Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
der Hälfte aller Mädchen in Kerry feststellen«, widersprach ich. »Nein, ich meine natürlich nicht nur das. Du hast einmal zu mir gesagt, ich hätte den Tod in meiner Seele, und das stimmt. Ich habe mich zu lange auf der dunklen Seite des Lebens aufgehalten. Ich kann mich nicht mehr ändern.«
      »Aber nein«, sagte er. »Jeder ist persönlich verantwortlich für das, was er tut, Keogh. Er ist, was er sein will, und es ist immer möglich, das zu ändern. Es liegt ganz allein in seiner eigenen Hand. Wenn du dich an sonst nichts erinnerst von dem, was ich je zu dir gesagt habe, erinnere dich daran.«
      Er griff nach der Flasche und meinem Glas. »Einen auf den Weg«, erklärte er, füllte das Glas und trank es in einem einzigen schnellen Zug leer.
    »Was soll das heißen?«
      »Einmal Priester, Keogh, immer Priester. Das weißt du doch ganz genau, und ich weiß es auch. Was man auch falsch machen und begehen kann, ich habe es getan, aber das ist unwichtig. Es gibt keine Flucht vor dem Unvermeidlichen. Es hat noch nie eine gegeben.«
    Er erhob sich und ging zur Tür.
    »Du meinst, du gehst dorthin?«
      »Ich habe doch keine andere Wahl«, entgegnete er ruhig. »Ich hatte niemals eine andere, und es geht mir auch nicht darum, am Ende plötzlich als Märtyrer dazustehen.«
    »Warum dann?«
    »Stolz, Keogh, kindischer Stolz. Ich habe meine Rolle zu gut gespielt. Diese Leute glauben an mich. Mehr noch, sie vertrauen mir. Dieses Bild kann ich jetzt nicht mehr zerstören.«
      Ich bekam ihn noch am Ärmel zu fassen, als er die Tür öffnete. »Nicht ein einziger hat dich gebeten zu gehen, nicht wahr?«
    »Du bist der letzte Nagel zu meinem Sarg, Junge.«
      Er machte sich frei, ging hinaus und blieb auf der Treppe stehen. Die Straße war inzwischen wieder voller Leute. Die Menschen warteten. Und sie wußten, konnten spüren, was geschehen würde. Es war an ihren Gesichtern abzulesen.
      Als er die Stufen hinunterging, begannen sie nacheinander auf die Knie zu sinken, während er durch die Menge zum Stadttor ging. Ich folgte ihm auf den Fersen. Moreno stand mit dem Rücken am Tor und hatte den Hut in der Hand.
    Van Horne bat: »Mach auf, mein Freund.«
    Moreno sank auf die Knie und brach in bittere Tränen aus.
      Van Horne wandte sich ruhig an mich, und zum ersten und einzigen Mal nannte er mich nun beim Vornamen. »Es sind zwei Hände dafür nötig, Emmet. Wenn du sie hast…«
      Es war, als sei dies alles schon einmal geschehen. Vielleicht erklärt das die Machtlosigkeit, die ich verspürte. Ich trat ans Tor, schob den Riegel nach oben, ohne jedoch aufzumachen, und fühlte seine Hand auf meiner Schulter.
      »Ich habe einmal gesagt, ich würde für dich beten, damals in den Tagen, als ich noch meine Rolle spielte. Ich möchte dich bitten, jetzt für mich das gleiche zu tun. Ich meine es ernst. Dich bitte ich mehr als irgend jemanden sonst.«
      Ich war nicht fähig, etwas darauf zu erwidern. Ich wandte mich um, preßte die Zähne aufeinander, um zurückzuhalten, was in mir aufstieg, und öffnete das Tor. Er trat einen Schritt hinaus und blinzelte in den Regen. Dort draußen schien nichts Lebendiges zu sein. Er drehte sich um und sah mich wieder an.
    »Wenn ich niemals etwas für dich getan habe, dann nimm jetzt das von mir an. Du hast deinen Bruder nicht getötet, Keogh. Das Leben selbst und die Menschen haben es getan, und dieser verdammte kleine Krieg, den du, wie alle ändern auch, geführt hast. Das mußt du glauben und dann wieder zu leben anfangen. Verschwende deine Zeit nicht mit de la Plata. Der ist schon verdammt. Mach jetzt das Tor wieder zu. Gott segne dich.«
      Und er wandte sich ab und lief in den Regen und den Dunst hinaus, und ich tat, was er mir aufgetragen hatte.

    Nach kaum zwanzig Minuten klopften die Geiseln an das Tor und strömten herein. Viele von ihnen befanden sich in erheblicher Betrübnis. Victoria war nicht unter ihnen. Ich konnte es zuerst nicht glauben und rannte in der Menge hin und her, riß Leute, die sich umarmten, auseinander, und suchte weiter.
      Schließlich fand ich Nachita. Das Feuer in seinen Augen bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. »Sie ist nicht hier, Señor. Er hat sein Wort nicht gehalten.«
      Ich wandte mich zur Seite, als ich einen Bauern neben mir stehen sah, der nervös seinen Sombrero in den Händen drehte. »Señor Keogh, ich habe eine Botschaft für Sie von Don Tomas. Er schärfte mir ein…«
    »Na los, verdammt noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher