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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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der Höhle oder…«
Ich hatte keine Kraft, ihr zu antworten. Meine Ala, die mich betrog, ohne es zu wissen…
»Was hast du?« Sie sah mich aufmerksam an. »Was fehlt dir?«
»Nichts, es ist gleich wieder vorbei. Ich freue mich, daß dir meine Höhle gefällt… Und ich bitte dich, mich nie an meine heutige Schwäche zu erinnern. Auch ich werde sie vergessen. Für immer. Hörst du, nie!«
»Ja doch.«
»Hörst du, Ala, niemals! Hast du mich verstanden – niemals!«
»Ich hab’ schon verstanden, was ist denn groß dabei? So schlimm war’s nun auch wieder nicht.«
»Auf Wiedersehen… liebe Ala.«
»Bis heute abend.«
Wir gingen schweigend nebeneinander.
    Die vertraute und mir so ans Herz gewachsene Straße mit den wilden Kastanien. Mein Haus, das ich nicht betreten durfte… Der mit Sträuchern bewachsene Hof, der in meiner Jungenzeit so geheimnisvoll und anziehend für mich war. Ich durfte nicht einmal einen Blick hineinwerfen.
Ich ging mechanisch neben Martin her. Die Last, die auf meine Schultern drückte, konnte ich nicht abschütteln. Ich hatte noch eine Hoffnung, ich hatte sie gehabt – bis zu dem Gespräch mit Ala… Nur diese Melodie – ein alter Neger blues – erfüllte mich ganz.
    Jeden Augenblick befindet sich jeder von uns an einem Kreuzweg – wie gut ist es, daß wir, wenn wir den einen Weg eingeschlagen haben, die Alternativen vergessen. Nur ich sah eine von ihnen realisiert vor mir. Er hat sich noch nicht sehr weit von mir entfernt, aber auch wenn er sich von mir entfernen wird, bin das doch wieder ich – ein Ich allerdings, das die unglückselige Expedition zum Triton nicht mitgemacht hat. Bin nun ich der Doppelgänger? Wer außer mir kann seine eigene Entwicklung von der Seite beobachten? Und Andrej, Claude und Glas – ihnen werde ich niemals von ihrem Tod auf dem Triton erzählen, das darf ich nicht… Ich werde ein Gefangener sein – manch einer mag sagen: Besser so, denn dann wird mich nie der Gedanke quälen, daß meine Lieben meinetwegen leiden…
    »Du kannst dem Rat vorschlagen, die ›Wiederbelebung‹ rückgängig zu machen«, sagte Martin, mein Henker, seufzend. »Und ich, ich habe beschlossen, sie für deine Familie zu beantragen. Dann kannst du mit einer anderen Ala und mit einem anderen Sohn irgendwo weit weg von hier leben…«
    Ich blieb zurück und starrte ihn nur noch an.
»Das hätte ich nicht von dir erwartet, Martin… Genug der Doppelgänger! Die Erde ist zu klein… So eine grausame Gnade!«
Ein Passant drehte sich nach uns um.
»Was dann?« flüsterte mein Freund. »Wieder in den Kosmos?«
»Nein. Ich muß noch einmal zur Bärenhöhle…«
Anton Donew
Die Wahrheit über den ersten Menschen
    Schon als die Expedition vom Alpha Centauri zu dem unlängst entdeckten Planeten Erde vorbereitet wurde, war der Kulturfunktionär Adonis Ammenthal dagegen, in die Besatzung des Galaktoplans eine Frau als Stewardeß aufzunehmen. Auf anderen Expeditionen hatte er die Erfahrung gemacht, daß Frauen, insonderheit hübsche, immer eine Gefahr für eine Gemeinschaft von Männern sind, wenn sie länger als zwei Lichtjahre zu ihr gehören. Doch ungeachtet seiner Proteste wurde Erika Vanderbilt in die Mannschaft aufgenommen. Sie erhielt ihren Dienstreiseauftrag, absolvierte das vorgeschriebene Raumfahrttraining und machte sich daran, in der kleiner Bar des Raumschiffs die Gläser und Tassen aufzustellen und für die Bibliothek die Zeitungen und Journale zu besorgen, die in den kommenden Jahrhunderten erscheinen sollten.
    Schon im ersten Lichtjahr bewahrheiteten sich die Befürchtungen des Kulturfunktionärs. Die Frau begann ihre Netze auszulegen. Dabei hatte sie es aus unbekannten Gründen ausgerechnet auf ihn abgesehen, vielleicht weil sie ihn für den Standhaftesten hielt. Zu der Zeit waren schon alle dazu übergegangen, einander mit abgekürzten Namen zu rufen, um Atemgas zu sparen; Adonis Ammenthal hieß nunmehr Ad-Am und Erika Vanderbilt E-Va.
    Die Stewardeß zeigte ein übermäßig großes Interesse für die kulturelle Massenarbeit, verschüttete das Konzentrat aus der Tasse, wenn sie sie Adam gab, und der fing an, sorgfältig auf seinen Skaphander zu achten und stundenlang in seiner Kabine beim Gesang der kybernetischen Nachtigall zu seufzen.
    Als sie das Sonnensystem erreichten, war es vollbracht. Adam folgte der Eva wie am Gängelband, sie aber ging zum zweiten Akt ihrer verderblichen Tätigkeit über – Adam eifersüchtig zu machen. Und vielleicht hätte sie dabei beachtliche
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