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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3
Autoren: Hans J. Alpers
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Weise zu denken, Schlüsse zu ziehen und zu reagieren wie ein menschliches Wesen. In dem Bewußtsein, daß das Leben von Millionen unschuldiger Zivilisten von Ihnen abhängt, bin ich mir Ihrer patriotischen Einstellung sicher.“
    Er stand auf, kam zu mir herüber und faltete eine Karte auseinander.
    „Das ist der detaillierte Plan der unterirdischen Waffenfabrik in Omsk; Sie wurden damit in Ihrer Ausbildung vertraut gemacht. Wir planen eine vollständige Sabotierung der Kontrollsysteme – der Angriff wird heute nacht um 23.30 Uhr stattfinden. Das sind noch ungefähr zehn Stunden. Als Feld entität wird es für Sie kein Problem sein, direkt in die Anla ge einzudringen; Sie werden unsere Streitkräfte in jeder möglichen Hinsicht unterstützen. Verstanden?“
    Ich nickte.
    „Zehn Stunden sind eine ausreichende Zeit, um den Standort zu erreichen, wenn Sie erst einmal eine Nachlebenentität sind“, sagte Cartwright. „Das Fehlen von Luftwiderstand und so weiter macht den Treiber, mit dem wir Sie ausstatten, zu einem ausgesprochen effizienten Fortbewegungsmittel. Hier sind Ihre Waffen, der Kommunikator und der Treiber. Sie werden einige Augenblicke, bevor Sie sich selbst der Umwandlung unterziehen, in den elektromagnetischen Status eingeschwungen. Vergessen Sie nicht, sofort nach ihnen zu greifen, bevor die Abstoßwirkung des Magnetfelds Sie anhebt.“ Er legte die Apparate in Vertiefungen an den Seiten des weißen Tischs und forderte mich durch einen Wink auf, mich darauf auszustrecken. Stumm, fast wie in Trance, fügte ich mich. Er senkte eine weite, flache Haube von der Decke, die ungefähr fünfzehn Zentimeter meines Körpers bedeckte. Es war alles vollkommen unwirklich; ich hatte die Informationen, die man mir gegeben hatte, aufgenommen und verstanden, und trotzdem ergab das alles irgendwie keinen Sinn.
     
    Ich blickte auf und sah Dr. Cartwright und Jones über mir stehen. „Dieser Einsatz ist von entscheidender Bedeutung für den Ausgang des Krieges“, sagte Jones, „andernfalls würden wir nicht zu diesen Maßnahmen greifen. Auf Ihnen ruht eine Verantwortung für das Leben vieler Menschen, und wir erwarten von Ihnen, daß Sie bei der Durchführung Ihrer Mission vollen Einsatz zeigen.“
    „Sie sind erst der fünfte, der in dieser Einrichtung verwendet wird“, sagte Cartwright, während er einige Einstellungen vornahm. „Sie werden posthum dekoriert. Eine große Ehre.“
    Dann vernahm ich, wie sich ihre Schritte entfernten, vermutlich in den Kontrollraum. Eine Tür schloß sich. Ich wartete. Erst in den allerletzten Sekunden verlor sich meine mir bis heute schwer begreifliche, gelöste Unbekümmertheit, und zum erstenmal begriff ich wirklich, daß man ernsthaft dabei war, mich zu töten. Ich reagierte instinktiv, versuchte mich auf den Ellbogen aufzurichten und mich loszureißen, aber dafür war es natürlich inzwischen zu spät. Mein letzter Eindruck war ein brennender, kreischender Hochspannungsstoß, der mich wie eine riesige Schockwelle durchraste. Ein Augenblick unerträglicher Qual.
    Dann trat – ziemlich plötzlich – die Umwandlung ein. Schwärze, Dunkelheit. Dann, nach und nach, eröffnete sich mir eine neue, abweichende Art der Wahrnehmung, trat an Stelle der gewöhnlichen Sinne und Empfindungen. Die Farben der Dinge nahm ich wie beim normalen Sehen wahr, was ich aber zudem erkannte, war ihre innere Struktur, ihr Geruch und andere Eigenschaften, die schwer zu beschreiben sind. Und die Wahrnehmung war, wie beim Hören, richtungsunabhängig; was über und hinter mir war, erkannte ich genauso leicht und deutlich wie das, was sich vor oder neben mir befand. Es war eine Art explosiver Bewußtseinserweiterung.
    Als ich fühlte, wie ich sanft aus dem Fleisch meines alten Körpers gedrückt wurde, erinnerte ich mich an das, was Cartwright gesagt hatte, und griff nach den Geräten, die er neben dem Tisch plaziert hatte. In feldenergetische Formen transformiert, waren sie fast nicht zu erkennen.
    Ich stieg in dem Raum auf und sah mit einem wachsenden Gefühl inneren Abstands meinen Körper auf dem Tisch liegen. Ich bemerkte, wie die Männer den Kontrollraum verließen und den Körper davonrollten. Durch den Granit, unter dem die Anlage begraben war, stieg ich bis zur Oberfläche auf. Solide Materie war kein Hindernis, und entsprechend konnte ich auch keine Kontrolle über sie ausüben. Ich griff nach dem Treiber, richtete ihn nach unten und beschleunigte meine Reise nach oben. Bald stand ich in
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