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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI
Autoren: Thor Heyerdahl
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Schiff am Eingang der Lagune lag. Wir liefen durch den Palmenwald hinunter zum Strand auf der Leeseite. Hier sahen wir hinaus auf das offene Meer, genau entgegengesetzt zu der Richtung, aus der wir gekommen waren. Die Brandung war wesentlich geringer auf dieser Seite, die im Windschutz jenes Riffs lag, das uns so übel mitgespielt hatte.
    Dicht vor dem Eingang der Lagune sahen wir die Lichter eines Schiffs.
    Es war sternenklar. Wir erkannten die Umrisse eines breitgebauten Schoners mit zwei Masten. War es das Schiff des Gouverneurs, das uns holen sollte? Warum kam es nicht herein?
    Die Eingeborenen wurden immer aufgeregter. Nun sahen wir es auch, das ganze Fahrzeug legte sich über und drohte zu kentern. Es war auf ein unsichtbares Korallenriff aufgefahren.
    Torstein erwischte eine Lampe und signalisierte:
»Quel bâteau?« Welches Schiff?
    »Maoae«, blinkte es von draußen.
    »Maoae« war der Kopraschoner, der zwischen den Inseln verkehrte. Er war nach Raroia unterwegs, um Kopra zu holen. Kapitän und Besatzung an Bord waren Polynesier, sie kannten die Riffe in- und auswendig. Aber die Strömung im Dunkel war tückisch. Es war ein Glück, daß der Schoner auf der Leeseite lag und daß das Wetter ruhig war, aber die Strömung aus der Lagune war nicht ungefährlich. Die »Maoae« legte sich mehr und mehr auf die Seite, und die Besatzung ging in das Rettungsboot. Solide Taue wurden in den Mastspitzen festgemacht und herein auf Land gerudert, wo die Eingeborenen sie um die Kokospalmen befestigten, um zu verhindern, daß der Schoner kenterte. Mit anderen Tauen fuhr die Besatzung im Rettungsboot vor die Öffnung im Riff in der Hoffnung, die »Maoae« klar zu rudern, wenn sich die Ebbe aus der Lagune wälzte. Die Ortsbevölkerung setzte alle Kanus zu Wasser und zog aus, um die Kopralast zu bergen. Es waren neunzig Tonnen wertvoller Kopra an Bord. Ladung um Ladung von Koprasäcken wurde aus dem schlingernden Schoner ausgeladen und herein auf trockenen Grund gebracht.
    Niedrige Koralleninseln wie die der Tuamotugruppe und zerrissene Felseninseln wie Tahiti und Moorea fand Kon Tiki, der Sohn der Sonne, als seine Balsafloße die ersten Menschen von Peru über das Meer brachten. Er wurde später als göttlicher Stammvater der Insulaner betrachtet. Steinstatuen völlig südamerikanischen Gepräges wurden ihm zu Ehren auf vielen Inseln errichtet.
    Teriieroo a Teriierooiterai heißt der letzte Häuptling von Tahiti. Er steht auf der Brücke, um uns zu empfangen. Zehn Jahre früher hat er den Verfasser unter dem Namen „Terai Mateata" adoptiert.

Glückliches Tahiti! Kaum sind wir in dem kleinen Dorf angekommen, beginnen die Eingeborenen ihr Fest, das die ganzen vierzehn Tage unseres Aufenthaltes währt.
    Auch bei Flut blieb die »Maoae« liegen und schlug und schrammte gegen die Korallen, bis der Boden leck wurde. Als der Tag graute, lag sie noch ungünstiger zugerichtet auf dem Riff. Die Besatzung konnte nichts unternehmen, es war unmöglich, den schweren Schoner mit seinen hundertfünfzig Tonnen mit Rettungsboot und Kanus freizuschleppen. Blieb er so liegen, so wurde er über kurz oder lang in Trümmer geschlagen. Wenn der Wind wechselte, so wurde er in die Brandung gezogen und scheiterte rettungslos am Ringriff.
    Die »Maoae« hatte keinen Sender. Aber wir hatten einen. Ein Rettungsfahrzeug aus Tahiti wurde indes doch nicht angefordert. Die »Maoae« hatte sich in der Zwischenzeit langst selbst zum Wrack geschlingert. Aber zum zweiten Mal im gleichen Monat wurde das Raroiariff um seine Beute betrogen.
    Zu Mittag des gleichen Tages kam der Schoner »Tamara« am Horizont im Westen in Sicht. Er hatte Auftrag, uns von Raroia abzuholen, und an Bord war man nicht wenig erstaunt, als man statt eines Floßes die Masten eines großen Schoners zu Gesicht bekam, die sich hilflos am Riff wiegten.
    An Bord der »Tamara« war der französische Bevollmächtigte für die Tuamotu- und Tubuai-Gruppen, M. Frederic Ahnne, den der Gouverneur von Tahiti mitgeschickt hatte, um uns zu empfangen. Auch ein französischer Filmfotograf und ein französischer Funker waren an Bord, Kapitän und Mannschaft waren Polynesier. M. Ahnne war selbst auf Tahiti von französischen Eltern geboren und war ein hervorragender Seemann. Er übernahm das Kommando an Bord mit Zustimmung des tahitischen Kapitäns, der hocherfreut war, der Verantwortung in dem gefährlichen Fahrwasser enthoben zu sein. Während die »Tamara« sich selbst von Myriaden von Unterwasserriffen
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