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Kopf frei

Kopf frei

Titel: Kopf frei
Autoren: Ute Lauterbach
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stattdessen: »Ich möchte gerne rechtzeitig ankommen.« So gibt er sich selbst einen positiven Auftrag, anstatt sich Druck zu machen. Das Ziel ist, ungünstige Verschaltungsmuster nicht durch persönliche Reizwörter zu aktivieren, sondern durch eine neue Sprache neue Verschaltungen anzuregen. Dabei bleiben wir in guter Fühlungnahme mit uns selbst, damit wir nicht einfach nur anders, sondern authentisch und anders sprechen.
    Theos Beispiel erfordert folgenden Kommentar : Vielleicht will Theo gar nicht rechtzeitig ankommen. Dann braucht sein Altsatz »Ich muss mich beeilen« freilich eine andere Alternative, als oben vorgeschlagen. Geht es ihm eher darum, ein flexibleres, großzügigeres Zeitfenster zu haben, dann wäre der stimmigere, positive Auftragssatz für sein Gehirn etwa: »Ich liebe mein eigenes Tempo und möchte Spielräume in meinem Zeitmanagement haben.«
    Wenn also für die meisten Menschen »müssen«, »sollen« und abgemildert »dürfen« Bremswörter sind, dann setzen wir lieber auf »wollen«, »können«, »möchten«.
    Neben diesen eher allgemein wirksamen Triggerwörtern hat jeder noch einen hübschen individuellen Katalog. War die eigene Mutter Alkoholikerin und stand sie besonders auf Gin, dann hat das Wort »Gin« eine andere emotionale Ladung als »Eierlikör«.
    Kritisch sind natürlich nicht nur Trigger wörter , sondern alle sinnlichen Eindrücke können bestimmte neuronale Verschaltungsmuster aufflammen lassen.
    Samanta wird achtjährig von einem rothaarigen Iren vergewaltigt. Seither feuert die damals schmerzlich gelegte neuronale Spur jedes Mal, wenn ein rothaariger Mann sie anschaut. Und wenn John, der Ire, einen bestimmten Geruch hatte, braucht Samanta nur einen ähnlichen Geruch wahrzunehmen – und schon sind die alten
Ängste wieder auf dem Plan. Zumindest so lange, bis Samanta neue Verschaltungen erwirkt hat. Hier ist je nach Schwere der auslösenden traumatischen Erfahrung beharrliche Integrationsarbeit sinnvoll.
    Hugo im Fettnapf
    HUGO:
Also, das kenne ich. Bei mir lösen »müssen« und »sollen« auch unangenehme Gefühle aus. Die Übung ist leicht. Ich muss mich bemühen, »müssen« und »sollen« und andere Triggerwörter aus meinem Vokabular zu streichen.
LOTTI:
Musst du das?
HUGO:
Ja, muss ich. Ach! Wie schnell das rausrutscht.
LOTTI:
Kennst du andere Trigger von dir?
HUGO:
Heikel sind bei mir noch: bemühen, anstrengen, aufräumen, Migräne und Diät.
LOTTI:
Diät?
HUGO:
Ja, meine Mutter hatte andauernd Migräne und mein Vater machte ständig irgendwelche Diäten.
LOTTI:
Verstehe.
HUGO:
Muss ich diese Wörter jetzt alle vermeiden?
LOTTI:
Du musst gar nichts. Du hast frei. Ein ganzes Leben lang.
HUGO:
Super! Und warum besprechen wir das dann so ausführlich?
LOTTI:
Damit du die Fallstricke kennenlernst und dadurch mehr Befreiungsmöglichkeiten hast.
    ??? FRAGEN UND ANTWORTEN
    Wie finde ich meine individuellen Reizwörter?
    Durch feine Selbstwahrnehmung. Spüren Sie, wann Ihre innere Ruhe beeinträchtigt wird. Welche Worte sind gefallen? Woran erinnern Sie diese Worte?
     
    Okay. Besteht nicht die Gefahr, dass es zu anstrengend ist, immer auf die Wortwahl zu achten?
    Was ist anstrengender: auf die Wortwahl zu achten oder Opfer alter, unangenehmer Muster zu sein? Außerdem ist es gar nicht nötig, immer darauf zu achten, sondern nur so lange, bis die neue Verschaltung (= Gewohnheit) flutscht.
     
    Es fühlt sich aber künstlich an, nicht einfach so zu sprechen, wie mir der Schnabel gewachsen ist.
    Das verstehe ich. Es ist auch zunächst ungewohnt oder künstlich. Ist denn das Gewohnte wirklich das Bessere? Meinen Sie, dass Ihnen der Versuch schadet? Oder Ihnen der Freisprechschnabel abfallen könnte? Sprechen Sie wirklich frei, wenn Emotionen sich Ihres Schnabels bemächtigt haben? Probieren Sie es doch einfach eine Weile aus und erleben Sie den Unterschied. Das motiviert garantiert.

3
Trainingspunkt
    Geschichten erzählen, aber anders
    LASS ALLE IRRELEVANTEN GESCHICHTEN WEG!
    Wer von der Vergangenheit spricht, lügt.
    Rainer Maria Rilke
     
     
    Wollen wir anders sprechen und anders leben und wirklich im Kontakt mit anderen sein und ein Gespür für das bewahren, was jetzt gerade gegenwärtig ist, dann können wir viele Geschichten getrost aus unserem Repertoire streichen. Besonders dann, wenn sie uns selbst gar nicht (mehr) berühren, sondern nur peripher assoziiert werden, wenn sie also nur reflexhaft aus der Erinnerungskonserve hochzucken. Solche Geschichten sind
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