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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2
Autoren: H. J. Alpers
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darin, zunächst Charaktere zu entwerfen. Selbstverständlich kann man sich auch eine b e stimmte Situation überlegen. Je mehr Erfahrungen ich j e doch als Schriftsteller sammle, desto stärker wird meine Überzeugung, daß man Handlungsstrukturen eigentlich nicht entwerfen kann. Man schleppt sie statt dessen mit sich he r um. Sein ganzes Leben lang speichert man Ideen in seinem Unterbewußtsein. Das geht aber nicht allein Autoren so, sondern auch Erfindern – eigentlich jedem Menschen. In den meisten Fällen wird aus diesen Ideen jedoch nichts. Sie li e gen irgendwo herum, vermodern und sterben schließlich ab. Meiner Meinung nach beschäftigt sich das Unterbewußtsein jedoch die ganze Zeit über mit diesen Ideen, sortiert aus, baut um und stellt sie zusammen. Ich begründe diese Übe r zeugung aus der Tatsache heraus, daß mir plötzlich, wie aus dem Nichts heraus, eine Idee kommt. Wenn ich mich eing e hender mit ihr beschäftige, kann ich meistens herausfinden, was ihr zugrunde liegt. Sie beruht auf Bruchstücken dessen, was ich gelesen, gedacht oder von irgend jemandem gehört habe. Daher liegen die eigenen Ideen im Unterbewußtsein und reifen heran. Man kann selbstverständlich mechanisch Handlungsstrukturen entwerfen, indem man sich hinsetzt und sich ganz bewußt sagt: So, jetzt will ich mal einen En t wurf machen, und darin sollen ein Held, eine Heldin, ein Bösewicht und eine bestimmte Situation vorkommen. Me i nes Erachtens hat das jedoch erst einen Zweck, wenn man unmittelbar vor der Niederschrift der Ideen aus dem Unte r bewußten steht.
    Frage: Wieviel davon ist ein genau geplanter Prozeß?
    Simak: Sie meinen, in welchem Maße ich mich tatsäc h lich hinsetze und die Handlung entwerfe?
    Frage: Ja, nachdem Sie eine Idee bekommen haben, die das Unterbewußtsein ausgebrütet hat.
    Simak: Nachdem ich diese Idee habe, versuche ich sie auf Band zu artikulieren. Außerdem fixiere ich eine Menge schriftlich. Ich schlage mich dann unterschiedlich lange mit ihr herum, zwei Wochen, ein Jahr, drei Jahre, vier Jahre lang – ich beschäftige mich natürlich nicht ausschließlich mit di e ser Sache. Irgendwann einmal sehe ich dann klar und übe r arbeite die Handlungsstruktur, und wenn mir schließlich die Zeit zur Niederschrift reif zu sein scheint, benutze ich ve r mutlich kaum noch meine schriftlichen Aufzeichnungen oder mein besprochenes Band, da die Geschichte in meinem Kopf vollständig fertig ist. Ich bringe dann allerdings noch ein Grobgerüst zu Papier, das für den Anfang der Geschichte jedoch noch relativ detailliert aussehen muß, weil diese Ei n zelheiten ja für den weiteren Verlauf der Handlung ausg e sprochen wichtig sind, andererseits mache ich mir aber auch nicht übermäßig viele Sorgen um die Richtung, in die ich gehe. Die zweite Hälfte meines Entwurfs plane ich nicht so detailliert vor, da ich aus Erfahrung weiß, daß an diesem Zeitpunkt die Charaktere und die Situationen quasi selbst das Steuer übernommen haben, und ich daher eine völlig andere Geschichte niederschreibe als ursprünglich geplant.
    Frage: Reden Sie eigentlich mit anderen Leute über eine Geschichte, bevor Sie sie zu Papier gebracht haben, weil Ihnen sonst die Idee entschlüpfen könnte?
    Simak: Ich spreche niemals im voraus darüber. Schreiben ist eine intime Angelegenheit, und die grundlegende Idee ist Privateigentum. Wenn man sie mit einem anderen Menschen teilt, gehört sie einem nicht mehr allein. Ich glaube, die me i sten Autoren denken so. Sie reden nicht über das, an dem sie gerade arbeiten.
    Frage: Soweit ich weiß, gibt es da zwei Kategorien: Die Mitglieder der einen sind schweigsam wie ein Grab, die der anderen haben Angst, ihre Idee zu verlieren, und daher reden sie mit anderen Leuten darüber.
    Simak: Man kann auch eine Idee verlieren, wenn man z u viel darüber redet. Sie ist dann nämlich kein streng gehütetes Privatgeheimnis mehr.
    Frage: Haben Sie mal mit einem anderen Autor zusa m mengearbeitet?
    Simak: Ja, mit meinem Sohn, und ich glaube, wir sind ausgezeichnet zurechtgekommen. Eine Geschichte habe ich mit Carl Jacobi zusammen verfaßt. Ich weiß aber nicht so recht, ob ich noch jemals wieder mit jemandem zusamme n arbeiten werde. Sicher habe ich keine schlechten Erfahru n gen gemacht, aber das literarische Endprodukt nimmt sich doch ein wenig unbeholfen aus. Es sind eben zwei unte r schiedliche Gemüter mit einer einzigen Sache beschäftigt, und daher ist es schwierig, ein Werk aus einem Guß zu e r
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