autoren: Jack Higgins
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bergan ging, über mit Mesquiten und Fettholz bewachsene Hügel. Weiter oben gab es auch einige verstreute pinones. Der Weg begann sich nun an die Seite des Berges zu schmiegen. Links fiel die Böschung steil ab. Dann krochen wir um einen massiven Felsen, und dahinter lag bereits Poneta am Rande einer Schlucht.
      Es war größer, als ich vermutet hatte. Dieser Ort war vermutlich früher gar nicht so unbedeutend. Das war allein schon an der Kirche, einem großen Steingebäude, zu erkennen. Der Turm war schlimm mitgenommen, dem Anschein nach zu schließen, von einem Volltreffer einer Granate.
      Die übrigen Gebäude waren zerfallene Lehmziegelhäuser. Die meisten hatten kein Dach mehr. Überall waren noch die Spuren der Schlacht zu sehen, die in dem Ort einst getobt hatte.
      Ich fuhr die Hauptstraße entlang, Nachita schußbereit mit seiner alten Winchester, aber wir waren weit und breit die einzigen Lebewesen, mit Ausnahme der Eidechsen und der Raben, die sich auf der Ruine des Kirchturms versammelt hatten und uns beobachteten, als ich mitten auf dem Dorfplatz neben einem alten Brunnen anhielt.
      Ich fand noch einen der alten Schöpfer und feuchtete mir erst einmal die Kehle an, ehe ich ihn Nachita weiterreichte. Zwei oder drei der Raben schwangen sich, einander heiser zukrächzend, in die Luft. Die Sonne erstarb. Ein Schauer durchrann mich.
      »Ein schlimmer Ort. Zu viele Männer sind hier gestorben«, flüsterte Nachita.
      Ich nickte. »Wir warten am Weg auf sie, wo wir sie kommen sehen können.«
      Wir fanden eine casa am Rand des Ortes, der eine Wand fehlte und die deshalb ein ideales Versteck für den Mercedes war, da ich ihn direkt hineinfahren konnte. Wir ließen ihn dort stehen und gingen auf dem Pfad zurück, bis er hinter dem Felsen verschwand, auf den wir kletterten.
    Der Blick über die Wüste war hervorragend. Nachita schlug auf die Büsche, um die Schlangen zu vertreiben, und dann setzten wir uns und warteten. Ich hatte eine der Thompson-MPs mitgebracht, und Nachita hielt seine Winchester in den Händen, aber es würde schwer werden, de la Plata und seine Männer anzugreifen, ohne Victoria in Gefahr zu bringen. Und um sie und ihre Sicherheit ging es ja schließlich. Zu vieles würde man wohl dem Augenblick überlassen müssen, und das habe ich bei solchen Gelegenheiten nie sehr geschätzt.
      Ich legte mich zurück, den Kopf auf meinen Sombrero gebettet, rauchte eine Zigarette und richtete meinen Blick ins Unendliche. Ich dachte auf eigenartig unbeteiligte Weise darüber nach, wer denn nun Victoria eigentlich war und was in ihrem Kopf vorging. Aber sie mußte wissen, daß wir ihr folgen würden.
      Und Tomas de la Plata? Ganz unmöglich, vorauszusagen, was er jeweils als nächstes tun würde. Er war ein Mann, der viel mitgemacht hatte und der von ein paar hundert verschiedenen Erlebnissen geformt worden war. Die Jahre im Gefängnis. Die Entwürdigungen und Demütigungen. Die Sache, an die er glaubte. Der lange Kampf. Das viele Töten.
      Aber schließlich hatten auch andere mindestens ebensoviel mitgemacht und hatten es überlebt. Hier, das ging tiefer. Dieser Mann war in den dunkelsten Tiefen seines Wesens getroffen worden. Und einen solchen Mann mußte man fürchten.

    Ich mußte eingeschlafen sein, und Nachita hatte sich offensichtlich entschlossen, mich meinem Schlummer zu überlas sen. Als er mich mit einem kurzen Schütteln weckte, war es bereits Abend. Das Tal lag in purpurnem Schatten, und die Sonne stand als orangefarbener Ball am Horizont.
      Deutlich war in der Stille der Abendluft das Geklapper von Hufen zu hören. Ich spähte vorsichtig durch die Büsche und sah die Männer den Pfad heraufkommen, Staub und Sand der Wüste lagen auf ihrer Kleidung, und jede Bewegung von Menschen und Tieren wirkte müde.
    Wir hatten wieder mal kein Glück, denn Victoria und Tomas
    de la Plata saßen zusammen auf einem Pferd. Er hatte die Arme um sie geschlungen. Irgend etwas anzufangen, wenn das Mädchen in dieser Position war, wäre der glatte Wahnwitz gewesen. Wir blieben still liegen und beobachteten, wie sie in den Ort und die Hauptstraße bis zum Dorfplatz ritten.
      Ich sagte: »Wenn ich sie wirksam ablenken kann, wird de la Plata vermutlich nicht mehr als einen Mann bei Victoria lassen, und dann könntest du zuschlagen.«
    »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen, Señor?«
      Ich erläuterte ihm kurz meinen Plan. Er protestierte: »Sie laufen damit geradewegs in Ihren
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