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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI
Autoren: Thor Heyerdahl
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rechnen konnte, es sofort zu bekommen, so war die ganze Schwierigkeit gelöst. Rümpfte einer die Nase, wenn er »mögen« sagte, so bedeutete das »nicht mögen«. So konnte man sich ganz gut verständigen.
    Sobald wir mit den hundertsiebenundzwanzig Einwohnern des Dorfes bekannt waren, wurde ein langer Tisch für die zwei Häuptlinge und uns sechs gedeckt, und die jungen Mädchen des Dorfes kamen und brachten die leckersten Gerichte. Während die einen den Tisch deckten, kamen die anderen und flochten Blumenkränze um unseren Hals, und kleinere Kränze wurden uns auf die Stirn gedrückt. Sie sandten ein schmachtendes Aroma aus und waren kühl und erfrischend in der Hitze. Dann begann ein Willkommensfest, das erst schloß, als wir von der Insel abreisten. Wir bekamen Stielaugen, das Wasser lief uns im Mund zusammen, uns, die wir vom Floß kamen, denn der Tisch bog sich vor gebratenen Spanferkeln, Hühnern, Entenbraten, frischem Hummer, polynesischen Fischgerichten, Brotfrucht, Papaya und Kokosmilch. Und während wir uns über die Gerichte stürzten, sang man Hula - Lieder zu unserer Unterhaltung, indes junge Mädchen den Tisch umtanzten.
    Die Jungens machten es sich so bequem wie möglich und zerflossen förmlich vor Wohlbehagen, der eine sah so lächerlich aus wie der andere. Ausgehungert saßen wir da und schwelgten in den Gerichten mit brausendem Bart und einem Blumenkranz im Haar. Die zwei Häuptlinge genossen das Dasein genauso offenkundig wie wir.
    Nach dem Essen gab es Hula-Tanz im großen Stil. Das Dorf wollte uns die lokalen Volkstänze zeigen. Während wir sechs mit Teka und Tupuhoe jeder seinen Ehrenstuhl im Orchester bekamen, traten zwei Gitarrespieler vor, ließen sich nieder und klimperten los, echte Südseemelodien. In einem großen Kreis hockten um uns die anderen Zuschauer, die kräftig singend einfielen. Da glitten zwei Reihen tanzender Männer und Frauen mit raschelnden Palmenblattfransen sich drehend und schwingend durch diesen Ring. Sie hatten einen munteren und feurigen Vorsänger in Gestalt eines überquellend fetten Kerls, der einen Arm durch einen Hai verloren hatte. Zu Beginn wirkten die Tänze ein wenig theatralisch und nervös, aber als sie sahen, daß die Weißen vom Pae-pae nicht über die Volkstänze ihrer Vorfahren die Nase rümpften, kam mehr Leben in sie. Ein Teil der älteren sprang mit hinein, sie hatten den besten Rhythmus und kannten diese Tänze am besten, die sicher nicht mehr im allgemeinen Gebrauch standen. Und als die Sonne in den Stillen Ozean tauchte, wurde es unter den Palmen lebhafter und lebhafter, und der Jubel der Zuschauer wurde mehr und mehr spontan. Sie hatten vergessen, daß es sechs Fremde gab, die zusahen. Jetzt waren wir sechs der Ihren und freuten uns mit ihnen. Das Repertoire hatte kein Ende. Eine fesselnde Vorführung löste die andere ab. Zum Schluß setzte sich eine Anzahl junger Männer in die Hocke in einem dichten Ring vor unseren Beinen, und auf ein Zeichen Tupuhoes begannen sie gleichmäßig den Boden mit den Handflächen zu schlagen. Erst langsam, dann schneller, der Rhythmus wurde besser und besser, als plötzlich ein Trommelschläger einfiel und sie begleitete, indem er mit zwei Stöcken auf einen knochentrockenen, ausgehöhlten Holzblock schlug. Das gab einen scharfen, durchdringenden Klang. Als der Rhythmus die gewünschte Feurigkeit hatte, begann der Gesang. Plötzlich sprang ein Hula-Mädchen, einen Blumenkranz um den Hals und Blumen hinter dem Ohr, in den Ring. Es trat den Takt mit bloßen Füßen und krummen Knien, während es sich rhythmisch in den Hüften wiegte, die Arme über den Kopf, in echtem Südseestil. Es tanzte glänzend, und bald schlug die ganze Versammlung den Takt mit den Fäusten. Noch ein Mädchen sprang in den Ring und noch eines. Sie bewegten sich mit unglaublicher Geschmeidigkeit und in vollendetem Rhythmus und umkreisten sich wie graziöse Schatten im Tanz. Die dumpfen Schläge gegen den Boden, der Gesang, die helle Holztrommel beschleunigten ihr Tempo, der Takt wurde rascher und rascher, der Tanz wilder und wilder, während die Zuschauer in sorgfältigem Rhythmus klatschten und heulten. Das war die Südsee, so wie sie die Vorzeit kannte. Die Sterne blinkten, und die Palmen wiegten sich, die Nacht war mild und lang, erfüllt von Blumenduft und Zikadengesang. Tupuhoe strahlte wie die Sonne und schlug mir auf die Schulter.
    »Maitai?« fragte er.
    »Eh, maitai«, antwortete ich.
    »Maitai?« fragte er alle
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